Nena und Claudia Thesenfitz

Willst Du mit mir gehen

Um wie viel ärmer wäre die Welt ohne dieses Buch: „Ich bin immer wieder fasziniert davon, was so alles in ein einziges Leben reinpasst“ lässt sich Nena zitieren. Claudia Thesenfitz ist auch völlig fasziniert davon, also hat sie es im Auftrag des Verlages aufgeschrieben. In Lila. Gut, da tun die Augen nach ein paar Seiten weh. Manchmal wird die Biografin fast inkontinent angesichts der Tatsache, dass Nena persönlich sie anschaut. „Ich schaffe es kaum, ihr in die Augen zu gucken, weil ich innerlich jedes mal ein bisschen zusammenzucke“. Da tut dann schon das Hirn des Lesers weh. Aber man erfährt ja dafür auch, was alles so in die Nena reingeht, Wein zum Beispiel, und sie stößt sogar mit Claudia an, bevor sie trinkt. Da ist die Claudia schwer beeindruckt von der Nena, und schreibt auch ganz viel, was ihr so im Kopf rumgeht, wenn sie die Nena trifft. „Keine Lust auf bemühte Floskeln und verlegenes Lossabbeln. Nicht reden – erst mal fühlen. Schweigen. Das geht. Auch ich gucke aufs Meer und bin sogar seltsam entspannt dabei. Nur einmal ganz kurz fällt mir ein, dass ich hier neben Deutschlands erfolgreichstem weiblichen Rockstar sitze.“ Interessante These, Fitz, das mit dem Rockstar. Danach muss Die Geschichte der Rockmusik muss neu geschrieben werden. Und Udo Jürgens ist dann vielleicht der deutsche Bob Dylan. Und die Claudia der deutsche Albert Goldman. Und so geht das weiter, an die 300 Seiten. Da fällt nicht weiter störend auf, dass tatsächlich noch ein paar Schlaglichter aus Nenas Leben im Business gestreift werden. Ohne dass allerdings die entscheidende Frage beantwortet würde: nämlich was sie uns mit der zauberlichen Textzeile: „Ich sehe deine Hand, hab’ sie gleich erkannt“ sagen will.

Gustav Lübbe Verlag. 2005, 312 Seiten. 16.90 €