Whoosh!

earMusic / Edel I VÖ: 7.8.2020

Die Krone des Hat-Trick

Welche Band, bei der die Mehrzahl der Mitglieder im achten Lebensjahrzehnt sind, erfindet sich noch neu? Deep Purple tun es. Auch für dieses dritte von Bob Ezrin produzierte Werk gilt: man kennt die Zutaten, aber sie wurden wieder einmal neu gemischt. Whoosh! erweiter die Bandbreite noch einmal, bleibt aber immer noch Hardrock klassischer Schule.

Wobei auf starke, eingängige Refrains noch mehr Wert gelegt wurde als bei den Vorgängeralben. Unterm Strich sind das rund 55 Minuten Herzenswärme, Gefühl und Altersweisheit, gespielt mit der Energie einer jungen Band. Gesungen von einem Sänger, der immer mehr interessante Nuancen aus seiner tiefergelegten Stimme herauskitzelt. Die Höhepunkte sind schnell benannt: Das schwerblütige Riff von ›Throw My Bones‹, die augenzwinkerende Selbstreferenzialität, mit der Steve Morse in ›No Need To Shout‹ das ›Stormbinger‹Riff umkreis, der gutgelaunte nostalgische Kneipen-Rock’n’Roll von ›What The What‹. ›Nothing At All‹ verbindet Blues-Touch mit fast sakraker Orgel-Gitarren-Einheit. Es könnten auch die Kronjuwelen sein, die Don Airey da klimpern lässt. Drop The Weapon‹ zeigt, dass dass auch mittelprächtige Songs durch die Ausführung veredeln kann. Gillans höchst pointierter Gesang, die Instrumente sehr dicht auf engem Raum agierend. Dancing In My Sleep ist so tanzbar wie es eben geht, aber aber von Strophe zu Strophe zu Strophe wird mehr gerockt, und der vermeintliche Ausreisser eingenordet. ›We’re All The Same In The Dark überrascht mit cleanem Gitarrensolo und Southern Twang, das nah am Original gebaute Remake von ›And The Address‹ (im Original auf Shades Of Deep Purple) könnte ein Hinweis sein, dass sich der Kreis mit Whoosh! schließt. Sollte dies nun tatsächlich das letzte Album des 52 Jahre alten Quintetts sein, es wäre nicht nur ein würdiger, sondern ein glanzvoller Abgang.

9 ½/10