Zwei Dinge fallen mir spontan zum „Tag der deutschen Einheit“, zwei Interviews, die ich in den darauffolgenden folgenden Jahren – weiss nicht mehr in welchen, – zum Jahrestag dieses Ereignisses führte, damals bei der Welle Fidelitas. Da war zum einen ein Telefonat mit Günter Schabowski. Man erinnert sich: der Mann, der die Maueröffnung von einem Zettel verlesen hatte. Der arbeitete von 1992 bis 1999 bei einer Wochenzeituung in Fulda. Ich suchte die Telefonnummer raus, fragte nach Herrn Schabowski, der war auch gleich dran und ich frug ganz frech, ob er mir das nochmal erklären könnte, vor ein paar Jahren, das mit dem Zettel.

Und er sagte, klar. Und erklärte es mir. Dass er sehr wohl gewusst habe, was die Folge sein würde. Was ich bis heute nicht rekonstruieren kann: Woher nahm ich die Chuzpe, oder den Mut oder was auch immer, da einfach anzurufen und zu fragen. Oder auch: Ist das überhaupt wirklich passiert, oder hab ich das geträumt? Ich träume ja sonst auch allerhand seltsames Zeug, und es existiert leider kein Mitschnitt des Interviews.

Ein anderes war ein Gespräch – über eine extrem schlechte Telefonleitung – mit Peter Sodann, der gerade im Westen erste Berühmtheit als Tatort-Kommissar erlangt hatte, und den ich von Ferne sehr schätzte, zumal ich auch das Neue Theater in Halle kannte, das er wohl mit aufgebaut hatte. Nun wollte ich mich also ihm sozusagen fernmündlich vor die Füsse werfen und meine Ehrerbietung ihm entgegenschleudern, aber er liess mich nicht. Ich habe selten erlebt, dass ich von einem Ostdeutschen dermassen zusammengefaltet wurde. Er gab mir mit jedem Satz zu verstehen, dass ich ein ahnungsloser West-Depp sei und es eigentlich unter seiner Würde, mit mir überhaupt zu sprechen. Ich war etwas verwirrt, es änderte aber nichts an meiner Bewunderung für ihn. Und als ihn die Linkspartei 2009 für das Amt des Bundespräsidenten vorschlug – ich hätte ihn gewählt. Oder hab ich das geträumt, das mit der Kandidatur? Alles sehr seltsam. Was ich damit sagen will? Nichts, überhaupt nichts. Und heute habe ich im Impressum der TITANIC nachgeschaut, ob der Satz von Chlodwig Poth da immer noch drübersteht: „Die endgültige Teilung Deutschlands – das ist unser Auftrag“. Ja, er steht noch da, festgemauert in der Erden. Und ich erinnere mich an einen Praktikanten bei der Welle Fidelitas, der sich vor fast 30 Jahren darüber fürchterlich aufgeregt hat, was wiederum mich köstlich amüsiert hat. Das habe ich nicht geträumt. Was ich damit sagen will: Nichts, überhaupt nichts……

Fotos aus dem Frühjahr 1990, Halle an der Saale