Als Waldbronn auf der grünen Insel lag

Irisch-schottischer Abend mit den Krusty Moors, Kulturtreff Waldbronn, 31.8.2007

Das Wetter stimmt schon mal: Der Abend hat die richtige irisch-schottische Kühle, man rückt näher zusammen, auf der Bühne brennt spärliches Licht, und wären da nicht die Fachwerkhäuser um den Hof des Waldbronner Kulturtreffs, man wähnte sich wohl im Schatten einer Burg in den schottischen Highlands oder bei einem Dorffest im Schatten einer windschiefen Kirche im kargen irischen Connemara. Peter Vogel, der „Special Guest“ des Abends, sorgt mit seinem Dudelsack für den passenden Soundtrack vor der großen irischen Flagge hinter die Bühne, auf der das Logo der Krusty Moors prangt.

Die Krusty Moors aus Karlsruhe sind echt. Echte Iren, Engländer, Karlsruher, und ihre Musik ist kein hochglanzpolierter Edelfolk für Musiktouristen, die alle Riverdance-DVDs im Schrank stehen haben, sondern hat auch in seinen balladesken Momenten immer etwas ungeschliffenes, naturbelassenes. Die Band setzt ganz bewusst auf die Reduktion: Scruffy O’Krusty (alias Paul Burke) an der akustischen Gitarre, Chris am knarzenden Standbass, ein kleines Schlagzeug (in das Drummer Oli an diesem Abend besonders vehement hineinprügeln muss, weil er unverstärkt spielt) und nicht zuletzt die furiose Fiddle von Electric Daniel. Die Krusty Moors wirken wie eine Bande von Straßenmusikern, die sich eher zufällig auf eine Konzertbühne verirrt haben.

Auf der Waldbronner Bühne stehen sie bereits zum dritten mal, sie haben sich hier Freunde gemacht, das merkt man. Da braucht es keine gängigen Gassenhauer zum einheizen. Sie spielen vor allem Material aus eigener Prodkution, komponiert „in the mad minds of Scruffy O’Krusty and the lads“ (entstanden im verrückten Hirn von Scruffy und den Jungs). Zwei CDs haben sie in Eigenregie bislang eingespielt, die dritte („Rats Fats“) ist fertig aufgenommen und gemischt und wird Ende September zu haben sein. Zwei CDs, die viel vorwärtsstürmende Musik für einen kurzweiligen Abend hergeben. „Nimm das Leben wie es ist, es wird schon irgendwie weitergehen“, das ist die unausgesprochen Devise. Und wenn auch nicht gleich die große Tanzsause losbricht: Schon nach den ersten Takten beginnen die ersten Menschen auf den Brauereigarnituren hingerissen zu wippen, sind aber auch offen für melancholische Töne:

Wenn etwa Scruffy in „Rich at heart“ über die Freiheit eines Mannes sinniert, dem das Leben ohne materielle Reichtümer völlig genug ist. In solchen Moment kommt die wind-, wetter- und whiskygegerbte Stimme des Sängers am überzeugendsten. Die Band ist aber immer für Überraschungen gut: So stimmt Bassist Chris einen Song von der kommenden an, und die Musik dreht sich plötzlich in Richtung Country und Bluegrass. Er mag ja aussehen wie ein Seebär, der auf allen Wassern gefahren ist und mit allen Wassern gegurgelt halt, für die nächsten drei Minuten klingt er wie ein Cowboy. Sein Song erzählt von sorgenvollen Männern, die sorgenzerfurchte Lieder singen. Die Musik allerdings wiederum kündet eher von Lebensfreude, wie überhaupt das meiste, was die Krusty Moors an diesem langen Abend anstellen.