Gewaltig leise

Basta im Tollhaus, Karlsruhe, 17.1.2020

Im Grunde machen sie ja alle dasselbe, diese flutwellenartig durch die Lande singenden A Capella Formationen: Musikalisch höchst eingängig, sängerisch über jeden Zweifel erhaben, ziehen sie die kleinen Alltagsprobleme der Menschen durch den Kakao. Manche tun das scharf satirisch, andere mild ironisch. Letzterer Kategorie sind Basta zuzuordnen. Sie schaffen bei ihrem Konzert im Tollhaus die perfekte Wohlfühl- und Schmunzelatmosphäre für gediegenen Spott, passend zum Programmtitel „In Farbe“ wohltuend satt und ruhig ausgeleuchtet. Da flackert und blitzt nicht ständig irgendwas, auch die Choreographie des Abends ist durchaus sportlich, artet aber nie in Leistungssport aus.

Auch musikalisch setzten William Wahl, René Overmann, Werner Adelmann, Arndt Schmöle und Neuzugang Mirko Schelske auf solide Gesangsakrobatik und widerstehen weitgehend der Versuchung, dem Publikum zu aufdringlich zu demonstrieren, dass eine A Capella-Gruppe einen Drumcomputer oder eine Rockband mit dem Mund ersetzen kann. Das läuft alles eher dezent im Hintergrund mit, und mehr braucht es auch nicht, um die gesungenen Geistesblitze adäquat zu transportieren. Die gelegentlich sogar subtil politisch sind. Etwa, wenn in „Laktosetolerant“ die Intoleranz der vermeintlich Toleranten auf die Schippe genommen wird. Da geht es darum, wie einer aus einem Café fliegt, weil er „nicht Soja trinkt“, sondern Milch von der Kuh.  

Gut, manches bleibt dann doch im Klischee stecken – so etwas der Seitenhieb auf die Auto-Verliebtheit des deutschen Mannes in „Mein Auto“: „Denn mein Penis ist, mein Auto ist zwei Tonnen schwer. Mit ihm bin ich ganz zweifellos der Allertollste beim Ver-, im Verkehr.“ Derartiges glaubt man schon tausende Male gehört zu haben. Besser kommt da, wenn Musik und Text in einem scharfen Kontrast stehen. Da flöten sie in „Schlager“ gar liebreizend über einen komplett zu tätowierten und gepiercten Kerl: „Ich bin ein harter Kerl, ’ne voll brutale Sau. War mehrfach vor Gericht und einmal schon im Bau“, um den Schläger anschließend dann im Refrain als Schlagerfan zu entlarven. Sie selbst entlarven sich irgendwann im zweiten Teil des Konzerts als eingefleischte ABBA-Fans und setzen damit die länger schon gepflegte Tradition fort, bekannte Hits mit eigenen deutschen Texten zu versehen. Mit der Umdichtung von „Chiquitita“, die mit besonders inbrünstig schwelgendem Pathos vorgetragen wird, gelingt ihnen ein Volltreffer in dieser eigentlich doch schon etwas ausgelutschten Parodieform. Wenn sie singen „Unser Sohn Corbinian Flynn ist ein ganz besonderes Kind“, das selbstverständlich in eine „schicke Kita“ gehört, dann darf der begeisterte Zuhörer auch mal ganz unpeinlich von Schmunzeln auf Schenkelklopfen umschalten.