Wärme. Zuversicht. Liebe.
Stefan Stoppok im Tollhaus, Karlsruhe, 25.4.2008
Feine Idee, das Konzert mit „Na Gut“ zu beginnen, der eingedeutschten Fassung von „Oh Well“, seinerzeit ein Hit der frühen Fleetwood Mac. Schon in diesen drei Minuten zeigt sich die Qualität der umbesetzten Stoppok Band, die neben dem Chef jetzt wie bisher den hyperaktiven Reggie Worthy am Bass und die „Neuen“, Sebastian Niehoff an Gitarre und Hammond und den jungen Trommelartisten Benny Greb an den Drums enthält. Sie verdichten die sowieso schon immer haargenau auf den Punkt gespielten Songs des Stefan Stoppok zu einer noch konzentrierteren, energiegeladeneren Darbietung als bisher.
Und das, ohne dass auch nur ein bisschen Emotion verloren ginge. Der Musiker Stoppok hat erwartungsgemäß den Entertainer Stoppok nicht zu Hause gelassen, und der kommentiert wiederum launig seine eigene Unfähigkeit, sich Texte zu merken. Oder flicht nebenbei Greenpeace-Werbung ein, und macht sich dabei wiederum nebenbei lustig über alle, die so etwas unpassend finden, aber Kollegen, die sich mit dubiosen Sponsoren einlassen, ungeschoren davonkommen lassen. Auch dafür liebt das Publikum diesen Musiker, dem es so offensichtlich egal ist, dass er kommerziell nie Anschluss an die Deutschrock-Bundesliga gefunden hat. Der sich auch nicht scheut, gut zwei Drittel seines aktuellen Albums in den Mittelpunkt des Konzerts zu rücken. Des Albums, dessen Titel „Sensationsstrom“ erst im Konzert tatsächlich eine Bedeutung erlangt: Gewohnt unspektakulär und dennoch anrührend, ohne in die Altrocker-Trickkiste greifen zu müssen, landen sie dennoch dort, wo das Herz mittels Gitarrenakkorden Flügel kriegt, und sich an Texten wie dem von „Lazarett“ wärmen kann. Zum Reinsetzen, wie er hier das alte Thema „Wir zwei gegen den Rest der Welt“ variiert und damit auch die Grundfarbe dieses Albums (und eigentlich seines gesamten Schaffens) auf den Punkt bringt. Dort, wo ein Bruce Springsteen in einem ewigen Kuss mit der Liebsten auf der Straße sterben würde, da singt Stoppok ganz bescheiden „Komm zu mir ins Lazarett, ich geb’ dir was von meinen Pillen ab, und du legst dich zu mir.“ Alles Verspielte fahren lassen ist die Devise des Klassikers „Du brauchst Personal“. Hier heißt es Rock’n’Roll ohne Wenn und Aber, und spätestens da zeigt sich auch die besondere Qualität des Gitarristen Stefan Stoppok: völlig unaufgeregte Soli mit dennoch höchst elektrisierender Wirkung zu spielen. Noch ein rollender, stampfender, schlingernder Klassiker („So einfach ist das“) führt direkt und erlösend in den Gänsehaut-Moment des Abends („Aus dem Beton“), die Geschichte von zwei Verlierern, die im richtigen Moment zueinander finden: „Sie hat alleine gelebt, vegetiert auf dem Mond. Es hat leise gebebt, ja, der Mond ist bewohnt, und ihr zittern die Hände“, singt das Publikum textsicher mit, bei den Klassikern „Willi und Gerd“ und Dumpfbacke“ später selbstredend ebenso.