Phil Collins

Da kommt noch was (Not Dead Yet)

Die Autobiographie

Stars, die ihre Autobiografie selbst ohne Ghostwriter-Hilfe schreiben, sind eher selten. Traut sich einer dennoch mal, entsteht meistens ein eher dröges Buch, das das gelebte Leben nur unzuzreichend abbildet. Phil Collins ist anders. Der Mann hat sich – trotz Abermillionen verkaufter Tonträger – einen gewissen Working Class Charme, gepaart mit augenzwinkernder Selbstironie bewahrt.

Und er kann schreiben, daran ändert auch die katastrophal schludrig lektorierte deutsche Übersetzung nichts. Wobei die durchaus den Ton trifft: Lebendig, immer nah an den handelnden Personen, legt Collins Rechenschaft ab über sein bewegtes Leben. Man spürt: der Mann ist ein von seiner Arbeit Besessener, dem es primär nicht um Ruhm und Geld ging, sondern um die Musik. Man spürt es, wenn er darüber schreibt, wie viel Überzeugungsarbeit von aussen es brauchte, ihn hinterm Schlagzeug in die Sängerposition wegzuloben. Man hört förmlich den verwunderten Unterton über die Tatsache, dass er plötzlich zum Mega-Seller als Popsänger wurde. Wie ein roter Faden zieht sich die Ambivalenz seines beruflichen und privaten Lebens durch die Erzählung: Hier der unaufhaltsame Aufstieg, dort die immer wieder scheiternden Beziehungen. Was letztere betrifft, schont er sich wirklich nicht. Ebenso wenig, wenn er über seine Alkoholiker-Jahre schreibt, die ihn fast das Leben gekostet hätten. Will man es wirklich so genau wissen? Durchaus – zeigt es doch, was passieren kann, wenn ein Workaholic wie Collins nicht mit dem Ruhestand zurecht kommt. Mag sein, dass er ganz bewusst ein Buch für alle Phil Collins Fans schreiben wollte, und deshalb vergleichsweise wenig detaillierte Einblicke in seine Entwicklung als Schlagzeuger gibt. Schade ist es trotzdem. Man hätte gerne mehr erfahren, wie sich der feinziselierte Stil der frühen Genesis Alben in den raumgreifenden späteren Collins-Sound verwandelte, beginnend mit The Lamb Lies Down On Broadway. Denn Phil Collins ist mehr als diese berühmten wuchtigen Toms in In The Air Tonight

Heyne, 2016, 528 Seiten, 24.99 €