Live at Hammersmith Apollo 2009
Plastic Head / Soulfood / VÖ: 27.9.2011
Die wahren Punks
„We Went Off Somewhere On The Way, And Now I See We Have To Pay, the Rock’n’Roll Circus Is In Town“ singt Ian Hunter mit dieser brüchigen, und doch immer noch wild entschlossenen Stimme in ›Ballad Of Mott‹. Das ist einer der emotionalsten Momente dieses Reunion-Konzerts am 1. Oktober 2009 im Londoner Hammersmith Apollo, naturbelassen auf zwei CDs gepresst. Da ist er wieder, der kurze Herbst der Anarchie jener Nächte, in denen die Band in beinahe – klassischer Besetzung antrat. Einzig Drummer Terence Dale Griffin, an Alzheimer erkrankt, kommt erst zur Zugabe. Vorher macht Ersatzmann Martin Chambers (Pretenders) seinen Job mehr als gut. Er muss Griffins eigenwilligen Schlagzeugstil genau studiert haben. Die dritte, die Foto-CD beweist: Engländer altern besonders unvorteilhaftt, aber nur Mott The Hoople können akustisch mit einer unbekümmerten Schludrigkeit zu Werke gehen, die sie durchaus jugendlich klingen lässt. Wie eine leicht angetrunkene Horde Halbstarker, die nichts weiter geprobt hat als die groben Abläufe ihrer Songs. Der Sound ist breit, polterig und sehr orgel- und basslastig. Da wird nichts beschönigt. Nicht Hunters angeschrägter Gesang, nicht Ralphs eher lasches Riffing und sein katastrophaler Gesang bei ›Ready for Love‹, nicht die schludrigen Einsätze von Bassist Peter Overend Watts. Und Verden Allen? Er spielt seine Brüllorgel als notorische Sägewerk. Ein Keyboarder, ein wahrer Punk. Aber wen schert das alles. Jede Politur wäre ein Geschmacksvergehen an diesem Zeitdokument. Es sind die emotionalen Werte die hier zählen. Und diesbezüglich fährt diese Box schwere Geschütze auf, sowohl auf der Bühne als auch hörbar im Saal.
8/10