Vampire und Vulkanausbrüche

Tito & Tarantula in der Fabrik, Bruchsal, 1.9.2015

Es ist schon ein Ritual geworden bei Tito & Tarantula-Konzerten: „After Dark“, der Song gewordene Vampir-Biss aus dem Quentin-Tarantino-Film „From Dusk Til Dawn“ und zugleich der einzig wirkliche Hit der Band, wird mit nachgerade schamanischer Inbrunst gegen Ende der regulären Spielzeit auf der Bühne gefeiert. Mit Tänzern aus dem Publikum, die sich zu diesem hypnotischen, fies-düsteren Rhythmus wiegen, auf das die Dunkelheit sie erleuchte. So geschehen auch am Donnerstagabend in der Fabrik, wo die Band in unterschiedlichen Besetzungen schon 2009 und 2013 gastierte.

„Buenas Noces, Amigos“ spricht der wortkarge Herr Larriva wirft sich zackig und doch mit einer ganz ausgeschlafenen Lässigkeit in „Everybody Needs“. Larriva lässt meistens die Musik sprechen. Sein unnachahmlicher Gesangstil, der kauzig und auch mittlerweile schon ein bisschen altersweise Lust und Leid eines Lebens in Töne umsetzt, das an Stürmen nicht arm gewesen sein muss, ist das Markenzeichen dieser Band. Vorzugsweise sind es Sandstürme, die durch die staubtrockenen Songs blasen, wie in „When you cry“. „Now I know that you don’t regret, what you’re doing to me“ singt er mit der Gelassenheit eines Mannes, der auf einem Pulverfass sitzt – und klingt dabei wie ein junger Jim Morrison. Mit brüchiger Eleganz und in sich ruhend schwebt die Musik auf dem dynamischen Bassspiel von Larrivas Tochter Lolita. Johnny Vator liefert dazu die schnurgerad polternden Drums ab, die seiner kugelförmigen Erscheinung akustisch entsprechen. Was besonders gut kommt beim nah am Hardrock gebauten „Bitch“. „She always plays with danger. Five feet of anger, always plays with danger“, bellt Tito, dieser Meister des fragmentarischen Singens, das in seinen anrührendsten Momenten wie das letzte Aufglucksen des Ertrinkenden klingt. Während in tosenden Gitarrengewittern mindestens die ganze Welt zusammen stürzt. Marcus Praeds Gitarrenspiel erzeugt eine Grundstimmung, die zwischen Wüste und Weltraum oszilliert. Was ist da noch mal passiert, bevor sie „Mexican Sky“ geschrieben haben? Sie sassen auf dem Gipfel des Popocatepetl und gaben ein Interview, als er ausbrach? Soll man das glauben? Egal, Tito erzählt die Geschichte mit diesem doppelbödigen Grinsen, dem man jede Flunkerei verzeiht. Die Bruchsaler wissen es zu schätzen, Tito Larriva weiss das wiederum zu schätzen: „Germany is wonderful“ entfleucht es ihm, bevor er sich an die Zugaben macht.