Mystica

Erhebender Stillstand

Steamhammer/SPV / VÖ: 25.8.2006

Was ist das denn? Ritchie Blackmores Rainbow zu Joe Lynn Turners Zeiten? Yngwie Malmsteen, der Paganini der Zwirbelgitarrenraserei? Ken Hammers polterige Pretty Maids? Die sind’s alle offen bar nicht, aber – „Aaaargh!“ Der Gitarrenmann zieht durch: „rapatapa rapatapa“ schrappt die Grundsubstanz, der Luftgitarrenadept wird schon fingerwund am Hosenbund. Es folgt die Erlösung in Form eines obergärigen „Zrööööm“.

Der hundert Marshall Türme breite Akkord, auf den ganze Raumstationen gebaut werden. Der Sänger erklärt: „We need to fly to the Moon“, und intuitiv weiß der geübte pavlovsche Hund, dass er jetzt das rechte Fäustchen zu recken hat. Vroooaav! Denn im Refrain zuckt selbstredend die Ur-Synkope des willfährig einherrumpelnden Drummers (spannweite des Arbeitsplatzes mindestens ein Dutzend Bassdrums, Snaredrums mit der Tiefe von Mülltonnen), und ja: „Bradudumm, bradudumm“. Nehmt das nicht weiter ernst, und ihr werdet in Glückseligkeit baden, denn es ist Axel Rudi Pell. Ein verlässlicher Garant für die nimmer endende Beschwörungsformel der intergalaktischen Bierschwemme: „We’re gonna rock the Nation, so shout it out loud“. Abgefasst in der immergleichen tonalen Handschrift, unerschütterlich eingebettet in den Groove, denn die Ritter in ihren schimmernden Rüstungen nun einmal bevorzugen, rumpelt dieses elfte Werk des wunderbaren Axel Rudi durch und durchmisst dabei eine herrliche Welt perfekten musikalischen Stillstands, wie er schöner und erhebender kaum sein könnte. Ruhrpott rules!

7/10