Hoch motiviert aus dem Lockdown durchstarten

Pressefotos: Copyright Arno Kohlem Photodesign. „Historische“ Fotos sind von mir.

Sie sind die, die nie aufgeben: Die Brüder Roman, Wayne und „H“ Beselt, besser bekannt als Sons Od Sounds. Seit ihrem ersten Auftritt im Jahr 2007 haben sie die ganze Ochsentour mitgemacht, um in der Hardrock- und Heavy Metal-Bundesliga mitspielen zu können: 2008 erscheint das erste Album, am 4. November wird das sechste Werk mit dem beziehungsreichen Titel „Soundphonia“ auf den Markt kommen. Die Musik hat sich wieder um Nuancen weiter entwickelt. Nach wie vor wechselt richtig harter Stoff mit progressiven Klängen und Balladen ab. Dabei setzen die Musiker verstärkt auf griffige Songs, große Melodien und klare Strukturen. Ich habe mich ausführlich mit Gitarrist Wayne Beselt unterhalten.

Gibt es irgendwelche speziellen Gadgets zu der Veröffentlichung?

Wir haben uns auch überlegt, dieses Mal so eine Art Hülle zu machen mit Booklet, da ist die CD drin, aber auch einen USB-Stick, weil die Leute im Auto ja oft gar keinen CD Player mehr haben, aber einen USB-Slot hat jeder. Für manche ist das vielleicht ein Anreiz, wenn da zu Beispiel noch ein Videoclip drauf ist, der nur für diese Käufer exklusiv ist.

Kaufen die Metal-Fans überhaupt noch CDs, oder sind die jetzt auch schon alle zu Spotify abgewandert?

Das hat sich schon Richtung Spotify entwickelt, aber vielleicht weniger als in anderen Genres. Der entscheidende Unterschied ist aber, dass die sich zusätzlich noch gerne die CD kaufen und in den Schrank stellen, aber die Musik auf Spotify hören..

Wo und wie lief die Produktion?

Aufgenommen wie die letzten Alben im Gernhart-Studio in Troisdorf bei Bonn. Wir haben noch zu dritt aufgenommen, da war unser neues Bandmitglied noch nicht dabei, das hat sich erst danach entwickelt. Vorher haben wir schon die ersten Proben zusammen gemacht. Das war so eine Art Probezeit, die wir uns selbst gesetzt hatten. Nachdem wir das Album aufgenommen hatten und weiter zu viert geprobt hatten, haben wir gesagt: Okay, das ziehen wir so durch….

Ihr hattet ja immer die Idee der verschworenen Gemeinschaft von drei Brüdern, jetzt kommt mit Marc Maura einer dazu, der nicht zur Verwandtschaft gehört. Geht das denn, oder musste der euren Nachnamen annehmen?

Die Frage ist schon berechtigt, weil unser Konzept ja auf dem „Drei Brüder, eine Band-Ding“ basierte und das ist es nach wie vor. Es ist ja keiner der Brüder gegangen, wir haben halt nur Verstärkung bekommen. Der Marc ist mein erster musikalischer Seelenverwandter und Wegbegleiter. Mit ihm hatte ich meine ersten Bands vor Sons Of Sounds. Er ist eigentlich auch Schlagzeuger, aber darüberhinaus ein sehr talentierte Multiinstrumentalist. Er spielt super Gitarre, Bass und singt super. Ausserdem ist er Songwriter und technisch begabt.

Und wie kam es nun genau zu der Besetzungs-Erweiterung?

Der Hintergrund ist: Roman wurde im letzten Jahr ein bisschen unruhiger, weil er sich nicht in erster Linie als Bassist, sondern als Songwriter und Frontmann sieht. Die letzten Alben sind vor allem am Piano entstanden. Ich habe ihm sogar Bässe und Verstärker gekauft, der ist nicht so technisch affin, sondern das ist für ihn nur ein Mittel zum Zweck, um sich auszudrücken. Und dann haben wir letztes Jahr an Halloween das Soundcheck One aufgemacht, das war die einzige Aktion 2020. Dafür hatten wir eine Ozzy Osborne-Covertruppe zusammengeschustert, die als Überraschung nach Sons Of Sounds gespielt hat. Das waren wir selbst plus eben Marc am Bass und noch ein Keyboarder. Wir haben das ganze mitgeschnitten, und Roman hat hinterher die Videos angeschaut und gemeint. Mensch, das ist es, so müssen wir auf der Bühne aussehen, nur eben ohne Keyboarder. Dann hat er mich vorsichtig gefragt, ob ich mal den Marc fragen könnte und wir mal schauen. Ich hab ihn gefragt, der war sofort Feuer und Flamme, mein kleiner Bruder hat auch sofort gesagt: ja klar, lass uns das machen. Wir waren schon nach den ersten Proben so tight und eingespielt. Beim Marc hatte ich diese Basis schon, seit ich 12 bin. Und jetzt packen vier Leute die Arbeit von dreien an, die Kompetenzen können besser verteilt werden. Es gibt frischen Wind, alles sind voll motiviert…..

Und das gibt ja auch sicher mehr Möglichkeiten auf der Bühne, oder?

Wir hatten das auch kürzlich schon beim Videodreh probiert, dass Roman in zwei, drei Songs im Refrain Rhythmusgitarre spielt oder auch mal ein zweistimmiges Solo. Jetzt können wir auch live dreistimmigen Gesang ausarbeiten, so wie wir es im Studio haben. Das war Live bisher immer schwer umzusetzen. Dazu entstehen dann so Queen-artige Momente.

Ich habe das Gefühl, dass die Musik sich in alle Richtungen erweitert. Es gibt epischeres Zeug, das ich in der Form bei Euch noch nicht gehört habe… „Flowers On My Grave“ oder „Peace Be With You“ etwa. Ist das beschlossen worden, oder hat sich das entwickelt?

Es war ein stetiger Prozess. Aber wir haben ein paar Sachen etwas radikaler gemacht im Sinne von reduzieren. Früher war das immer so: Was kann man noch dazu packen, was fehlt da noch, was bringe ich da noch rein? Wir waren auch alle mehr auf die instrumentalen Sachen fixiert, jetzt ist das anders. „Flowers On My Grave“ zum Beispiel hat jetzt sowas einfaches, Mantra-mässiges. Das hätte ich früher so nie gespielt – ich hätte in jeder Sekunde noch 16 weitere Akzente rein gebaut und gezeigt, was ich alles auf der Gitarre kann. Und dieses Mal haben wir alle einfach den Song in den Fokus genommen. Also: es geht um das Lied und nicht um die Egos. Da haben wir uns alle zurückgenommen. Dadurch hat die Gesangslinie und das Gefühl dahinter mehr Raum bekommen. Nicht jeder Song aht ein Gitarrensolo, nur jeder zweite oder dritte!

Oder eben ein sehr zurückhaltendes, wie in der Ballade „Here I Am“……

Das ist ein guter Ausklang für die Platte. Ja, das ist grundsätzlich so gelaufen. Dieses Mal haben wir beim Songwriting auch Stunden damit verbracht, herauszufinden, welcher Beckenschlag oder welches Drum-Fill wirklich nötig ist oder ob man es vielleicht ganz weglassen kann. Auch die Basstöne haben wir reduziert, nicht unnötig viele Läufe. Stattdessen muss es eine solide Basis haben und es muss grooven. Wir haben die Sachen mehr aus Hörersicht angeschaut: Wie würdest Du gern einen Song hören. Es interessiert nicht so sehr, was die Musiker alles können. Es ist cool, wenn man es kann und als Werkzeug aus dem Kasten holen kann, aber man muss es nicht immer aufs Brot schmieren. So hat sich das ganz gut ergeben….

Ihr hatte auch dem Vorgängeralbum schon eine deutschen Text. „Kriegerherz“. Da sieht man im Video eine Frau, die sich gegen alle Widrigkeiten im wahrsten Sinn des Wortes durchboxt. Aber für mich steht es auch irgendwie für die Geschichte eurer Band?

Das schon. Dieses immer weitermachen, wo andere vielleicht schon längst gesagt hätten: Lassen wir den Quatsch und machen das hobbymäßig und verbrauchen dafür nicht soviel Energie. Aber wir können ja halt nicht anders.

Ihr investiert so viel, das kostet alles Zeit, Geld, Energie, und ihr müsst auch noch Jobs machen. Du gibst Gitarrenunterricht.

Es gibt wirklich schlimmere Jobs, aber es ist halt ein Job. Lieber wäre mir, ich könnte sagen: ich habe den finanziellen Puffer, das nicht machen zu müssen. Damit ich die Band wirklich auf Vordermann bringen kann.

Kommt man da manchmal an den Punkt, an dem man sich fragt: Geht das denn ewig so weiter? Wie lange können wir das noch machen?

Ja, die Punkte gibt’s. Es kommt alle paar Jahre mal was in der Richtung vor. Da sagen wir: Okay, wir geben uns jetzt nochmal drei Jahre und wenn es dann immer noch irgendwie rum eiert, dann hängen wir zwar immer noch unser Herz rein, aber machen es eben nicht mehr als Full-Time-Job. Gerade vor eine paar Tagen habe ich hier ein bisschen mit Roman gequatscht und wir haben ins Master für das Album reingehört und waren uns einig: hey, das ist so ein gutes Produkt. Wenn uns das dieses Mal nicht einen Aufschwung bringt und ein bisschen Kohle und weitere Shows reinkommen, dann müssen wir es eben lassen und es hobbymäßig betreibe. Da habe ich gesagt; Ey Roman, das hast Du schon beim vorletzten Album gesagt, und er meinte: Oh echt, hab’ ich? Man trickst sich da manchmal selber aus. Aber vor diesem Album war es tatsächlich so, dass durch diesen Corona-Breakdown das letzte Album, das im Februar 2020 rauskam, verpufft ist. Wir waren da ziemlich stolz drauf, haben das rausgebracht, dann gab es zwei, drei Release-Shows und dann war alles zu, inklusive unser Club. Also war alles auf Null, und das Album war praktisch verbrannte Energie und Kohle. Also haben wir die Zeit genutzt und ein neues geschrieben. Aber es hat auch gut getan, denn es habe sich andere Perspektiven ergeben. Mein Schülerstamm ist gewachsen, ich habe mit Musikproduktion angefangen, da kommen inzwischen auch Sachen rein. Das hätte ich alles ohne diese Zwangspause nicht gemacht. So kamen andere Säulen zusammen, was wiederum der Band zugute kam. Durch den Marc auch ist die Motivation jetzt so wie 2007, als wir angefangen haben, aber mit einem anderen Stand an Erfahrungen. Wir müssen jetzt nicht mehr jeden Fehler machen, wir sind so erfahren und gut wie noch nie, ohne überheblich klingen zu wollen. Wir haben uns technisch, musikalisch und als Menschen weiter entwickelt, auch körperlich in Form gebracht. Ich habe zum Beispiel 20 Kilo abgenommen und nicht mehr nur an Party und Arbeit geadcht.

Roman ist ja nun auch noch als Bassist bei Pink Cream 69 eingestiegen. Wie kam das und wie bringt er das mit Sons Of Sounds unter einen Hut?

Dennis Ward hatte zu viel um die Ohren, der ist ja auch noch bei Magnum eingestiegen und ist als Musikproduzent sehr erfolgreich. Dann haben sie halt den Roman gefragt, den kennen sie ja schon länger, weil er ja auch immer wieder mit David Readman zu tun hatte. Und er hat gemeint, ja solange es sich mit Sons Of Sounds nicht beisst, ist es kein Problem. Und weil Pink Cream 69 ja nicht drei Monate auf Tour sind, sondern ein paar Shows im Jahr spielen, kommt sich das nicht in die Quere. Roman hat uns natürlich gefragt. Für ihn ist es ein cooler Musikerjob und zudem sind sie ja eine der ersten Bands, die er gehört hat.

In wie weit hat Euer Produzent Martin Hochwalter auf Euren Sound Einfluss genommen?

Wir sind seit der ersten Produktion, die wir mit ihm gemacht haben, auch befreundet. Wir haben immer auch zusammen gefrühstückt und zu Abend gegessen. Ins Songwriting mischt er sich gar nicht ein, da stehen die Strukturen schon vorher. Da ist auch zeitlich gar kein Puffer, wir mieten das Studio für zwei Wochen und sind froh, wenn die Zeit reicht. Wir stehen um 8 Uhr auf, trinken einen Kaffee und um 9 Uhr geht es los. Es gibt höchstens mal den Fall, dass ich dem Martin drei Varianten einer Idee vorspiele, und er dann sagt, welche er nehmen würde. Oder man singt vier, fünf Backing Vocals ein, und er rät: Nehmt doch nur Stimme zwei und vier, die anderen sind too much. Er ist eine Super-Ergänzung, der ein gutes Gehör hat. Oder er sagt bei drei Vocal-Takes: der eine ist vielleicht nicht so ganz richtig, aber er stimmt vom Gefühl her. Also nehmt den….

Kann es sein, dass Roman emotionaler klingt, wenn er deutsch singt? Es gibt ja auch wieder einen deutsch gesungenen Track, „Wolfskind“.

Das habe ich auch von verschiedenen Leuten als Feedback gekriegt. Ich weiss nicht, ob das so ist, oder ob das Gehirn einem da einen Streich spielt, weil es vom Inhalt eine sehr emotionale Sache ist. Roman hatte da zufällig auf Arte eine Doku gesehen über diese Wolfskinder, die nach dem Krieg auf der Flucht durch die Wälder gestreift sind, um irgendwas zu essen zu finden, wo die halbe Familie nicht mehr am Leben war. Das hat ihn gepackt, er hat ein bisschen recherchiert und hat sofort den Text runter geschrieben und es uns sofort gezeigt….