Der elegante Blues
Aynsley Lister, Karlsruhe, Jubez, 24.10.2018
Aynsley Lister ist ein Meister der immer auf die Melodie konzentrierten Gitarre. Er weiss genau, wie die klingen soll, und er nutzt seine kleine Gitarrensammlung, die er am vergangenen Mittwochabend auf der Bühne des Jubez versammelt hat. Und dann diese Stimme! Vor ziemlich genau drei Jahren hatte eine Zuhörerin beim Konzert an gleicher Stelle verzückt ausgerufen „ein richtig sauberer Bluesrocker mit Cliff Richard-Stimme. Gott, wie goldig!“ Vielleicht ist es just das, was den wirklich großen Durchbruch verhindert. Sein Gitarrenspiel und Gesang sind so unbefleckt vom Elend wie es nur irgend geht innerhalb dieses Genres. Es fehlt ihm einfach das nötige Quäntchen Verrücktheit. Man könnte auch sagen: ihm tut nichts weh, und er tut niemandem weh.
Einspruch, euer Ehren, meint ein überzeugter Fan, und er hat ja auch Recht, wenn er Listers Musik elegant nennt. Mit seinen letzten beiden Album hat der sich entfernt vom kratzbürstigen Sound der ziemlich tief gehängten Gibson – oder wie es der zitierte Fan beschreibt: „Er hat seinen Sound gefunden“. Jetzt und hier geht es um eine sorgfältig abgezirkelte Mischung von mehr oder weniger energiegeladene Shuffles, Balladen, Anlängen an Classic-Rock und natürlich auch mal einen dynamischen Slow Blues. Mit der handwerklich hochkompetenten Rhythmusabteilung Boneto Dryden (Schlagzeug) und Steve Amadeo (Bass) hat er zwei Sidemen, die nie zuviel spielen und seine Gitarre umso mehr leuchten lassen. Keyboarder Andy Price schafft zusätzlichen Raum, in dem Lister seine Soli ausbreiten kann. Egal, welche musikalische Grundierung er wählt: Sein Gitarrenspiel gerät vor allem nie in Gefahr, sich in selbstverliebeten Tonkaskaden zu verdaddeln. Das unterscheidet ihn von weniger inspirierten Gitarristen des Genres, die auch dann noch weiterfuddeln, wenn sich die Inspiartion längst schlagen gelegt hat.
Lister bleibt immer hellwach: er kann auch plötzlich mit einem Hardrockriff um die Ecke kommen oder mit leicht angefunktem Wohlfühl-Pop („Stay“). Da passt auch ganz gut dazu, das er seit Jahr und Tag eine vollmundige Coverversion von Prince‘s „Purple Rain“ im Repertoire hat. Nah am Original in der Struktur, minus Glitzer und Verruchtheit schimmert durch, dass der Song durchaus auf seinem eigenen Mist gewachsen hätte sein können. Aber ein Hit wäre es dann wohl nicht geworden.
Auf vielfachen Publikumswunsch steigt er in die Zugabe ein mit „Soundman“. Ein weiterer seiner Trademark-Shuffles, einen Zacken kantiger, für Lister- Verhältnisse beinahe schon böse. Loslassen, abfliegen und in schöner Rollenprosa singend sich über die Sorte Mixer lustig machen, der es immer zu leise haben will. Aber nicht hier im Jubez. Da klingt alles vollfett und stolz.