Der Klangbildhauer

Michael Landau Group im Jubez, Karlsruhe, 6.4.2008

Da ist er wieder, der Mann der einschwebenden Akkorde; und es scheint, als hätten alle auf ihn gewartet. Publikum und Künstler im Jubez verhalten sich wie die sprichwörtlichen verlorengeglaubten Brüder, die sich Jahrzehnte lang nicht gesehen haben. Michaels Gitarre jedenfalls hat an diesem Abend wieder viel zu erzählen.

Nicht nur sein Gitarrenspiel schleicht sich auf leisen Sohlen an, um dann im besten Fall Minuten später zu explodieren. Drummer Gary Novak legt einen feinziselierten Teppich, Bassist Chris Chaney nimmt den Faden auf. Aus federnder Leichtigkeit entwickelt sich ein fester, rollender und schlingernder Groove, auf dem der Meister sein Klangkaskaden ausmalen kann.

Landau, der auf hunderten Alben mitgewirkt hat, ist ein Soundhexer, der geschmackvoll und genüsslich mit stoischer Mine die Möglichkeiten seines Instruments auslotet. Das schleicht sich durchs Unterbewusstsein ein, er suggeriert dem Zuhörer immer wieder: du hast eine Fahrkarte gelöst, aber wundere dich nicht, wenn ich dich ganz woanders hinfahre, als du es möglicherweise erwartet hättest. Landau ist ein Maler großer, glasklarer Klangskulpturen. Dabei ist sein Ideereichtum schier unerschöpflich. Aber Vorsicht: Kaum hat man sich in eine Art klassischen Fusion-Jazz hineingehört, lässt er es wieder krachen, Töne überkippen, um sie sofort wieder einzufangen. Dynamik ist das Zauberwort, dass diese Band wohl in ihren Arbeitsverträgen drinstehen hat. 

Blues macht einen Gutteil der Ursuppe, aus der diese Band schöpft, und es gibt Momente, da spielt Landau als Griffbrettsau mit seinen Mitstreitern auch das fett durch die Furchen pflügende Powertrio, lässt Akkorde in Hardrock-Manier absaufen. Allein, es fehlt jegliche Pose. Hier gibt es nur Konzentration aufs Instrument, und selbst die Hendrix-nahen Eruptionen wirken streckenweise befremdlich introvertiert. Ganz zu schweigen von seinem Gesang, den man in seiner völligen vernuschelten Ausdruckslosigkeit vielleicht am ehesten mit dem des Kraan-Gitarristen Peter Wolbrandt vergleichen mag. Was andererseits wieder zu seiner konsequenten Weigerung passt, sich in den gesungenen Stücken auch nur von Ferne eingängigen Refrains zu nähern. Aber das, was seine Fans sehen wollten, haben sie im Jubez bekommen: den Michael Landau, der geschmackvoll vorführt, was man mit einer Gitarre alles anstellen kann, ohne dabei zum egozentrischen Angeber zu werden. Ob dabei wirklich anrührende Musik entsteht, liegt ganz im Ohr des Betrachters – und seiner musikalischen Sozialisation.