Certifiable. Live in Buenos Aires

2 DVDs 2 CDs

A&M Records / VÖ: 11.11.2008

»Ich kann nicht mehr der absolute Bandleader sein, ich muss neu anfangen. Ich bin jetzt in einer Band, in der ich nicht einfach jemanden feuern kann«, sagt Sting in der Probe- und Tourdokumentation auf der zweiten DVD, und beschreibt damit die Atmosphäre der Police Reunion des vergangenen Jahres. Hier wird gekämpft um jeden Akkord, um jeden Akzent, um die Wiederbelebung der alten Songs.

Denn um nichts weniger geht es: Als den Herren bewusst wird, welche Lawine sie mit ihren Tourplänen losgetreten haben, wird ihnen gleichzeitig bewusst, dass sie sehr, sehr gut sein müssen, um die Ansprüche des Publikums und vor allem die eigenen zu befriedigen. Klar, dass vor laufender Kamera auch die alten Klischees zu unser aller Amüsement abgespult werden, wenn etwa Andy Summers über seine Mitmusiker sagt: »Ich hasse sie beide«.Wenn Sting sich über einen Drumfill von Copeland kaputtlacht, und der grimmig antwortet »nur, weil Du nicht mitkommst«. Einmal steht die Frage im Raum: »Wieso spielen wir nicht einfach Tennis? Wieso müssen wir diesen Scheiß spielen?«. Schönes Understatement. Schaut man ins Konzert, sieht man: Das musikalische Material hat dem Zahn der Zeit getrotzt. Man sieht auch, wie detailverliebt das Trio die alten Songs wiederbelebt hat, hier und dort ein wenig aufpoliert, immer mit Respekt vor dem ursprünglichen Gefühl. Auch die Musiker sind älter geworden, sie spielen nicht gerade mit dem Feuer der ewigen Jugend, aber loten energisch und druckvoll dieses ganz eigene Klanguniversum aus, das nichts weniger als die Neudefinition der Möglichkeiten eines Rocktrios war und ist. In einem angenehm ruhigen, unprätentiösen Bühnenbild mit ruhiger Kameraführung eingefangen. Und komischerweise sieht gerade Stewart Copeland, der so gerne den Nörgler gibt, so aus als hätte ausgerechnet er den meisten Spaß auf der Bühne.

8/10