Wolfgang Niedecken

Für ’ne Moment

»Man traf sich im Studio um elf Uhr und setzte sich, nachdem man einen Kaffee getrunken hatte, um zehn nach elf hin und sagte: Was machen wir denn heute… hat denn einer ’ne Idee?«. Das war 2008, bei den Sessions für Radio Pandora, und der Beschluss stand fest: »Das nächste Album nehmen wir genauso auf.« So entstand Halv su wild, das 17. Studioalbum von BAP.

Wolfgang Niedecken, gerade 60 geworden, ist mit sich und seinem Werk ganz im reinen. Die Arbeit am Album und die Arbeit an seiner Autobiographie Für ’ne Moment, gingen Hand in Hand. »Ich hab‘ parallel am Cover, am Artwork an der Musik gearbeitet, irgendwann wurde aus diesen Strängen ein Zopf. Im Endeffekt seht alles als eins da: Soviel ist von dem Buch übergesprungen auf das Album und vom dem Album auf’s Buch. Ein idealer Zustand«. Das Buch ist keine Geschichte der Band und schon gar kein „Buch der Rekorde“, sondern ein Einblick in ein vielseitiges Künstlerleben. Deutlich wird: Niedecken der Maler hat streckenweise unter dem Erfolg des Musikers gelitten: »Zwischen 1980 und 85 kam ich zu garnix. Jedes Jahr ’ne Platte, ’ne Tour. Wenn Du das ordentlich machen willst, kommst Du nicht mehr ins Atelier«. Die Autobiografie beleuchtet u.a. Kindheit und Jugend, das zunehmend schwierigere Verhältnis zum Vater, dem er mit Verdanp lang herschon vor fast 30 Jahren ein Denkmal gesetzt hat, sein Engagement für Afrika und es wirft einen Blick auf das schwierige Verhältnis mit Gitarrist Klaus ‚Major‘ Heuser, der 1998 die Band verließ. Schmutzige Wäsche wird hier nicht gewaschen: »Über allem steht immer der Begriff Respekt: Er hat uns damals gezeigt wie man rockt. Wir wussten das nicht. Das ging bis einschließlich Zwesche Salzjebäck und Bier, dann war es aber auch gelaufen. Größten Respekt habe ich auch dafür, dass er wörtlich gesagt hat: Das, was ich mit BAP immer machen wollten ist mit Dir anscheinend nicht möglich. Ich hätte den nie aus der Band geworfen, auch aus Respekt, auch aus Dankbarkeit. Aber als der Zustand zu Ende war, hab ich auch mal Sekt getrunken, den ich eigentlich gar nicht mag…«.

Hoffmann & Campe, 2011, 528 Seiten