VII – War Is Over

Mascot Records / VÖ: 3.11.2017

Ein Kessel Buntes

Anfang und Ende setzen deutliche Signale: Mit zwei überlangen Songs – dem lebhaften Titelsong und dem hypnotisch-mystischen ›Beyond The Storm‹ machen die Finnen klar, dass sie sich (wieder) die Freiheit nehmen, jedwedem musikalischen Geistesblitz zu folgen, und schlage er noch so sehr Haken. Die ewige Frage, ob das nun Progressive Rock, Hardrock oder gar Pop im weitesten Sinne sei, ist müssig. Sie mischen alles ohne Scheuklappen.

Warum? Weil sie es können. Im zwölfminütigen Titelsong steckt schon alles drin. Die hektische Betriebsnudeligkeit (und das ist ausschließlich positiv gemeint) der drei ersten Queen-Alben und der Hang zu ganz großen Melodien. Da ist der spannende Anfang mit kinematografischem Intro, dann eine federleichter und doch treibender Groove, der den Song bis zum Ende trägt. Kleine Details im Gitarrenarrangement sorgen dafür, dass nie Langeweile aufkommt. Freunde härterer Gitarrenakrobatik finden ihre Erlösung im gurgelnden Wah Wah-Strudel von ›To The End Of The World‹, das zusammengehalten wird vom dichten Schlagzeugspiel des zurückgekehrten Trommlers Sami Kuoppamäki, der schon einmal vor über zehn Jahren für die Band spielte. Man mag nach falschem Pathos suchen, wenn die Musik Melodie auf Melodie türmt, aber man wird nicht fündig. Da kommt ›Jerusalem ‹ wie die Filmmusik zu einem 3 D-Blockbuster, da blasen die Keynoards wie ein warmer Wind von den Zinnen einer festgerifften Burg, da erheben sich wohlige Stimmen über all dem, denen man nie billige Effekthaschereui vorwerfen kann. Und es kommt noch besser: So formvollendete, grundlos optimistisch stimmende Melodien wie in Frozen Butterflies können eigentlich nur im Himmel geschrieben werden. Dafür gibt es dann ein paar Minuten später das irritierend nebulöse ›Wanderlust‹.

9/10