Grau ist die Farbe der Liebe

Kings X, Karlsruhe, Substage, 4.4.2009

Notiz: Dies war ein Auftrag von ROCKS. Kurze Kritik, dazu ein paar Publikumsstimmen und aschliessend hatte ich noch eine Verabredung mit Doug Pinnikck im Tourbus, wo er den damals üblichen Fragebogen des Magazins beantworten durfte. War lustig und inspirierend, aber auch ein bisschen stressig.

„110 Percent“ hat Doug Pinnick angekündigt, Ty Tabor trägt Ramones-T-Shirt, da kann nichts schief gehen. ›Alright‹ ist das erste atemlose Signal der Hoffnung. Es wird schon gut werden, keine Angst. Ein langes „Yeah“ noch, und Pinnick, gerade mal zehn Minuten am Arbeitsplatz, und schon hat er sie alle, die ausgehungerten Fans.

Es ist der erste von einem halben Dutzend Songs des aktuellen Albums, die die Setlist bereichern: Knochentrockene Hypnose (›Go Tell Somebody‹), klischeefreie Ballade (›Julie‹) und die Kunst, aus deinem einfachen Bassthema ein Monster zu zeugen (›Move‹) nehmen es mit den Klassikern auf. Wobei die Feinheiten unter den akustischen Bedingungen einer unterirdischen Betonwanne schrumpfen, da wird aus ›Pleiades‹ ein graues Riffgebirge Potheadscher Dimension, während die Melodie irgendwo im Hintergrund versuppt. King’s X live ist mehr noch als auf CD zweispuriger Genuss: Höre mit dem Bauch, und Du bekommst Angst vor der eiskalten Präzision der Taborschen Riffs, der Spannung seiner erratischen Gitarrensolo, den auf das absolute Minimum reduzierten Breaks von Jarry Gaskill. Hörst Du mit den Ohren, und du wirst porös ob der Melodiefülle der Band. Und da, mittendrin fließt alles qua Naturgesetz in ›Dogman‹ wie Lava zusammen. ›Born To Be Loved‹ beweist dann noch im Vorbeigehen: Prog Rock á la King’s X hat Eier. Jetzt spätestens hat die „First Church Of Rock’n’Roll“ ihre versprochenen 110 Prozent eingelöst.

Publikumsstimmen: Heiko (57): „Sehr schöner rauer Gesang, erdiger, ehrlicher Sound. Die Soli nicht zu lange wie sonst oft bei Trios- und vor allem: Es ist nicht der Einheitsbrei, den junge Bands heute oft spielen… weniger ist eben oft mehr, so ein bisschen wie bei Pothead auch.“ Karin (29): „Ich kannte die gar nicht, aber ich habe ständig Gänsehaut bekommen. Doug Pinnick hat so eine tolle Stimme, das ist mir alles sehr nahe gegangen. Ich muss die mir jetzt erst einmal auf CD anhören!“ Frank (39): „Großartig, energiegeladen, charismatisch, druckvoll. Sie spielen ihre Songs immer wieder neu und aufregend. Ich bin ja ein großer Fan von ›Dogman‹, aber ›Summerland‹ kam heute auch hervorragend.“

Ich würde mich beschreiben als… »Ein linkshändiger Chaot.«

Drei Alben, die mein Leben verändert haben, sind… »Led zeppelin – II, Sly and The Family Stone – Greatest Hits, Jimi Hendrix – Band of Gypsies.«

Die Musik dieser Alben hat mich deshalb so berührt und geprägt, weil…     »Led Zeppelin… die Platte brachte mir ein Freund vorbei und sagte, ich sollte die mal auflegen. Ich hörte also ›Whole Lotta Love‹, und das erste, woran es mich erinnerte waren Booker T. And The MGs, denn bei ihnen spielten Bass und Gitarre immer zusammen, sie waren die einzige Band gewesen, die das machte. Ich hatte das immer sehr gern gemocht, und als Led Zeppelin es machten, gefiel es mir umso besser, weil es heavy war. Hendrix zeigte mir, dass man Groove in den Rock einbauen kann. Was noch wichtig war: Sie waren alle schwarz, und das hat mir geholfen, das zu tun was ich tue. Bei Sly And The Family Stone waren es vor allem diese unglaublichen Stimmern. Das fand ich so inspirierend, dass ich immer versuchte, mitzusingen. Zudem hatte es Soul und die Gitarren waren heavy.«

Mein größtes Laster ist… »Gras.«

In meiner Freizeit…. »Mache ich Musik. Ja, wirklich. Oder ich tue einfach nichts, oder surfe im Internet.«

Etwas, was mir zuletzt peinlich war…. »Hmmm. Weißt Du, ich hab’ diese Tage einfach nicht mehr, beziehungsweise ich denke einfach nicht drüber nach. Wenn ich was Blödes anstelle, mache ich einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Nein, ich mache mich schon wegen aller möglicher Sachen selbst fertig, aber ich kann mich jetzt an kein spezielles Ereignis erinnern.«

Das Buch, das ich zuletzt gelesen habe… »Ich habe noch nie in meinem Leben ein Buch gelesen. Das ist die Wahrheit. Ich lese schon, aber zu einem Buch hat’s nie gereicht.«

Das letzte Album, das ich mir gekauft habe… »Die neue Kings of Leon.«

Ich habe das Gefühl, komplett durchzudrehen… »Wenn ich morgens aufwache, denke ich, dass ich verrückt werde. Das denke ich überhaupt die ganze Zeit. Nein, wirklich! Das macht mir manchmal richtig Angst.«

John, Paul, George, oder Ringo… »Früher war es immer Paul, aber jetzt ist es John. Ich mochte immer die Art, wie Paul sang, den Soul in seiner Stimme. Aber was John geschaffen hat, das bleibt für immer. Paul singt ein schönes Lied, aber John hinterlässt einfach einen bleibenden Eindruck. Sein erstes Soloalbum, das auf dem ›Mother‹ drauf ist, davon kriege ich einfach Gänsehaut!«