Everything I Am – The Complete Plastic Penny

Grapefruit I VÖ: 22.2.2019

Zwei Seelen wohnen ach in meiner Musik

Das konnte langfristig nicht gut gehen: In einem Interview nannte Sänger Brian Keith Frank Sinatra, Woody Herman und Stan Kenton als Vorbilder, während der Rest der Band bekannte, auf Cream, Jimi Hendrix und progressive Musik zu stehen. Zu diesem Rest gehörten der später als Drummer von Elton Johns Band bekannte Nigel Olson, der 1970 auch ein kurzes Gastspiel bei Uriah Heep gab und Organist Paul Raymond, bis heute bei UFO: Plastic Penny wurde 1968 von Manager Larry Page erfunden.

Der sah das Potenzial der Box-Tops Single B-Seite ›Everything I Am‹ und des Session-Sängers Brian Keith, dessen Timbre nah an Alex Chilton lag, dem Sänger der Originalaufnahme. Es wurde ein Hit, aber noch gab es keine Band. Also wurden Musiker rekrutiert, die zusammen mit Brian Keith das Debüt aufnahmen. Und das klingt, als seien zwei verschiedene Bands am Werk. Die eine liefert leicht melancholische Popmusik, geschaffen für Brian Keiths Pop-Crooner-Stimme. Die Immerhin nie ins Süßliche abkippt. Die andere macht genau die Musik, die den Übergang vom anspruchsvolleren britischen Pop der späten 60er-Jahre zum härteren Rock der frühen 70er markiert. ›Mrs. Grundy‹ vom Debüt – gesungen von Paul Raymond kreuzt Psychedelia und orgellastigen Rock, ›I Want You‹ – mit brünftigen Vocals von Nigel Olsson ist ein Art Cream Light plus Orgel und mit überraschendem Schlagzeugsolo. Wohin dieser Teil der Band wollte, merkt man spätestens beim Titelsong des zweiten Albums ›Currency‹. Das Instrumental hat das Flair und die Instrumentierung von Deep Purples ›Wring That Neck‹. BBC Sessions und sehr ausführliche Linernotes runden das Vermächtnis dieser ungewöhnlichen Band ab.

6/10