Zuerst erschienen in der Badischen Woche 2023

Rudi Metzler ist einer der profiliertesten Schlagzeuger der Karlsruher Musikszene. Er hat seit 1966 in 20 Bands gespielt, die Liste seiner Nebenprojekte ist noch länger. Musik hat er nie als Profi gemacht, dafür aber mit umso mehr Leidenschaft. Manch einer vermutet gar, der heute 72jährige übe 24 Stunden pro Tag. „Nicht ganz, aber schon irre viel“, winkt er schmunzelnd ab. Denn für ihn gibt es immer noch viel zu entdecken an dem Instrument, das ihn schon in seiner Jugend faszinierte.

Zu den ersten Vorbildern gehörte Ringo Starr, der oft unterschätzte Drummer der Beatles: „Ringo spielte songdienlich. Er macht Musik, keine technischen Übungen.“ Dass Rudi Metzler selbst Schlagzeug spielen wollte, als sich die erste Band formierte, hatte aber auch einen profanen Grund: „Ich habe mehrere Brüder, die alle Gitarre spielten, deshalb war diese Position schon besetzt.“.
Der 14-jährige Rudi Metzler zog „mit der Trommel um den Bauch an Fasching durch die Kaufhäuser, um dann in der Spanischen Weinhalle hängenzubleiben. Das war nicht die beste Erfahrung.“
1967 gab es im Umfeld der Bundesgartenschau in Karlsruhe Auftrittsmöglichkeiten für Bands. Rudi spielte mit der Beatband The Fashion Coversongs. Die eigene Musik kam mit den Bands Prussic Acid und später Poseidon. Deren einziges Album genießt noch heute Kultstatus. „Die Platte hat uns 10.000 Mark gekostet, was damals ein Vermögen war. Wir wollten aber nicht Profis werden, weil wir feste Freundinnen hatten und unsere Ausbildung fertig machen wollten.“
Stattdessen wurde der Rock Shop von 1982 bis 2015 vorrangiger Lebensinhalt. Rudi Metzler war nun als Geschäftsführer ein Kaufmann, der aber auch in seinem Brotberuf nahe an seinem Instrument blieb, etwa mit den von ihm organisierten Drummer-Workshops. An viele erinnert er sich gerne. „Wenn man die Musiker dabei erlebt, lernt man sie näher kennen. Nicko McBrain von Iron Maiden war dreimal im Rockshop. Einmal hat der die komplette Crew zum Italiener eingeladen und mit seiner privaten Kreditkarte bezahlt. Meine Begeisterung für das Schlagzeug ging dann soweit, dass ich beim Essen Musiker gefragt habe: Wie ging denn das vorhin, was du gespielt hast? Anschließend bin ich in den Proberaum gegangen und beim Schlagzeugspielen eingeschlafen, weil der Tag so lang und so stressig war.“
Nach dem Ende seines Berufslebens beim Rock Shop 2015 entdeckt er sein Instrument neu. „Von da an habe ich nur noch massiv Schlagzeug gespielt und angefangen, Unterricht zu geben, denn ich wollte im Rentenalter nicht rumhängen“. Er sieht es als seine Mission, die Begeisterung an seine Schüler weiterzugeben. „Mein Job ist es, das Schlagzeug-Feuer zu entfachen. In Fällen, wo das nicht funktioniert, hatte ich inzwischen schon einige Papas, die dann aber selbst das Schlagzeug für sich entdeckt und die Verträge übernommen haben“. Wer Rudi Metzler je auf der Bühne erlebt hat, kennt seine Liebe zum durchkomponierten Schlagzeugsolo. „Ich habe in jungen Jahren vor der Carnegie Hall in New York einen Trommler gesehen, der mit einer Snare da stand und alleine gespielt hat. So etwas wollte ich auch machen.“ 2022 hat er den Traum verwirklicht mit mehreren kurzen Auftritten auf dem Fest-Mobil an verschiedenen Orten in der Stadt, alle an einem Nachmittag.

PERSÖNLICH

Geboren am 10. September 1951 in Karlsruhe. Nach eigener Einschätzung „in der Schule eher faul. Auf die Idee, Hausaufgaben zu machen, kam ich nie“. Nach der höheren Handelsschule folgte die Kaufmännische Lehre. Dann Zivildienst („Eine wichtige Zeit, in der ich erwachsen geworden bin“). Er arbeitet neun Jahre lang beim Musikhaus Schlaile, im April 1982 wird er Mitbegründer des RockShop, wo er bis 2015 als Geschäftsführer Verantwortung trägt. Parallel dazu spielt er in zahlreichen Bands, unter anderem bei Casino, Abyzz, und Peter & The Wolves – stilistisch vielseitig und sowohl Covers als auch Eigenkompositionen. Bis heute engagierter Schlagzeuglehrer und unterwegs mit den Bands Trick 17 und Trigon.

IDOLE

„Der allererste, der mich beeinflusst hat, war der Schlagzeuger von Remo Four, den kennt heute keiner mehr: Roy Dyke, der später bei Ashton, Gardner & Dyke war. Der spielt auch nach den Massstäben der heutigen Zeit noch modern. Dann kam Ginger Baker, vieles von ihm finde ich immer noch gut, auch wenn er menschlich daneben war. Dann noch Dave Weckl. Der war ein eher unterkühlter Fusion-Drummer, heute spielt er mit viel Herz“.

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