Substage, Karlsruhe 06/16/05

Bear Records / VÖ: 2008

Welch ein Abend trunkener Hippieseligkeit war das damals im Frühling vor drei Jahren. Nun also gibt es ein Tondokument, gleich auf drei CDs, und ja: Es kommt ein Gutteil der Atmosphäre rüber. Das klang nicht einfach wie weiland 68, das war 68 im 21. Jahrhundert. Die Starship-Besatzung zeigt, was alles in diesem nicht so genau definierten Begriff „Westcoast-Rock“ steckt: Vor allem Gesang.

Die Arrangements dieser Band (egal ob zu Jefferson Airplane-Zeiten oder als Jefferson Starship) hatten immer etwas unterschwellig außerirdisches, obwohl sie von durchaus vertrauten und erdverbundenen Folk-Harmonien zehrten, sich auch später dem Mainstream-Rock zuwandten und doch nie ganz dort heimisch wurden. Paul Kantner ist der Käptn, man hört ihn förmlich Kette rauchen, David Freiberg fügt die wirkliche Blues Stimme dazu und strahlt dabei eine nachgerade großmütterliche (man betrachte das Foto!) Altersmilde aus. Und dann gibt Diana Mangano (Jahrgang 1968) die junge Grace Slick in einer so furios himmelsstürmenden Version von „White Rabbit“, dass gesetzte ältere Herren im Publikum sich stolz gegenseitig ihre Gänsehäute zeigen. Sie und die „Jungs“ feiern nicht sich selbst, sondern die Verlängerung ihrer Ursprünge, ihres Lebens, ihrer Art Musik in die Zukunft hinein. „Smile on your brother, everybody get together try to love one another right now“. So einfach ist das, und für einen Moment funktioniert es auch. Oder „Somebody to love“, oder die Improvistionsorgien in „Who Do You love?“, bei denen Musiker miteinander statt gegeneinander spielen? Alles da, hier und zum Greifen nah.

8/10