Horizons / The Going’s Easy

Esoteric Recordings / VÖ: 26.11.2012 (Originalveröffentlichung beide 1970)

Verkannte Erfinder

Die Kernbesetzung der englischen Truppe hatte ihre Live-Erfahrungen vor der eigentlichen Bandgründung als Backing-Group für amerikanische Soulsänger gemacht. Aus diesem Humus schöpft die Band auch noch nach dem Einstieg ihres Landsmannes, des Sängers und Flötisten Colin Horton-Jennings, erweitert die Kernkompetenzen aber deutlich.

The Greatest Show On Earth kreiert auf dem 1970er Debüt Horizons einen unverwechselbaren Sound, der Rock mit Soul verbindet, progressive Elemente einfließen lässt und Gebläse weg vom gelernten Jazz-Rock à la Blood Sweat & Tears einsetzt. Stimmungswechsel von Melancholie zu Heiterkeit sind ihre Stärke, sie packen Walzerseligkeit und folkloristische Anklänge in einen Song und ihren besten Momenten erreichen sie die brodelnde Dichte von Colosseum. Der Zweitling The Going’s Easy, ebenfalls 1970 veröffentlicht, erweitert das Spektrum noch einmal: Da gibt es ausgefranste Gitarrenriffs, Latin Percussion, da legt das Gebläse noch einmal an Zackigkeit zu, und mit ›Love Magnet‹ nimmt sich das Oktett alle Freiheiten: Eine Art Suite, die aus zunächst verhaltener kammermusikalischer Form mit einem glasklaren Orgelsolo Fahrt aufnimmt, dann übernimmt das Gebläse in einem freakig-jazzigen Arrangement mit zusnehemend anschwellendem Percussion-Fundament. Völlig aus dem Rahmen fällt ›Magic Woman Touch‹ (das zusätzlich als Bonus Track in der Single-Version enthalten ist). Dieses akustische Stückchen Pop machen die Hollies später zu einem kleineren Hit, dergleichen ist den Urhebern nie vergönnt. Die Band fällt 1971 sang- und klanglos auseinander.

7/10 (beide)