Das Fest Karlsruhe 1987 vom Schlagzeughocker aus betrachtet
„Alles klar, fertig“, kam die beruhigende Stimme von Rockshop Mixer Gerd Gruss aus den Monitorboxen. Und was für Monitorboxen das waren, zwischen denen ich da mit meinem Schlagzeug saß! So groß wie die Anlage, mit der wir normalerweise ganze Säle beschallten. Das konnte heiter werden. Samstagmittag, Juli 1987, es war das dritte Fest in der Günter Klotz Anlage, und ich hatte durch hartnäckiges Bohren die Veranstalter dieser wunderbaren kleinen Festivität überzeugt, dass meine Band „Purple Haze“ nicht eine Heidelberger, sondern eigentlich eine Karlsruher Band sei.
Jetzt war alles in Ordnung, Wir schauten auf den Hügel, auf dem sich vielleicht 500 Menschen in der Sonne streckten. Ich zählte an, und für die nächste Dreiviertelstunde gehörte die Bühne uns. und unserer merkwürdigen, selbstkomponierten Musik. Was war das für eine Aufregung gewesen, vorher. Meine Mitmusiker waren rechtzeitig aus Heidelberg angekommen, wir hatten hinter der Bühne Small Talk gehalten mit den Musikern der anderen Bands und uns gefühlt wie Stars. Bis unser Sänger Frodo zu seinem Auto ging, um seine Gitarre zu holen, und zurück kam, völlig verstört: „Das Auto ist weg! Die Gitarre ist weg“ So zerstört hatten wir unseren angehenden Doktor der Rechtswissenschaften noch nie gesehen. Wobei nicht ganz klar war, ob ihn der Verlust des Autos oder der Gitarre mehr irritierte. Das war ein klarer Fall für unsere Roadcrew, die eigens in roten Overalls mit aufgenähtem Bandlogo nach Karlsruhe gereist war. Stolz schwärmten sie aus und fanden des Barden Auto, eine Seitenstraße weiter als vermutet.
Ware der Auftritt gut? Keine Ahnung. Aber wir hatten auf dem „Fest“ gespielt. Das zählte. „So klein war die Bühne?“, fragte mein Sohn ungefähr 15 Jahre später, als ich ihm diese Fotos zeigte. 2009 begann die Band, die sich 1991 aufgelöst hat, wieder an zu proben. In der gleichen Besetzung und auf der Basis des Programms, das wir an jenem Samstag 1987 dem Hügel entgegenschleuderten. Und die Band gibt es immer noch – gelegentlich. 2019 sind wir dreimal! DREIMAL vor Publikum, das uns nicht kannte, aufgetreten. Und sie haben uns geliebt!