Love Over Fear

Pendragon Toff Records I VÖ: 20.2.2020

Vorwärts, wir müssen zurück

Kraftvoller Einstieg mit Orgel, eher klassischer Rock im nostalgischen Stil denn die gewohnte Beschaulichkeit, aber nach einer kurzen Schreckminute ist alles wieder da: Die sämigen Gitarren, die ewig gleichen Wohlfühlharmonien, die die besten Pendragon-Alben der 90er Jahre auszeichneten.

Das Album markiert wohl die Abkehr von den halbgaren Modernisierungsversuchen der vergangenen Jahre. Auf ihrem bewährtem Terrain kann die Band nichts falsch machen. Allerdings: das Prinzip klotzen statt kleckern wird etwas zurückhaltender eingesetzt. Bis dann ›Water‹ wieder die übliche Opulenz durchbricht: Da frickelt sich Nick Barrett vor einem massiven Keyboard-Grundgetöse wohlfeil einen ab, ebenso im majestätisch schreitenden ›Eternal Light‹. In den knapp neun Minuten Who Really Are We packt das Quartett alle Trademarks der Band hinein, als wäre es ein Trailer fürs Gesamtwerk. Immerhin gibt es mit Starfish And The Moonund Whirlwindzwei sehr sparsam instrumentierte Balladen, und ›360 Degrees‹ ist lupenreiner Folkrock. Die Deluxe-Version kommt mit einem Text/Bilderbuch und zwei weiteren Versionen des Albums: Einmal akustisch, einmal instrumental. Letzteres ist überflüssig, aber das akustische Album ist eine Überraschung: Die Musik wird nicht einfach heruntergeschrammelt, sondern komplett neue instrumentiert und arrangiert, und hat tatsächlich einen vollkommen anderen Charakter, den man so von dieser Band noch nie gehört hat. Wunderschöne Kammermusik, die förmlich nach Extrakonzerten mit Kerzenlicht und Sofa-Bestuhlung schreit.

8/10