„Fest Noz“ im Kulturtreff

Lismore spielten im Rahmen der Waldbronner Woche, Kulturtreff Waldbronn, 2008

Anmerkung: Das Foto entstand bei der Ettlinger Folknacht im Jahr darauf (2009)

So viel Wiedersehensfreude auf vielen Gesichtern! Nach zwei Jahren Konzertpause gab es am Donnerstagabend endlich wieder ein Lismore-Konzert. Rund 300 Freunde der Folkband fanden den Weg in den Kulturtreff. Seit zweiundzwanzig Jahren existiert die Band, die inzwischen geographisch so weit verstreut ist, dass ihre Konzerte wirklich eine gesuchte Rarität sind. „Das sind zusammen rund 1600 Kilometer Anfahrt, wenn wir ein Konzert geben“ lacht Stefan Hoffmann, Sänger, Arrangeur, Dudelsackspieler, Flötist und Percussionist der Band. Als sie sich jetzt wieder zum Proben zusammen gefunden, haben sie gemerkt, dass die Chemie noch stimmt. Für das Quasi-Reunion-Konzert „haben wir die Stücke ausgesucht, von denen wir glauben, dass sie den Leuten Spaß machen“.

Es funktioniert, man merkt es vom ersten Ton an. Die Mischung aus ernsthaftem Vortrag des bearbeiteten Liedguts, der übergroße Schalk im Nacken von Conférencier Hoffmann, die lässig überspielten Schwächen der nicht immer ganz perfekt eingeprobten Stücke schaffen eine Atmosphäre, die in ihren besten Momenten an eines dieser stimmungsvollen Fest Noz irgendwo in einem kleinen Dorf in der Bretagne erinnert.

Die Band, die einen Gutteil ihres Repertoire den eigenen Villon-Vertonungen widmet, spielt transparent, überrascht immer wieder mit farbenfrohen Arrangements, was bei gut zweieinhalb Dutzend verwendeter Instrumente auch nicht überrascht. Da ist „Die Ballade vom angenehmen Leben“, bei der Musik und Text auf geradezu seligmachende Weise zur Einheit verschmelzen, da ist das irische Kinderlied, bei dem das Publikum den Mitklatschtest auf synkopierte Taktmasse locker besteht, da ist das von Stefan Hoffmann als frauenfeindlich angekündigte „Le coq“, das vor süffiger Lebensfreude nur so strotzt, da sind reine Späße wie die akrobatisches Musizieren mit zwei Löffeln in „Hannibal der Hasenheld“, vorgeführt von Paul Reinig, da ist die Musikalische Umsetzung eines „eskalierenden“ irischen Festes. Zwar versucht Stefan Hoffmann, dem Publikum weiszumachen, die irische Musik könnten sie eigentlich gar nicht richtig, da gebe es viel bessere Bands. Allein: Das Publikum mag es – zu Recht – garnicht glauben.

Schön ist auch der Moment, als Gitarrist Sven Puchelt seine an dem Tag gerade zehn Jahre als gewordene Tochter Elena auf die Bühne bitten kann. Sie verstärkt für zwei Songs die „Alten“ mit einem einfachen, aber soliden und vor allem selbstbewussten Schlagzeugspiel. Am besten allerdings sind Lismore dann, wenn sie der bretonischen Musik auf der Spur sind. Das Meisterstück heißt „Suite Pleinn de Batz sur Mer“ und lotet die Möglichkeiten dieser faszinierenden Musik aus. Die beschwingt ist und dunkel zugleich, mysteriös und doch klar, rhythmisch verschroben und verschoben aber für Eingeweihte dennoch tanzbar. Lismore schaffen es, die Stimmung des rauhen Landes am Meer einzufangen. Hier allerdings wünscht man sich doch, das Konzert hätte wie ursprünglich geplant, im Hof des Kulturtreffs stattgefunden. Aber, so erklärt Stefan Hoffmann, aufgrund ungünstiger Witterung verstimmte Dudelsäcke seien nun einmal kein Ohrenschmaus.

Bis weit nach 23 Uhr spielen Lismore – inklusive fünf Zugaben (die sie im Vertrauen auf ihr treues Publikum von vornherein eingeplant haben), darunter das unvermeidliche „Yacobites“, hierzulande vor allem durch die Version der bretonischen Band Tri Yann bekannt, und den Lismore-Klassiker „Claire“, ohne den kein Konzert zu Ende gegen kann. „Es hat wieder Lust auf mehr gemacht, wir werden uns Gedanken machen, wie wir auf die Bühne zurück kommen können“, sagt Stefan Hoffmann danach.