Eingestellt am 2.7.2025

„Im Elternhaus war Schlager das Maximum an Musik. Wenn wir mi dem Auto in Urlaub fuhren, habe ich ab und zu versucht, mal ein Kassette nach vorn zu geben, aber der Versuch wurde meistens schon nach dem ersten Stück abgebrochen“, erinnert sich Christian Kretz schmunzelnd. Die nächste weniger schöne Erfahrung war sein Kampf mit dem „Unglücksfall Blockflöte“, die er nach Meinung seiner Eltern unbedingt lernen sollte. Danach habe ich wohl zehn Jahr lang kein Instrument angefasst“. Und doch hat der heute 64jährige noch seinen musikalischen Weg gefunden: Er entdeckte er die Rolling Stones, Deep Purple und fand „über Dixieland zum Jazz“. Als erster Vorsitzender des Jazzclubs Bruchsal ist er heute mitverantwortlich für ein anspruchsvolles Programm und als Gitarrist und Sänger spielt er mittlerweile in drei Bands mit unterschiedlicher stilistischer Ausrichtung.

Jazz hat immer noch it Vorurteilen zu Kämpfen. „Für manche Leute ist ja Jazz ein Schimpfwort“, meint er. Dabei haben er und seine Mitstreiter in den vergangen Jahren ein sehr offenes Verständnis von Jazz etabliert. „Wenn Harmonien und Rhythmen komplexer und subtiler werden, dann könnte es Jazz sein. Das fängt an, wenn es über den Blues hinaus geht. Bei Soul und Funk fängt es an, ‚jazzy‘ zu klingen“. Um dieses musikalische Zentrum haben sich Konzertreihen entwickelt, die andere Klänge zulassen. „Bei unserer ‚Local Heroes‘-Reihe beispielsweise ist alles dabei, sogar Progressive Rock und Heavy Metal. So lernen auch Menschen den Club kennen, die sonst nie gekommen wären“.

En kleines Team stellt das Programm zusammen und bucht die Musiker entweder über Agenturen oder auch über private Kontakte. „Es kommen täglich Anfragen, wir können aus dem Vollen schöpfen. Da geht es nicht nur um Geschmack, sondern das Konzept muss sich auch wirtschaftlich tragen. Wenn es darauf ankommt, können sich die Programm-Macher auf die Unterstützung der Stadt Bruchsal verlassen, wie sich zuletzt im Frühjahr beim Landesjazzfestival gezeigt hat.

Genauso leidenschaftlich gern, wie Christian Kretz die Bühne für andere bereitet, steht er selbst auf der Bühne: Zum einen mit den Suburban Divas, die man mit Fug und Rech als die „etwas andere Coverband“ bezeichnen kann. Coversongs hat er immer gespielt seit den 80er-Jahren, aber „die Idee ist, die ausgetretenen Wege zu verlassen“. Dabei greifen die Musiker gern auf Songs zurück, die schon zuvor von anderen in leicht „angejazzte“ Versionen verwandelt wurden. Da klingt ein Neil Young oder ein Bob Seger-Song plötzlich viel relaxter. „Wir sind natürlich nicht geeignet für Wein- oder Strassenfeste“, räumt er ein. Mit den Fancy Pockets, die ihm genau so viel Spaß machen, covert er die Scary Pockets. „Die drehen alles auf Funk, von AC/DC bis Michael Jackson. Als ich das zum ersten Mal gehört habe, dachte ich, ich muss sowas spielen“. Dass das Publikum zum großen Teil aus aktiven Musikern besteht, verwundert ihn denn auch überhaupt nicht.

Neben all diesen künstlerischen Aktivitäten gibt es den Christian Kretz, er Lehramt studiert und auch 20 Jahre lang als Lehrer gearbeitet hat.

Auf den ersten Blick gibt es keine Verbindung, auf den zweiten allerdings schon: „Man hat viel mit Menschen zu tun, das prägt natürlich auch und genau das sehe ich Parallelen: Im Vereinsleben wie in der Schule muss man auch Leute begeistern können, an einer Sache mit zu arbeiten“.

Zur Person

Christian Kretz ist am 3. Dezember 1961 in Bruchsal geboren. Lehramtsstudium der Fächer Englisch und Latein. 20 Jahre lang Gymnasiallehrer. Weitere Stationen: Gründung einer Agentur für marketing und Kommunikation, seit 2012 angestellt in einem großen Softwarehaus im Bereich Unternehmenskommunikation. Seit fünf Jahren 1. Vorsitzender des Jazzclub Bruchsal.

Musikalische Vorbilder

Johnny Guitar Watson hat mir gezeugt. Der spielt aufs Nötigste Reduziert. Und dann natürlich die ganzen Soul-Jungs, auch Bands wie Rare Earth, ich mag sowas. Dieser Typ Gitarrenhelden, die extrem schnell spielen, war nie meins. Ich hab’s auch nie probiert.

Sport

Rennradfahren. Ausgedehnte Touren mal alleine, mal mit einem Trainingspartner. 70 Kilometer können es schon mal sein. Und täglich mit unseren zwei Hunden raus.

Lieblingsbuch

Christoph Ransmayr, „Atlas eines ängstlichen Mannes“. Einfühlsame Episoden, Beobachtungen und Überlegungen eines sehr schlauen Menschen.

Urlaub Irland, Großbritannien, Normandie. Auf keinen Fall Pauschalurlaub.