Atmosphärischer Progressive Rock aus Mannheim

Foto-Credits: Marco Magin (Live-Fotos)

Poor Genetic Material sind eine Progressive Rockband aus Mannheim. Sie vertonen gerne Literatur. So haben sie Shakespeares „The Tempest“ zu Musik werden lassen, ein weitere ihrer Alben ist von James Joyces „Ulysses“ inspiriert. Im Gegensatz zum literarischen Werk ist die Musik der Band um Sänger Philip Griffiths (Prog-Fans auch bekannt als Sänger von Alias Eye) aber alles andere als schwer zugänglich. Poor Genetic Material haben sich einer Spielart des Progressive Rock verschrieben, die auf Melodien setzt, die Pathos aus eben jenen statt aus meterhohen Arrangement-Ungetümen zieht, und die immer den Song über handwerkliche Protzerei stellt. Eloy, Pink Floyd, RPWL oder Camel mögen als Referenzgrößen für Einsteiger herhalten. Da hört man eine Gitarre, die nachdenklich die Räume durchmisst, dazu eine hingetupfte Flöte. Oft perkussiv gespieltes Schlagzeug und ostinate Bässe bilden das Gundament für eine Musik, die sich viel Zeit lässt. Und Platz schafft für den Gesang. Bei dem Junior Philip immer mal unterstützt beziehungsweise abgelöst wird von seinem Vater Martin Griffiths, dereinst Sänger von Beggars Opera. Der seit einiger Zeit festes Mitglied der Band ist. Die Stimmen der beiden liegen ziemlich nah beeinander, klingen gut miteninander und sind zusammen einfach nur schön. Gerade ist ihr neues Album „Here Now“ erschienen. Ein besonderes Highlight darauf ist „The Garden“, eine 13 Minuten lange mehrteilige Suite mit wiederkehrenden Motiven, die auf der Geschichte des Schwetzinger Schlossgartens basiert. Komponiert und gesungen von Martin Griffiths, der dieser Tage Schlossführer in eben jenem herrlichen Garten ist.

Im September 2020 habe ich mich mit Vater und Sohn zu einem ausführlichen Gespräch getroffen, das im folgenden dokumentiert ist. Hier könnt ihr nachlesen, wie so ein Gespräch abläufz, wenn es nicht nur um das „Frage/Antwort-Spiel“ geht.

Poor Genetic Material sind:

Philip Griffiths – lead & backing vocals
Martin Griffiths – lead vocals on The Garden
Stefan Glomb – guitars
Philipp Jaehne – keyboards
Pia Darmstaedter – flute
Dennis Sturm – bass
Dominik Steinbacher – drums & backing vocals

Eigentlich ein blöde Frage, aber eine, die ich schon immer mal stellen wollte: der Bandname, woher kommt der? Wahrscheinlich weiss es jeder Fan – aber für die Unwissenden…. Und für mich, bitte nochmal!

Philip: So hiess die Band schon, bevor ich dazu gestossen bin. Das war damals nur der Phillipp Jaehne und der Stefan Glomb, der Keyboarder und der Gitarrist. Es kommt von einem Comic Strip, Calvin & Hobbes, was nach wie vor einer meiner Lieblingscomics ist. Ein kleiner Junge und sein Tiger. Das gibt es eine ganz kurze Szene: Er ist in seinem Zimmer, schlägt mit Steinen um sich und haut alles kurz und klein. Dann kommt die Mutter rein und sagt: What possessed you to hit stones in the house? Und der sagt nur: „Poor Genetic Material?!“ Im letzten Bild sitzt er auf dem Bett und sagt dann sowas wie: „Wrong answer, ooh!“ Also einfach a quirky sense of humour. Es hat sich aber interessant angehört, und es bezieht sich nicht auf uns. Weil oft Rezensenten darauf Bezug nehmen und dann meinen: „Das ist ja gar nicht poor genetic Material, sondern great genetic material.“

Das hätte ich jetzt nicht vermutet….

Philip: Es hat also keine große Bedeutung, hört sich aber ganz nett an.

Here Now ist euer neuntes Album, soweit ich das sehe.

Philip: Ich hab‘ den Überblick verloren, denn die Jungs machen auch manchmal so kleine Projektgeschichten, ohne Gesang. Aber Poor Genetic Material hat zumindest schon einige Alben auf dem Buckel jetzt.

Es ist ja im weitesten Sinne Progrock, wobei ich ja schon von so vielen Musikern gehört habe: Das Etikett möchte ich nicht aufgeklebt bekommen!

Philip: Warum nicht?

Martin: Mit Beggars Opera haben wir früher dauernd gespielt, da wurden wir nicht in die sogenannte Progressive Musik sortiert, das war für uns einfach nur Rock.

Ja, das Etikett kam erst später.

Philip: Man muss sich ja wirklich Zeit nehmen, um sich solche Musik zu erschliessen. Das ist ja nicht unbedingt die einfachste Four Chord Musik.

Martin: Aber es ging immer darum, to tell a story. Irgendwas mit der Musik zu erzählen. Viele Zuhörer jetzt sind vielleicht aus meiner Generation und die gehen nicht zu Live-Konzerten, sondern sitzen zu Haue und hören mit Kopfhörern Musik.

Ich sass als Jugendlicher immer in meinem Zimmerchen und hab mich ins gleichseitige Dreieck gesetzt und eine schwache Lichtquelle angemacht, habe Close To The Edge studiert. Ich versuche seit 1972 dahinterzukommen, was diese Worte bedeuten könnten, und dann The Lamb Lies Down On Broadway, ein Jahrhundertalbum. Aber ich glaube, diese Art Hörer gibt es heute wohl nicht mehr?

Philip: Naja, heute ist es eine andere Art, Musik zu hören, mehr so als Backdrop. Das macht man halt, beim Joggen oder so…. Das kommt auch durch das Streamen. Ich glaube nicht, dass das, was wir machen, Musik für diese Art Hörer ist. Sondern für Leute, die auch gern mal diese Klanglandschaften erkunden, um auch mal rauszufinden: Wie ist das überhaupt gemischt und wo kommt das Schlagzeug her. Das ist eher möglich in der Generation 50 Plus. Ich bin natürlich mit Beatles, Deep Purple und diesen ganzen Bands…..

. gefüttert worden…..?

Philip: …und hab‘ sie auch angenommen und nicht abgelehnt. Und deswegen ist es für mich auch ganz natürlich, so zu hören.

Wo findet man dann ein Publikum für solche Werke, wenn man als Live-Band nicht aktiv ist und mehr oder weniger im stillen Kämmerlein epische Alben produziert, dann denke ich immer: Wer hört sowas ausser mir…?

Philip: Ich denke, bei so relativ kleinen Communities ist es oft so, dass die einen Weg finden, sich beispielsweise über Facebook zu versammeln. Das ist wohl eine kleine, aber doch loyale Gruppierung von Menschen, die ein gewisses Alter erreicht haben, die diese Musik in den 60er- oder 70er-Jahren gehört haben und lieben… und davon beeinflusst werden. Das ist auch unser Publikum. Mein Sohn mag es natürlich auch, weil der Opa und der Vater da singen.

Wie alt ist dein Sohn?

Philip: Der ist 15 und die Tochter 13, das ist natürlich eine ganz andere Musikgeneration, die ganz andere Hörgewohnheiten hat.

Meine sind 27 und 30…

Philip: Bei denen könnte es schon wieder hinhauen….

Ja, mein Sohn sowieso, den habe ich schon als Baby musikalisch sozialisiert. Bei meiner Tochter ist das etwas anders, die hat sich auch schon wieder davon abgegrenzt, was der große Bruder hört, aber jetzt interessiert sie sich plötzlich für Toto….. und ausserdem Deep Purple.

Philip: Gut! Da ist man zufrieden….

Zurück zu Poor Genetic Material. Wenn ich das richtig sehe, sind ja die meisten der Alben „vage“ Konzeptalben. Nicht so, dass man sagt, das ist jetzt unbedingt eine durchgängige Story – aber es gibt einen thematischen Faden. Kann man das so sagen?

Philip: Was wir nicht machen wollen – denn das ist mir zu klischeehaft proggy – sind diese Tolkien- Geschichten, die ja immer gern mit Neo-Prog assoziiert werden. Silmarrillion und diese ganzen Geschichten, dungeons and dragons. Es geht uns also überhaupt nicht darum, eine kohärente Geschichte zu erzählen, sondern es geht immer um ein Thema. Selbst bei Shakespeares „The Tempest“ und James Joyces Ulysses ging es nicht darum, die Geschichten nachzuerzählen, sondern die Themen, die dort aufgegriffen werden, musikalisch umzusetzen.

Martin: Wie die Beatles bei „Sgt. Pepper“, das ist für mich eines der ersten Themen-Alben….

Philip: Ich glaube, die hatten auch irgendwann keine Lust mehr. Sie haben angefangen mit dieser Idee von „Sgt. Pepper formed a band“ … und irgendwann hörte es auf.

Martin: Es sind ja nicht nur die Themen, von denen Du gesprochen hast, sondern auch die Musik, das Gefühl. Unser „Waters Of Change“, das war ein Konzept. Wir habe das alles live entwickelt, wir haben immer gedacht: Das ist unser Konzeptalbum. Und irgendwie, wenn ich das anhöre, stimmt das, obwohl die Lieder separat sind. Aber das vermittelt so ein Gefühl.

Philip: Bei unseren letzten beiden Alben sieht man ganz deutlich, dass es keine Geschichte ist, sondern sich mit Themen beschäftigt. Bei „Absence“ geht es um Verlust, um da Nicht-Dasein, bei „Here Now“ geht es um das da sein.

Wie kommt das alles zusammen, wie entsteht das? Ihr habt zwei Bandmitglieder, die komponieren….

Philip: Die Grundkonzepte, ja.

Und die Texte, die sind von Dir?

Philip: Nee, früher habe ich die Texte mitgeschrieben, aber war dann auch recht froh, das abgeben zu können. Ich musste das nicht unbedingt haben. Auf dem neuen Album zum Beispiel kommen alle Texte von den beiden. Ausser „The Garden“ von Martin, weil sein Bezug dazu auch so stark war – und das wollte er auch schreiben. Die beiden Jungs sitzen also zusammen und schreiben die Grundgerüste der Songs. Da ist noch kein Schlagzeug, kein Bass. Die wissen gar nicht, was wir später damit machen. Die haben nur diese Idee, und die wird dann an den Schlagzeuger und den Bassisten geschickt, da haben wir das meistens noch gar nicht gehört. Wir haben das Glück, mit sehr vielen Tontechnik affinen Menschen zusammenzuarbeiten. Der eine hat sein eigenes Studio und kennt sich unheimlich gut aus. Die nehmen das dann auf, dann kriegen wir es und denken uns unsere Melodien aus. Die vielleicht ganz anders sind als die, die die beim Komponieren im Kopf hatten.

Das ist keine Gesangsmelodie vorgegeben?

Philip: Nein, es ist nur der Text da. Ich kriege einen Text mit Minutenzahlen, wo die denken, da könnte man doch sowas singen. Und oft passiert das dann garnicht so.

Das ist eine ungewöhnliche Vorgehensweise…..

Philip: Ja, absolut ungewöhnlich. Das ist aber auch etwas, was die Band so besonders macht. Ich würde das als „layered work“ bezeichnen. Also, Du hast die Grundstruktur, dann setzt der Nächste was drauf, dann der nächste wieder, dann kommt eine Flöte… so baut sich das auf. Die erste layer hat vielleicht mit der letzten garnicht mehr soviel zu tun, weil so viele Leute was hinzugefügt haben. Die wollen auch immer dabei sein, wenn ich meine Sachen im Studio einsinge, und hören die dann auch zum ersten Mal. Und denken dann vielleicht: Wirklich so?

Martin: Das ist doch toll – they must have a surprise. Und wenn wir dann kommen mit unseren Gesangsmelodien, dann sagen sie: „Ahh so“, oder „hmmm“.

Philip: Drum gibt es auch keinen Streit. Diese Band wird nie an musikalischen Differenzen auseinanderbrechen. Weil es einfach nicht zu dieser Situation kommt, bei der alle zusammen im Proberaum sitzen und um ein Teil kämpfen, oder weil man den Part des anderen schlecht findet. Diese Ego-Spannungen gibt es überhaupt nicht. Weil ich etwas so singen kann, wie ich es singen will – und dann akzeptieren die das auch. Natürlich spricht man mal darüber, oder schlägt vor, was anderes zu probieren… aber im Prinzip haben wir artistic freedom.

Das beruht ja wohl auf einem über lange Zeit aufgebauten Vertrauen, dass man sagt: der macht jetzt etwas, was ich vielleicht anders machen würde….

Philip: … aber er macht‘s trotzdem gut. Ich weiss ja auch, dass der Dominik als Profischlagzeuger nie irgendeinen Scheiss abliefern wird, auch wenn es vielleicht nicht das ist, was Stefan und ich uns gedacht haben. Zum Beispiel bei „Serendipidity“, dem zweiten Song auf dem Album – da hat er einen four on the floor abgeliefert. Da dachte ich erstmal: Hmm? Aber genau das wird dann charakteristisch für das Lied.

Es ist ja immer so ein Quatsch mit Vergleichen, aber das hat ich so ein bisschen…. an frühe Sachen von Saga erinnert….

Philip: Okay. Ja, richtig. Es ist aber – glaube ich – charakteristisch für das Album insgesamt, dass es mehr nach vorne strebt. „Absence“ ist ja dagegen sehr bedacht, sehr reflektiert.

Ja, wobei ich die Grundhaltung bei allen Alben, die ich von euch kenne, mehr oder weniger als kontemplativ bezeichnen würde. Es ist jedenfalls nicht dieser aufgeregte Frickel-Prog. Ganz schräge Taktmasse gibt bei euch auch nicht viele…

Philip: Oder sie sind sehr versteckt. „Serendipidity“ verschiebt sich zum Beispiel vom Takt her. Ich sag‘ immer, es gibt „Offensichtlich-Prog“ wie Dream Theater…. Und der geneigte Prog-Hörer steht dann davor – okay, ich bin jetzt ein bisschen böse – erkennt das, und sagt: Wow, wie kommt das jetzt. Dabei ist sowas meiner Meinung nach leichter zu schreiben als etwas subtil Komplexes, was die dann garnicht hören. Die hören zum Bespiel nicht, dass der Rhythmus sich ständig verschiebt.

Ich bin da oft nicht viel besser. Mir ist erst sehr spät aufgefallen, dass es einige Songs von Jethro Tull gibt, die ganz schräge Takte haben. Das Zeug geht aber dermassen ins Ohr.

Philip: Für mich ist es das Beste, wenn es nicht so offensichtlich ist….

Mein Sohn, der so ziemlich alles auf dem Schlagzeug spielen kann, von Swing bis Heavy Metal, findet immer Mike Portnoys Drumming sei doch nichts anderes als reine Angeberei,

Philip: Naja, das ist schon sein bisschen musikalische Masturbation.

Zurück zu Euch. Was mir auffällt: es hat alles so einen gewissen Flow, und dann habt ihr die Flöte. Und zwar nicht diese aufgeregte Flöte, wie sie Ian Anderson spielt, sondern eher so eine…..

Philip: …. lyrische?

Danke, ich habe das Wort gesucht. Das macht schon einen Unterschied.

Philip: Ja, absolut. Das ist ja auch bei „The Garden“ das, was Martin inspiriert hat – diese Flöte.

Martin: Bevor ich diese Flöte gehört habe, habe ich an „The Garden“ gedacht. Der Phillipp Jaehne hat sich vom Schwetzinger Garten für seine Musik inspirieren lassen. Damit fing es an. Und dann später, als die Pia das gespielt hat, dachte ich sofort an Karl Theodor. Er hat Querflöte gespielt im Schwetzinger Garten, und das hat alles unheimlich gut gepasst. Wie Pia das spielt, ist so locker und eben nicht so verrückt. Eben so, wie ich mir vorstellen kann, dass Karl Theodor auch gespielt hat.

Philip: Ian Anderson hat ja viel mit Luft gearbeitet, und an manchen Stellen macht sie das auch so, aber meistens sind es ja diese lyrischen, melodiösen Passagen.

Ich wollte noch ein bisschen mehr über die Story hinter „The Garden“ erfahren.

Martin: Ich bin ja Schlossführer in Schwetzingen, ich liebe diesen Garten, ich kenne jeden Winkel und es war für mich so: Je mehr man die Geschichte kennt, die sich dort abgespielt hat über all diese Jahre und je öfter ich mir diese Musik und ihre Struktur angehört habe, umso mehr habe ich gedacht: Das passt unheimlich gut in diese Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Max Joseph, der neue Kurfürst nach Karl Theodor kam nach Schwetzingen – der war auf der Flucht vor Napoleon. Das war meine ursprüngliche Idee, Napoleon Bonaparte da reinzubauen. Das hiess dann erst „on the run from a smoking gun“. Aber „smoking gun“ heisst ja: es ist schon passiert. Die Franzosen waren schon in Mannheim und Max Joseph musste mit seiner Familie fliehen

Philip: Für mich ist es eher so dieses Gefühl. Denn es passt ja wunderbar in dieses Konzept des Albums „Here Now“, obwohl es historisch motiviert ist. Ich stelle mir dieses „Here Now“ auf zwei Ebenen vor. Zum einen, wie schnell sich der Moment auch ändern kann, durch einen Einmarsch zum Beispiel. Das Liebgewonnene wird von dir gerissen. Oder du findest für einen Moment rest in peace, in the here and now. Das kann sich auch wieder ändern. Und im Bezug auf Dich, Martin, als Sänger: Dass das für Dich, für dein here and now so wichtig ist, das Historische und dieser Garten. Dass der für dein „jetzt“ so wichtig ist….

Martin: It breathes stories, dieser Garten, und auch das Rokoko-Theater. Das ganze Ambiente, das Friedliche. Ich finde, das passt alles schön zusammen.

Philip: Der Prog-Hörer im Allgemeinen mag gern solche – ich nenn‘s jetzt einfach mal „Flaggen des Prog“, was tatsächlich auch nach Prog riecht. Das heisst, er liebt prinzipiell lange Songs. Wenn du die auch noch in Teile aufteilst, ist es besonders anziehend.

Ganz wichtig: Mittelteil!

Philip: Genau! Du merkst richtig, dass dieser Song ganz besonders anziehend ist für die Hörer. Durch diese „grand scope“. Was Grosses. Das ist was für die Leute, die auch die Yes-Konzeptalben lieben und Songs, die sich Zeit nehmen, Geschichten zu erzählen.

Wobei es ja auch Prog-Puristen gibt, genauso wie Blues-Puristen, die eiserne Gesetze haben – vor allem auch bei den „Babyblauen Seiten“, wo dann so in etwa steht: Das kann kein Prog sein, die Songs sind zu kurz.

Philip: Für mich hat Prog nicht unbedingt mit der Länge eines Songs oder der Komplexität zu tun. Das sind ja so bestimmte Labels, die sich über die Zeit herauskristallisiert haben. Aber progressive im ursprünglichen Sinn heisst ja: Weiter gedacht, anders gedacht, neuartig. Unsere Musik ist auf keinen Fall neuartig. Das ist ganz klar, Das ist eher in den späten 60ern verhaftet und den frühen 70ern. Alles, was sich jetzt progressiv nennt, ist ja eher regressiv. Wobei, es gibt schon Bands, die dieses Label heute noch verdienen.

Jaaa. Es ist schwierig. Ich hab‘ zwei, dreimal mit Steven Wilson gesprochen. Der vertritt ja die These, dass der eigentliche Progressive Rock Ende der 60er aus etwas entstanden ist, was originär ja gar nichts mit Rockmusik zu tun hatte. Die Musiker kamen ja beispielsweise aus dem Jazz oder sie waren einfach ausgeflippte Autodidakten und haben dann tatsächlich etwas neues kreiert. Und die Nachfolgegeneration der 80er-Jahre – nehmen wir Marillion – ist ja schon die Kopie der Kopie.

Philip: Die dann Genesis zitieren….

Es gibt ja auch eine Musik, die ist tatsächlich progressiv, aber die geht dann manchmal in den Bereich der Unhörbarkeit, zumindest für mich als „musikalischen Spießer“. Ich bin halt so ein harmoniesüchtiger Typ.

Philip: Da stellt sich dann die Frage, ob man das als progressiv oder als „gewollt anders“ definiert. Die Definition ist ja immer das, was zu der eigenen Einschätzung passt. Ich kann mir dieses „Gemülle“ nicht anhören, weil es einfach nicht in meine Musikkonzeption passt.

Martin: Frage an Dich: Wir waren nur kurz „Stars“ oder so etwas, aber ich hatte das Gefühl, dass diese Musik doch ziemlich schnell am Ende war. Und dann kam Punk.

Philip: Das hatte auch soziale Komponenten, working class roots. Und die Typen konnten halt auch nicht mehr. Da gibts viele Gründe.

Martin: Ich frage mich immer: Warum ist das entstanden? Ich konnte es nicht glauben. Unsere ganzen Standards waren plötzlich weg. Dann heiß es: Spuck auf die Zuschauer und drei Akkorde reichen. Und wir hatten so lange gearbeitet an unserer Musik und unserer Show. Denkst Du, dass Punk eine Reaktion auf diese sehr intendsive Musik war? War das den Leuten zu verkopft?

Ja und nein. Ich glaube das aber nur zum Teil. Weil die Behauptung, Punk hätte das alles weggewischt, einfach nicht stimmt, rein kommerziell gesehen. 1977 waren die Verkaufszahlen von Yes-Alben immer noch sensationell gut. Das ist also eine Legende. Später hat man immer gehört, dass irgendwelche Stars des Punk Sachen gesagt haben wie: „Ein ganz großes Vorbild für mich war Peter Hammill“ .…. Also: Diese ganz andere Musik, die völlig frei von Konventionen war, also etwa Van der Graaf Generator, teilweise an der Grenze zur Unerträglichkeit.

Philip: Jeder hat solche Erlebnisse. Für mich war das zum Beispiel King Crimson, „Red“. Die hat mich wahnsinnig gemacht, aber auch fasziniert.

By the Way: Das eine Album von den Sex Pistols fand ich klasse, aber das habe ich eher als eine lustige Fussnote empfunden. God save the Queen, the fascist regime. Da habe ich gesagt: jou, schön!

Philip: Ich glaube nicht, dass es eine Reaktion auf die Musik dieser Zeit ist, sondern eher Establishment-Kritik. Du weisst ja, wie wichtig Klassenbewusstsein im UK ist und war…..

Und dann kam ja noch dazu, dass die englische Musikpresse tendenziell jedem Furz hinterherlief, der gerade durchs Dorf wehte…. Also positiv gesagt: Immer sehr schnell reagiert hat.

Philip: Es ist schon interessant, das historisch nachzuzeichnen.

So, zurück zu Euch beiden: Faszinierend finde ich ja immer musikalische Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn. Ohne Euch zu nahe zu treten: Ihr habt für mich sehr ähnliche Stimmen und auch eine ähnliche Art zu singen. Ich nenne es mal gelassene, nicht übertriebene Dramatik. Ihr seid ja beide keine Rockshouter. Aber ist des denn nicht so, dass sich die Jungen immer von den Alten abgrenzen müssen. Will sagen: Hast Du, Philip, dich nicht manchmal gefragt: Verdammt, das was ich da mache, ist ja so ähnlich wie das, was der Alte gemacht hat, ich muss da jetzt irgendwie gegensteuern? Oder war das nie so?

Philip: Nicht wirklich. Ich hab‘ nur eine Zeit gehabt, da bin ich dann von Rock in Metal rein, hab‘ auch sehr gern so Sachen wie Iron Maiden und sowas gehört. Das hat ihn aber auch nicht gestört. Das ist ja schon affin. Nicht ähnlich, aber es kommt ja alles aus dieser Rock- und Hardrock-Schiene….

Und Maiden werden ja auch in den letzten Jahren immer progressiver…..

Philip: Ja. Das ist ja auch keine aggressive Musik. Und dann die Beatles, die waren ja immer Backdrop meines Lebens. Maiden haben ja nur diese Grimassen, die Musik ist ja ganz zahm. Das ist ja nix Schlimmes. Ich hab dann auch in einer Metalband gesungen, aber eben auch nicht so wie so ein Shouter, sondern eben meine eher lyrische Art. Das hat aber irgendwie ganz gut gepasst…..

Martin: Philip ist eher so wie ich, wir sind ähnlich. Viele Leute können unsere Stimmen nicht auseinanderhalten.

Geht mir auch manchmal so. Ja, es gibt Unterschiede….

Martin: Philip, der kann unheimlich schöne Lovesongs singen. Ich bin theatralisch, das kommt von damals von meiner Band. Ich musste immer gegen die Instrumente ansingen. Das war unheimlich schwer. Die haben so richtig lange Solos gemacht, und ich habe überlegt: Was kann ich machen, ich muss was machen. Und dann hat sich das entwickelt zu so einer Art Theatralik.

Philip: Das ist das. Das, was es auch so besonders macht. Wie Du „The Garden“ singst , diese Emotionalität. Ich würde mich einfach als etwas reduzierte Version von Dir bezeichnen. Eher mehr straight forward vielleicht. Weniger Vibrato in der Stimme auch…. Und du hast vielleicht auch noch mehr Timbre in der Stimme, mehr Volumen. Aber schon ähnlich.

Ja, ich glaube, das macht es unterscheidbar.

Martin: Damals musste man mehr Volumen haben. Damals hatten wir 200 Watt Gitarre, 200 Watt Bass und am Anfang hatte ich keine Anlage beim Proben, und die anderen hatten schon ihre schönen weissen Marshall Stacks. Ich musste über die singen.

Philip: Deshalb brauchtest Du auch keinen Gesangsunterricht, dein Throat hat sich natürlich geöffnet. Er war mein Gesangslehrer. Vielleicht ist es auch dieses Imitieren., dass man zu dem heranwächst, was man ist. Aber ich kann mir Schlimmeres vorstellen.

Martin: Es ist schön, dass wir zusammen singen.

Philip: Es gab da auch nie Konkurrenz oder Neid, gar nicht.

Gibt es Feedback von Fans, die sich auch intensiv mit Eurer Musik und Euren Texten auseinandersetzen?

Philip: Das passiert….. absolut. Immer wieder schicken die Leute e-Mails, dass das eine oder andere Lied sie sehr bewegt hat. Da sind auch manchmal Interpretationen von Songs dabei, die man vielleicht gar nicht so erwartet hat. Das ist für mich immer das Lustigste. Auf einem Album gibt es den Song „The Lady Stands“. Dazu habe ich den Text geschrieben. Für mich war das Lady Luck, also ein Lied über Glücksmomente. Und manche Leute haben das – das kam kurz nach 9/11 raus – mit der Freiheitsstatue assoziiert. Und dadurch hat es eine ganz andere Bedeutung für die gewonnen, die ich überhaupt nicht im Sinn hatte. Die erste Reaktion auf so was ist natürlich immer: Quatsch! Aber ich bin überzeugt, dass der Urheber eines Werks dieses Werk nicht besitzt.

Nee, sobald das draussen ist, gehört es dem Publikum.

Philip: Und das ist vollkommen legitim.

Martin: Ich hatte seinerzeit ein Lied geschrieben auf „Waters Of Change“ – „The Silver Peacock“. Da war keine richtige Story dabei. Es war schön zu singen, und dann habe ich Briefe bekommen, die haben eine richtige Geschichte draus gemacht, dabei wollte ich nur, dass es gut klingt. Dann habe ich gedacht: Mmmh, vielleicht doch?

Philip: Aber das ist ja für mich eine der Definitionen von Kunst, dass die in der Welt immer neue Bedeutungen annehmen kann. Das ist ja auch das Schöne. Ein paar mal sind uns solche Sachen passiert. Wir haben ein Album Spring Tidings genannt, und kurz bevor wir es herausgebracht haben, kam dieser Tsunami in Asien. Und dann gab es Überlegungen: Können wir das überhaupt machen? Das ist ja ein Wortkonstrukt. Spring Tide ist ja tatsächlich dieses Ansteigen von Wasser, aber tidings sind Informationen, die du weitergibst. Es ist immer so, dass das Leben sich mit der Kunst verbindet und neue Interpretationen zulässt. Ich finde es aber toll, wenn die Leute sich melden und sagen: Das sehe ich darin.

Gibt es eigentlich die Idee, diese Band nach nunmehr neun Alben auch endlich einmal auf die Bühne zu bringen? Fehlt Euch das nicht irgendwie?

Philip: Es ist in der Tat so, dass es in der Band gärt im Moment. Es scheint, dass der Wunsch danach in der Band entfacht worden ist. Wenn sich die Möglichkeit bietet, auf der Loreley oder bei einem anderen Festival in der Richtung aufzutreten, dann könnte das sogar möglich sein. Das ist nicht mehr ausgeschlossen! Der Phillipp Jaehne tritt ja auch auf mit seinem Side Project mit der Pia an der Flöte und hat wohl Blut geleckt. Und Dominik und Dennis sind schon lange dafür, dass man auch mal live auftritt. Ich selbst habe das eine Zeitlang nicht vermisst, weil ich so viel aufgetreten war mit meiner Jazzband und auch mit Alias Eye. Aber jetzt könnte ich mir ein paar schöne Festivalgigs vorstellen, wenn der Corona-Scheiss mal endlich vorbei sein sollte. Ich denke, das wird passieren.

Machst Du sonst irgendwas in der Richtung… live?

Philip: Ich hab‘ bis vor kurzem sehr viel Jazz, also eher Swing gemacht. Wir lieben beide Frank Sinatra, Gershwin, die ganzen Klassiker. Wunderschön, lässt sich auch wunderbar singen. Das habe ich ein Zeitlang gemacht. Mit Alias Eye sind wir auch in der Urbesetzung wieder zusammen und sind im Finale eines Wettbewerbs in Montabaur….. jetzt soll es wohl im Frühjahr stattfinden. Wir haben die Vorentscheidungen in Karlsruhe im Club Stadtmitte immer gewonnen und haben uns vorgearbeitet. Das fand ich interessant, weil auf diesen Konzerten tatsächlich nach unserem Auftritt ganz junge Menschen auf uns zukamen und gesagt haben: Das war ja toll, das war wunderschön. Es ist einfach nur schwierig, weil es soviel gibt….

...und es muss sozusagen live vor ihnen materialisieren. Sie suchen das nicht, und sie werden es auch von selbst nicht finden.

Philip: Das ist meine größte Frustration mit so Sachen wie Poor Genetic Material: Dass ich weiss, da gibt es ein potenziell großes Publikum, das diese Musik mögen würde, vor allem unter den etwas älteren Leuten. Aber sie finden es nicht heraus. Wie kann man das durchbrechen? Dass die Leute wissen: Das gibt es.

Das Problem ist natürlich auch die deutsche Radiolandschaft. Das allerschlimmste, was ich zu hören kriege, wenn ich mit Menschen in meinem Alter oder in Eurem Alter rede und die frage: Was hörst denn Du so, und dann als Antwort kommt: „Was halt so kommt!“ Ich bin dann geneigt, Ihnen ins Gesicht zu schreien: „Es kommt nix!! Du musst es suchen.“ Im Radio findest du nix, abgesehen von ein paar Spezialsendungen im Deutschlandfunk. Wenn Du weisst, wann die kommen. Du musst Eclipsed lesen oder ROCKS. Du musst im Internet suchen.

Philip: Es hat ich immer auch ein bisschen verletzt, dass die Leute in Strömen zu Coverbands wie The Musical Box gehen, um sich die „Lamb Lies Down On Broadway“-Nachmache dieser Band anzuschauen….. Also, nichts dagegen, aber….

Ja, aber es ist auch nicht gut!

Philip: Wir haben sogar schon Aktionen gemacht, bei denen wir gebrannte CDs von uns mit zwei, drei Songs vor einem solchen Konzert ausgeteilt haben, weil wir ja wissen: Das sind eigentlich die Leute, die das mögen. Aber es ist halt einfach ein Tropfen auf dem heissen Stein. Du merkst aber immer, wenn was in der Presse kommt, sei es in der Schwetzinger Zeitung, sei es im SWR, sei es jetzt was von Dir. Da gehen dann doch immer wieder Bestellungen ein. Das hat anscheinend einen Effekt. Aber es ist schon schwierig, diese Menschen, die ja auch nicht so internet-affin sind, zu erreichen.

Und die Leute schauen allenfalls nach den Sachen, die sie eh schon kennen…..

Philip: Jaja, was macht eigentlich Roger Waters und sowas.

Aber selbst da kannst Du nicht sicher sein. Wenn ich sage: „Es gibt eine neue Platte von Deep Purple“, und die mir dann antworten: „Ach, gibt‘s die noch?“ Da könnte ich die Krise kriegen.

Philip: Das neue Album ist wohl ganz gut, oder? Muss ich auch mal reinhören.

Wenn man sich Eure musikalischen Karrieren anguckt, hattest Du mal die Absicht oder den Plan, als Profimusiker deinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Philip: Es war eine Möglichkeit. Ich habe das zumindest in Betracht gezogen, aber es war kein Muss. Und deswegen grämt es mich jetzt auch nicht, dass es nicht so gekommen ist. Ich denke, die Musik, die ich damals mit Alias Eye gemacht hatte, sicher die Qualität hatte, um so etwas erreichen zu können. Es ist aber nicht passiert. Wir waren ja damals 2004 auch mit Saga auf Tour gewesen, ich konnte da auch mal reinschnuppern. Das war wohl ihre letzte Tour in größerem Stil. Da war ein ayurvedischer Koch dabei, der für die Band gekocht hat. Die wollten das aber nicht, die wollten Burger. Wir haben das dann gegessen, und der Koch war so froh, dass die Vorband da war, um das Zeug zu essen. Dann waren wir in Schweden und auf dem Rosfest in den USA, das war eine Zeit, in der etwas hätte passieren können…..

Martin: Ich bin froh, dass Du das nicht gemacht hast.

Philip: Weil das schon schwierig ist.

Naja, jede Generation muss ja ihre eigenen Erfahrungen machen.

P: Wir waren auf diesen kleinen Höhepunkt, und dann ist der Gitarrist ausgestiegen, und damals, naiv wie man war, hat man gedacht: So schlimm ist das nicht, wir finden einen neuen. Wir haben auch einen neuen gefunden, aber es war nicht mehr das gleiche. Im Nachhinein haben wir gemerkt, wie viel Anteil der Vorgänger da hatte. Ab dem Zeitpunkt wurde es stetig weniger. Natürlich kamen damals auch mp3 Player auf, die Leute haben weniger CDs gekauft. Es kam einiges zusammen. Ich habe dann an der Uni mein Leben gefunden und bin da sehr glücklich drüber, andererseits bim ich auch sehr glücklich, dass ich auf so hohem Niveau Musik ohne Stress machen kann.

Ich war ja als Musiker nie in der Nähe eines professionellen Levels, aber ich hab‘ doch auch immer wieder beim Musikmachen gerade in letzter Zeit oft gedacht: Was ein Glück, dass ich nicht davon leben muss.

Martin: Viele Leute denken: Ah, da ist eine Rockband, die spielt viel, die müssen Geld wie Heu haben. Vielleicht hat ja das Management Geld wie Heu…

Philip: Das haben viel sogar bei Alias Eye gedacht, dass wir Geld wie Heu hätten, und dass es uns nichts ausmacht, wenn sie mal eine CD brennen. Ein Fan hat mir mal ne gebrannte CD unter die Nase gehalten und mich gebeten, sie zu signieren. Da fehlte einfach das Bewusstsein …. Wir haben damals sieben Euro an einer CD verdient, als Band, und wir hatten einen guten Vertrieb. Gut, ich will mp3 auch garnicht verteufeln. Alias Eye fing an, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen, als ich bei Napster Leute angeschrieben habe, die Musik von Pink Floyd und ähnliches geteilt haben. Denen hab ich geschrieben: Hör mal, hör die doch mal „Pre Mortal Dance“ von Alias Eye an. Die fanden das dann toll und haben das weiter getauscht. So hat sich das weiter aufgebaut und dann kam der Plattendeal. Das war schon hilfreich. Es gibt immer neue Wege, aber die führen auch leider oft in Sackgassen. Denn die Demokratisierung der Musik durch Sachen wie Napster hat letztlich eher zum Gegenteil geführt, denn jetzt gibt es soviel Zeug, und jeder macht Musik, dass vieles einfach untergeht.

Das ist wohl auch ein Problem. Früher hast Du viel Geld investiert, wenn du ein gescheites Demo machen wolltest oder gar eine Platte. Heuet kannst Du das für einen Bruchteil des Geldes, und deshalb wird eben auch viel veröffentlicht, von dem ich sage: Die hätten sich besser nochmal zwei Jahre im Proberaum eingeschlossen.

Philips Tochter kommt vorbei, sie trägt eine offensichtlich aus den 70er Jahren stammende Latzhose.

Martin (lacht) Sie hat die Latzhose an, die ich 1973 oder 1974 beim Singen auf der Bühne angehabt habe. Da siehst Du, wie dünn ich war. 1977 war ich mit Ange auf Tour in Frankreich. Kennst Du Ange? Na, die hab ich angehabt im Palais du Sports in Paris…. Die Hose ist also historisch:

Die Hose habe ich dann wohl nicht auf der Bühne gesehen. Ich habe Beggars Opera zweimal in der Stadthalle Heidelberg gesehen, das war – glaube ich – 1972.

Martin: Ja, da habe ich eine ganz schlimme shammy leather Hose angehabt. Weisst Du, was das ist? Das war ganz schlimm. Ich hab‘ so geschwitzt in diesen Sachen, ich hätte die aufstellen können, die war so steif. Zu der Zeit hat unser Schlagzeiger so einen Kilt angehabt, und der hat auch so geschwitzt. Nach zwei Wochen Tournee wurden wir mal irgendwo vom Zoll gestoppt. Die habe unsere Koffer aufgemacht, und ganz schnell wieder zugemacht.