The Absence Of Presence
InsideOut Music I VÖ: 26.06.2020
Im Ballsaal brennt noch Licht
Kansas waren und sind immer schon ein bisschen rührend gewesen im Bemühen, der europäischen Kunstmusik hinterher zu hecheln. Diese Mischung aus »ehrliche Arbeiter aus der amerikanischen Provinz« und »wir können aber Hochkultur« macht die Band seit Jahrzehnten sympathisch.
Wie schon auf dem Vorgänger 2016 sind die meisten Songs ultrafett produzierte Hymnen mit meterhohen Gitarren- und Keyboardwänden und liebevoll platzierten barocken Verzierungen. Diese prunkende barocke Feierlichkeit springt den Hörer vom ersten Ton des Titelsongs an: Violine tanzt auf breitbeinigem Riff, man assoziiert kerzenerleuchtete Ballsäle. Dann wiederum flirrendes Orgelsolo mündet in Unisono-Melodie mit den Gitarren, Geige steigt darauf ein. Kuschelig wie eine Sahnetorte, so vorhersehbar wie herrlich. Immer wieder beschleicht den Hörer bei diesen neun Songs der Gedanke, die Band wolle ein Fortsetzung ihres Erfolgsalbums Leftoverture (1976) schreiben. Ist nicht ›Throwing Mountains‹ das neue ›Magnum Opus‹? Aber wo ist das nächste» « ›Carry On Wayward Son‹? Das dann doch nicht, da mangelt es an Spritzigkeit. Manches gerät etwas zu behäbig, routiniert gefällig, wie das gemütlich tropfende ›Jets Overhead‹ oder das mit zuviel Sound übermöblierte Instrumental ›Propulsion I‹. Nicht nur da täte Arrangement-Entschlackung not. Immerhin: Ziemlich geradlinig rocken können sie noch, wie ›Animals On The Roof‹ beweist.
7 ½ / 10