Never Change A Winning Team
Sie hat es wieder getan: zum dritten Mal hat Beth Hart zusammen mit Joe Bonamassa ein Cover-Album aufgenommen. Black Coffee ist eine Sammlung von neu interpretierten Soul- Songs, erneut produziert von Kevion Shirley. Wieder ging es nicht darum, todsichere Hits zu covern, sondern dem eigenen Geschmack zu folgen.
»Mir war nie so bewusst, was nun wirklich ein Hit war und was nicht. Ich mache einfach am liebsten Sachen, die ich mag – und frage mich: Kriege ich das hin?« Das Album versammelt Songs undter anderem von Edgar Winter, Ray Charles, Etta James, Ella Fitzgerald und Peggy Lee. Ella Fitzgeralds ›Lullabye Of The Leaves‹ lag der Sängerin besonders am Herzen. ›Als ich das hörte, fand ich das Orchester einfach wunderbar. Ich meine, Ella ist immer wunderbar, aber dieses Orchester zusammen mit der Melodie und dem Text – das musste ich unbedingt machen.« Ihre eigene Version ist eher puristisch und sehr zurückhaltend instrumentriert.
»Wenn Joe sich einem Original nähert, schafft er gleichzeitig etwas Vertrautes, als auch etwas Einzigartiges, Neues«, lobt sie ihren musikalischen Partner, dem sie durchaus zutrauen würde, selbst einen Ella Fitzgerald-Song zu singen: »Joe hat etwas, was nicht viele haben: Er ist unglaublich soulful. Und das, ohne im geringsten zu übertreiben. Man hört seiner Stimme einfach gerne zu. Manchmal höre ich Sänger, mit einem riesigen Stimmumfang, die richitg Akrobatik mit Millionen von Klängen betreiben. Ich habe das ja selbst auch gemacht. Dann denke ich, wie wunderbar es ist, einen Sänger zu hören, der genau das nicht tut. Und Joe wird immer noch besser.«
Black Coffee ist ein Album voller Kontraste. Balladen, Swing-Feeling, scharfkantiger Bläser-Soul findet sich ebenso wie krachende Bluesrocker. Der Titelsong mit seinem fetten Riff gehört in diese Kategorie. Darüber die Stimme, mit der Beth Hart an ihre Grenzen geht und wie die Furie von früher klingt. »So was würden wir nie als erstes am Morgen aufnehmen, und wenn ich eine Show mit einem solchen Song eröffnen würde, würde es mich umhauen. Wobei ich immer eine Stunde Warm Up mache. Wenn du zu einem Konzert von mir kommst, wirst du sehen, dass meine Stimme am Anfang immer sehr clean ist. Die darf man nicht gleich mit solchen Sachen überanstrengen.«
Über die Jahre hat die Sängerin Veränderungen ihrer Stimme wahrgenommen, die sie selbst überrascht haben. »Früher hatte ich nur die ganz hohen Töne und den mittleren Bereich. Ich wollte unbedingt eine andere Stimme, auch weil eine ganze Menge meiner Idole das hat. Etta James ist ein gutes Beispiel. Ausserdem mag ich männliche Sänger, die diesen warmen, vollen Klang haben. Als ich Ende 30 war, haben sich diese wirklich fetten Tiefen im unteren Bereich meiner Stimme entwickelt. Ich war so glücklich, dass das passiert ist. Mein Gesangscoach meinte: Wow, das musst du Dir mehr zunutze machen.« Was sie auch tut, vor allem wenn sie Somgs covert, deren Originale von Männern stammen. Zudem hat sie sich angewöhnt, eigene Songs in tieferen Tonlagen zu schreiben.
Aufgenommen wurde das Album in nur fünf Tagen in Las Vergas. Kevin Shirleys Arbeitstempo kommt Beth Hart entgegen. Die Sängerin ist trotz weltweiter Anerkennung immer noch von Selbstzweifeln geplagt. »Ich habe immer noch Angst. Auch mit Kevin. Ich bin immer nervös, so bin ich eben. Im Studio ist man ja wie unter einem Mikroskop. Aber er macht es mir leichter. Er sorgt dafür, dass alles einfach und leicht läuft. Auch wenn er es mit einer schweren Neurotikerin wie mir zu tun hat. Das hilft wirklich ungemein. Es geht bei ihm auch alles so schnell, dass ich überhaupt Keine Zeit habe, etwas in Zweifel zu ziehen oder nur zu hinterfragen. Wenn ich mich hinters Mikrofon stelle, sagt er: So ist das Arrangement, und jetzt sollten wir loslegen. Er ist nicht nur einer er der besten Produzenten, sonder auch einer der besten Mischer. Er weiss immer genau, was in welchem Moment im Vordergrund stehen soll. Er lässt sogar Dinge großartig klingen, von denen ich beim Aufnehmen überhaupt nicht überzeugt bin.«