Alles andere als ein alter Hut
Fünf Kühe stolpern auf einer grünen Wiese herum, eine davon trägt diesen charkateristischen Hut. Das ist das Cover der aktuellen CD der Klaus Major Heuser Band „What’s up?“. Nicht gerade die Sorte Artwork, mit der man ein Rockstar-Image verkauft. Aber das will Heuser auch gerade nicht: „Mir ist diese Darstellung von Rockmusikern irgendwann ziemlich auf den Keks gegangen. Da wird irgendeine alte dreckige Fabrikhalle gesucht, jeder hat eine Lederjacke an und eine Sonnenbrille, obwohl es draussen dunkel ist. Ich hatte keine Lust, so ein Foto zu machen, und hab mir gedacht, man könnte sich selbst mal auf die Schippe nehmen.“
Klaus Heuser, der nächstes Jahr 60 wird, muss niemandem mehr etwa beweisen. Rockstar war er schon mal mit BAP. Nach seinem Ausstieg 1999 konnte er es sich leisten, nur noch das zu tun, worauf er Lust hatte: Melodiösen Gitarrenpop auf dem Album „Major & Suzan“, später Blues mit Richard Bargel. Seit 2013 betreibt er mit dem Sänger Thomas Heinen die Klaus Major Heuser Band, die mittlerweile drei Studio-Alben und eine Live CD veröffentlicht hat. Der Major heute ist ein Gefühls-Gitarrist, der sich auch mal in Country- und Americana Ecken tummelt, aber auf dem aktuellen Album wieder zunehmend rockt. „What’s Up?“ verbindet die wohlgesetzten, immer sehr soundbewussten Gitarrenkünste des alten Routiniers, die krachenden Riffs, die sorgfältig abgezirkelten Soli mit dem Gespür für Popmelodien mit Ohrwurm-Charakter ohne Nervfaktor.
Der Blues allerdings kommt in der aktuellen Heuser-Musik nur noch in homöopathischer Dosis vor. „Ich mag Blues schon, aber du bist halt in einem engen Korsett gefangen, und irgendwann wird es auch ein bisschen langweilig. Ich versuche immer noch, Harmonien und Melodien zu finden, die es noch nicht gibt, und ich glaube, im Blues ist schon alles gespielt und gesagt worden.“
Zudem sei Thomas Heinen eben auch kein geborener Blues-Sänger „Du musst halt immer das schreiben, was der Sänger am besten kann. Es nutzt ja nix, wenn du an deinen Musikern vorbei schreibst. Wir kommen alle aus verschieden musikalische Richtungen, aber wir befruchten uns gegenseitig. Ich habe keine musikalischen Scheuklappen. Es muss mir und den anderen in der Band gefallen, das ist das Entscheidende. Ich habe ja nicht die spinnerte Idee, dass ich irgendwann nochmal auf den großen Zug aufspringen werde und die Leute auf mich warten“.
Heuser braucht kein Massenpublikum, keine großen Hallen und von vergangenen Lorbeeren zu leben, ist schon gar nicht sein Ding. „Nimm Phil Collins: der geht jetzt wieder auf Tour – und spielt den alten Kram. Ich versteh‘ überhaupt nicht, dass ein Musiker, der so viel Geld verdient hat, nicht mal Lust hat, was Neues zu machen. Oder nimm die Stones. Wenn ich die im Fernsehen sehe, sehe ich ein Konzert, das hätten sie so schon fast 1964 geben können.“
Wer Klaus Heuser bei seinen bisherigen Auftritten in Karlsruhe erlebt hat, hat ihn auch als Geschichtenerzähler mit Entertainer-Qualitäten kennengelernt. „Ich schreibe halt die Lieder, und es gibt immer Gründe, warum ich die schreibe, und dazu kann ich was erzählen. Es ist nicht unbedingt eine Teil des Konzertes, sondern kommt eher spontan. Aber wir sind ja auch in den Alter, in dem man was zu erzählen hat.“ So einem – auch musikalisch – noch etwas einfällt. In einem Radiointerview hat er einmal gesagt, Songs schreiben könne ein schmerzhafter Prozess sein. „Wenn ich ein Album gemacht habe, habe ich ein Jahr oder länger dran gearbeitet. Dann setze ich mich erstmal hin und denke: So, und jetzt? Mir fällt ja auch nicht ständig was ein, das kann schon harte Arbeit sein. Das hat auch damnit zu tun, dass ich in meinem Leben schon so viele Lieder geschrieben habe, und da gibt es schon den Anspruch, mich nicht zu wiederholen.“