Dem Zeppelin wieder zum Start verholfen
Mad Zeppelin; Fabrik, Bruchsal, 11.11.2022
Nachdem Led Zeppelin sich 2007 mit einem einzigen Konzert in der Londoner O2 Arena wohl für alle Zeiten verabschiedet hatten, habe Tribute-Bands Konjunktur. Mad Zeppelin, eine der profiliertesten deutschen Bands dieser Szene, machten am Freitagabend in der Fabrik Station. Die Musiker versuchen dabei erst garnicht, wie die Vorbilder aus auszusehen, und das ist auch gut so. Denn hier geht es um die Liebe zu dieser Musik und den Wunsch, sie möglichst originalgetreu auf die Bühne zu bringen.
Für Sänger Michael Dorp ist der zehnte Auftritt in Bruchsal „ein kleines Jubiläum“. Das die Band mit einem energiegeladenen Set feiert, bei dem sie nicht nur auf die todsicheren Klassiker setzt. Schon die Eröffnung mit dem kantigen, knüppelharten „Nobody’s Fault But Mine“ vom 76er-Album „Presence“ zeigt die Stärken der Band: Da ist der Gitarrist Ralph Glodek, der seinen Jimmy Page verinnerlicht hat und ihn ohne dessen arrogante Rockstar-Attitüde auf die Bühne bringt, da ist Drummer Rafael Winter, der John Bonhams brachialen Stil wieder zum Leben erweckt. So einer darf dann auch das legendäre Schlagzeugsolo „Moby Dick“ adaptieren, ohne eine bloße Kopie zu sein.
John Paul Jones’ Rolle übernehmen bei der Mainzer Band gleich zwei Musiker: Keyboarder Thomas Blum und Bassist Christian Ludwig teilen sich die Aufgabe – und das trägt zu Klangfülle bei, was gerade bei einer majestätische Nummer wie „Kashmir“ ein entscheidender Vorteil ist.
Eine Led Zeppelin-Tribute Show steht und fällt mit dem Sänger. Der heißt Michael Dorp und sagt im Gespräch kurz vor dem Auftritt: „Der Sänger muss das Timbre schon haben, das dem Original nahekommt“. Dorps Timbre mag einen Tick dunkler sein als das des Vorbilds, aber die Plantschen Vokalmanierismen und Phrasierungen hat er drauf. Wobei er sich durchaus interpretatorisch Freiheiten zugesteht.
„Ich mag auch die bluesige Seite von Led Zeppelin, aber das Epische kommt mir auch entgegen“, sagt er. Das entfaltet sich prächtig in „No Quarter“, das zum einen großes Klangkino ist, zum anderen beinahe etwas schamanisch Beschwörendes hat. Je nach musikalischer Sozialisation und Lebensalter mag der eine oder andere Zuhörer auch „gelebtes Hippietum“ in dieser glänzenden Performance entdeckt habe.
Wirklich majestätische kommt „Kashmir“, jener Monolith mit dem von viel Hard- und Heavy- Bands oft kopierten und variierten Riffgebirge. Mad Zeppelin versehen das Stück noch mit einem hochdramatischen Intro, das Spannung aufbaut, die sich mit den ersten Takten des Songs wie eine Befreiung entlädt. Ganz anders „How Many More Times“ vom Led-Zeppelin Debüt, das zumindest am Anfang richtiggehend swingt und damit noch einmal die Vielseitigkeit dieser Musik zeigt. Für die Schlussrunde ist zur Freude des Publikums Klotzen statt Kleckern angesagt: Bei „Rock’n Roll, Whole Lotta Love“ und „Communication Breakdown“ lässt das Quintett noch einmal die Muskeln spielen.