Liebeserklärungen an die Gitarre

Klaus „Major“ Heuser Band im Jubez, Karlsruhe, 30.10.2014

„Catch the Flame“ stellt das aktuelle Album „57“ vor. „I try to lay my soul in every word I write“ singt Thomas Heinen, und man glaubt es ihm aufs Wort. Die Stimme der Klaus „Major“ Heuser Band ist angenehm und wärmt die Stube.

Man fühlt sich unmittelbar zu Hause, während der Namensgeber der Band ein Solo aus seinen Saiten schraubt. Zunächst verhalten, dann subtil elektrisierend. Trommler Marcus Rieck legt mehr und mehr Gewicht in sein Spiel, nach drei Minuten kulminiert das hingebungsvolle Ensemblespiel in einem Delta von Wohlklang. Selbstverständlich ist eine Band, die sich um einen Gitarristen dieser Spielklasse schart, nicht zuletzt dazu da, dessen Licht strahlen zu lassen. Aber schon der Auftakt am vergangenen Donnerstag im Jubez hat jeden Zweifler überzeugt, dass die Songs nicht einfach als Vehikel für ausgedehnte Soli dienen, sondern die Gitarrenkunst intergraler Bestandteil des Songs wird. Genauso, wie die Musiker als Band agieren und nicht als Mietmusiker eines Stars.

Natürlich ist der 57jährige Heuser ein Nostalgiker, wenn er von den Zeiten erzählt, als man sich eine Flasche Lambrusco und was zu futtern holte, um Rockpalast zu gucken. Sowas könne sein Sohn garnicht verstehen. Wie? Eine ganze Nacht Konzert gucken, und dann noch Bands, die man vorher vielleicht nicht kannte? Unglaublich. „Dieses Gefühl das ich damals hatte, wollte ich zurück holen“, sagt der Gitarrist und holt es zurück mit „Take me away“, einem drängenden Rocker mit einem knarzenden Riff und einem Refrain, der auf eine Lichtung hinausführt, auf der man sich selig wallende Gestalten mit langen Haaren in seltsamen Klamotten herbei halluziniert. Eine andere Seite des Heuserschen Gitarrenspiels zeigt „5 AM“: Da nimmt er den Hochgeschwindigkeits-Stilisten komplett zurück, lässt Dire Straits ‚Telegraph Road‘ Stimmung anklingen und nicht weit im Hintergrund flackert die Flamme des Blues

Er und Keyboarder Matthias Krauss seien zuständig für die „Warmduscher-Songs“, erklärt der Gitarrist leutselig. Und? Dass die beiden ein ganzes Bündel von solchen balladenhaften Perlen zu bieten haben, stört hier niemanden. Denn die Fans haben begriffen: Hier kriegen sie Heuser, den Gefühls-Gitarristen, der sich auch mal in Country- und Americana Ecken tummelt, ebenso wie den Rocker. Und er ist in allen Disziplinen gut. Weil er heute besser als zu seinen BAP-Zeiten weiss, die Gitarre dem Song unterzuordnen, weil die Band höchst geschmackvoll arrangiert – ohne dass sterile Kammermusik draus wird. Der Rocker Heuser kommt erst ganz langsam in Gang, dafür aber umso gewaltiger. Am Ende der regulären Spielzeit (beinahe so lang wie frühere BAP-Konzerte!) passiert es: Heuser erhebt sich vom Stühlchen, begibt sich in diese ritualisierte Rockstarpose. Gitarre als Waffe, ganz vorne am Bühnenrand, angriffslustiger Blick, Hut tief im Gesicht. Abflug. Er kommt lange nicht zurück. Aber da gibt es kein Tempo um des Tempos willen, sondern da werden erlesene Töne in eine scheinbar zwingende Abfolge gesetzt, und erst nach eingehender Prüfung auf Höchstgeschwindigkeit geschraubt und aus allen Rohren gefeuert. Da überlegt man schon mal, warum die längste Zeit eigentlich im Sitzen gespielt wurde.