Als wären sie zusammen im Studio gewesen

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Deep Purple bezichtigen sich tatsächlich, kriminell geworden zu sein. Zumindest deutet das der Albumtitel Turning To Crime(frei übersetzt in die Kriminalität abgleiten) an. Das Verbrechen, das sie sich selbst zur Last legen, ist ein Cover-Album. Da darf der Fan schon mal skeptisch sein. Aber was für ein Album das geworden ist: Ohne Scheuklappen arbeitet sich die Band durch ein Repertoire, dessen Originale bis in die 50er-Jahre zurückreichen. ich habe Ian Paice und Don Airey am 11. Oktober 2021 in Oberhausen getroffen. Das haben sie mir erzählt….

Als bekannt wurde, dass ihr ein Cover-Album aufgenommen habt, konnte man die ersten enttäuschten bis entsetzten Kommentare auf den einschlägigen Fanseiten im Netz lesen. Habt ihr diese Reaktionen mit dem Album-Titel Committed To Crime vorweggenommen beziehungsweise vorausgesehen – dass man Euch eines Verbrechens beschuldigen würde?

Ian Paice: Du hast es genau durchschaut. Wir wollten sowas sagen, bevor sie es taten. Es ist ein Vorstrafenregister, genau. Da wollten wir schneller sein. Aber se klang auch einfach wie ein guter Albumtitel – wir sind damit sehr zufrieden.

Ich habe den Eindruck, die Songs die ihr ausgewählt habt, geben Euch die Möglichkeit, Eure musikalische Bandbreite nochmal zu erweitern. Mehr vielleicht sogar, als ihr es bei einem Album mit eigene Songs getan hättet? Ihr habt auch Songs genommen, die man normal nicht unbedingt mit Deep Purple in Verbindung bringen würde.

Ian Paice: Ja, wir konnten, unseren Horizont wirklich erweitern. Die Auswahl der Musik reflektiert zwei, drei Dinge. Zum einen geht es um Künstler, deren Musik wir sehr schätzen, oder steht für eine bestimmte Zeit im Leben jedes einzelnen von uns, in unserer Jugend, oder eben für einen bestimmten Musikstil. Nun kann es sein, dass der eine oder andere Song, den wir ausgewählt haben, nicht so wichtig für uns war, aber dafür die Musikrichtung, zu der er zählte. Oder – wie im Falle von Ray Charles: das ist eine sehr wichtiger Künstler. Es gibt praktisch niemanden, den nicht ein Ray Charles Song in den letzten 50 Jahren gepackt hätte. Das war also die Prämisse, Tracks zu wählen, die für uns etwas Besonderes waren.

Aber wenn Du sagst: uns. Dann….

Ian Paice: … dann bedeutet das immer, dass eine Mehrheit von fünf Leuten dafür war.

War das leicht, oder gab es auch ein paar wirklich harte Debatten?

Don Airey: Naja, wir hatten drei oder vier Telefonkonferenzen. Das Großartige war ja, im Lockdown auch mal wieder die Stimmen der anderen Jungs hörten. Aber es war wirklich einfach, auch dank Bob Ezrin. Er hat das sozusagen kanalisiert – und bei manchem Vorschlag eben auch gesagt: Findet Ihr, dass das eine gute Idee ist?

Ian Paice: Er war praktisch der Filter. Wir hatten ja mehr sSngs vorgeschlagen, als wir aufnehmen konnten, und das gab dann eben einen Abstimmungsprozess mit Mehrheitsentscheidungen. So einfach war das.

Ihr habt sehr viele amerikanische Originale bearbeitet. Als ich das letzte Mal mit Bob Ezrin gesprochen habe, hat er euch als die britischste aller britischen Bands geschildert. Gibt es für diesen Aspekt der Songauswahl einen bestimmten Grund?

Ian Paice: Man muss bedenken, dass moderne populäre Musik seit Beginn der 30er Jahre des vergangen Jahrhunderts eine amerikanische Erfindung ist. Rock’n’Roll ist eine amerikanische Erfindung. Wir in Großbritannien habe uns dieser Musik bedient, aber wir haben sie nicht erfunden. Wir haben es übernommen, ein bisschen anders gemacht und die Leute fuhren darauf ab. Drum ist es doch recht natürlich, dass wir auf die ursprünglichen Wurzeln dieser Musik zurückgreifen. Ausserdem gab es von einigen dieser alten Platten ja auch europäische und britische Coverversionen. Allerdings kam keine davon an die amerikanischen Originale heran, die einfach die Messlatte sind. Und darauf sollte man sich beziehen, denn das war das entscheidende Ding….

Don Airey: Dazu wollte ich noch sagen: Großbritannien war in den 50er-Jahren ein sehr merkwürdiger Ort. Wir hatten ja sozusagen den Krieg gewonnen, aber niemand hat drüber geredet. Alles lief gerade so weiter wie in der Dreißiger-Jahren, nichts hatte sich geändert. Und die Welt um uns rum hat sich quasi ohne uns weitergedreht. Hier war alles so langweilig. Ich erinnere mich an eine Szene auf dem Spielplatz, das war ich vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Auf einmal redeten die Leute über Elvis Presley, und plötzlich erwachte die Welt zum Leben. Auch Siebenjährige redeten schon ganz aufgeregt darüber, und ich fragte mich, wer oder was Elvis Presley war. Es schlug bei uns ein wie ein Meteorit, der explodiert und alles verändert.

Und umgekehrt, wenn ich mit amerikanischen Musikern in Eurem oder meinem Alter rede, erzählen sie immer, dass es ihnen so ging, als 1964 die Beatles in der Ed-Sullivan-Show auftraten.

Ian Paice: Ja, da hat es sich gedreht. Wir hatten all diese wunderbare Rock’n’Roll Musik aus Amerika gehört, und wir konnten es nicht so machen, wie sie es machten, also machten wir es auf unsere Weise. Diese amerikanischen Platten war oft von ziemlich guten Musikern eingespielt, und weil wir eben meistens Kids mit wenig Erfahrung waren, kam das alles in einer etwas raueren Form raus. Und die Amerikaner wiederum mochten es, weil es anders war als ihre Musik. Die Beatles waren wirklich rauer Stoff, wenn Du an das erste Album denkst.

Zurück zu Eurem Album. Normalerweise spielt Ihr ja im Studio zusammen, reagiert auch gegenseitig auf das, was die Kollegen spielen. Das war nun eine komplett andere Situation beim Aufnehmen, jeder für sich zuhause. Aber es hat offen bar funktionierte. Wie hat sich das angefühlt – am Anfang und im Verlauf des Prozesses?

Don Airey: Ian Gillan war zuerst skeptisch, als Bob Ezrin meinte: Wir haben zwei Alternativen, und Ian meinte: Wieso nehmen wir nicht die dritte: Wir machen gar nichts! Er hatte ziemliche Zweifel….

Ian Paice: Die wichtigste Frage war: Wird das funktionieren, können wir das machen. Dabei ist nicht gemeint, ob wir die Musik spielen können. Das ist leicht. Die Frage war: Können wir die Musik spielen, wenn wir tausende Kilometer voneinander entfernt sind und es dabei so klingen lassen, als wären wir alle zusammen in einem Raum. Das ist das ganze Geheimnis. Es gibt so viele Alben, die auf diese Weise aufgenommen wurden, aber meistens fehlt denen irgendetwas. Der Funke, das Gefühl, dass die Musiker in einem Raum zusammen sind. Ich glaube, das haben wir hingekriegt. Das hat einfach mit der Qualität der Musiker in diese Band zu tun und der Tatsache, dass wir schon so lange zusammen spielen. Es gibt ein unterbewusstes Verständnis zwischen uns. Aber wir waren doch alle überrascht , wie gut es funktioniert hat.

Ian, speziell Du hast auch Dinge gewagt, die ich so auf den vorangegangenen Platten nicht gehört habe. Als wir uns das letzte Mal im Januar 2020 unterhalten haben, hast Du über die Einschränkungen gesprochen, die daher rühren, dass man bei modernen Produktionen als Drummer immer ein Sklave des Click Track ist und nicht wirklich frei spielen kann, so gut man auch sein mag. Aber was Du da bei Shapes Of Things spielst – da dachte ich wirklich: jetzt dreht er durch.

Ian Paice (lacht): Dei Sache ist doch die: Je öfter du etwas machst, desto leichter wird es. Ich fand es noch vor drei, vier Jahren problematisch, zu einem Click Track zu spielen. Ja, es schränkt mich ein. Aber je öfter ich es tue, desto besser verstehe ich es. Was nicht heisst, dass ich es liebe, und es ist auch nicht vergleichbar mit den Freiheiten, die Du auf der Bühne hast. Aber Du wirst ja auch besser, je mehr Du schreibst….

Ja, okay, aber als Drummer kann ich immer noch nicht zu einem Click spielen…

Ian Paice: Du musst die Uhr in deinem Kopf ignorieren. Aber manche Leute haben eine ganz erstaunliche eigene Uhr in ihrem Kopf. Nimm Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers. Gib ihm ein Tempo vor und zehn Minuten Spöter ist er immer noch exakt in der Spur.

Und Don, ich habe auch von Dir einige Synthie-Soli und bestimmte Sounds gehört, die ich sehr überraschend fand. Ihr habt ja nach einander eure Beiträge aufgenommen und erst ganz am Schluss gehört, was jeder Einzelne dazu beigetragen hat. Habe ich das so richtig verstanden?

Don Airey: Oh ja, wir haben uns gegenseitig überrascht. Es gab jedenfalls keine Telefonkonferenz, bei der beschlossen wurde: Du solltest Dieses oder Jenes tun. Wir glaubten einfach alle daran, dass jeder intuitiv das Richtige tun würde. Ich hatte die seltene Gelegenheit, die Instrumente in meinem eigene Studio zu spielen. Diese alten Instrumente wie das Wurlitzer Piano, das man auf einigen Tracks hört. Das ist eines der schönsten Instrumente…. Und dieses Solo, das du erwähntest, das ist ein Mini Moog. Diese Instrumente würde ich nicht auf Tour mitnehmen, die leben da bei mir zuhause. Es hat mir wirklich Spaß gemacht. Ein Instrument wie der Moog Voyager, den ich auf Tour spiele, ist eben nicht das Gleiche wie der Mini Moog. Auf einem Track benutze ich ein Hohner Pianet, und ich habe eine alte Hammond zuhause, die einen ziemlich anderen Sound hat als die Deep Purple Hammond.

In der Doku zum Album sagt Steve, das Beste und das Schlechteste zugleich sei, dass Bob Erzrin nicht da war. Der ihm immer gesagt hat, dass es besser ist, Soli anders aufzubauen, und nicht gleich von Null auf Hundert zu starten, aber dass er, Steve, eben auch nicht so gerne kritisiert wird…. Wie kam ich drauf? Weil dieses kurze Solo, das Steve in Oh Well spielt, total entfesselt ist, und ich dachte: Oha, in dem Moment hat Bob nicht aufgepasst?

(beide lachen laut)

Ian Paice: Naja, mit Steve und Bob, dass ist so eine Hassliebe. Bob findet toll, was Steve spielt, aber manchmal meint er, das Steve schon zum Schuss kommt, bevor er angefangen hat. Dann sagt er eben: Bau’ es langsam auf!

Mal generell gefragt: Was ist der Unterschied, bezogen auf Bobs Einfluss, wenn man dieses Album mit den drei vorangegangenen vergleicht?

Ian Paice: Bob musste viel weniger Input geben dieses Mal. Wenn wir neue Musik erschaffen, ist Bob ein integraler Bestandteil der Arbeit, und sorgt dafür, dass wir keine Zeit auf Dinge verschwenden, die zu nichts führen. Wenn man selbst drin steckt, kann das passieren. Er betrachtet das von aussen und sagt: Das ist großartig, daran solltet ihr weiterarbeiten – oder eben: Lasst das, lasst euch was anderes einfallen. Diesen Blick braucht man manchmal, und wenn man seinem musikalischen Gespür vertraut, sollte man ihm folgen. Er will, dass jeder Track großartig wird.

Schauen wir mal ein paar spezielle Tracks an: The Battle Of New Orleans, das ist ja wirklich witzig. Manche Fans werden ja vielleicht Selbstmord begehen, wenn sie das hören, weil sie denken: jetzt ist „meine“ Band völlig durchgeknallt.

(Beide lachen laut)

Ian Paice: Das war Rogers Idee. Lonnie Donegan hatte in den späten 50er-jahren einen großen Hit mit diesem Song, das war die Zeit der Skiffle-Musik, und die bedeutet Roger sehr viel. Mir sagt das nichts, aber die Mehrheit der Band hat eben entscheiden, dass es auf das Album gehört….

Don Airey: Roger hatte auch mal an einer leisen Stell in einer Zugabe einfach angefangen, das zu singen. (singt) In 1814 we took a little trip….

Ian Paice: Roger ist eben einfach nur ein frustrierter Frank Sinatra. Er liebt es einfach, zu singen.

Das ist aber für mich ein gutes Beispiel dafür, dass Ihr Euch auf einem solchen Album Dinge erlauben konntet, die ihr mit eigenen Songs sicher so nicht hättet machen können?

Ian Paice: Ja klar, das war für uns die Lizenz, ein bisschen Spaß zu haben.

Don Airey: Ja, und der Text erst: We fired our guns and the British kept a-comin. There wasn’t as many as there was a while ago….

Ian Paice: Also, die Briten singen das quasi gegen sich selbst….

Das ist wahrscheinlich das, wovon wir Deutschen glauben, es sei britischer Humor.

(Beide lachen laut)

Shapes Of Things finde ich auch interessant, weil es in zwei ganz unterschiedliche Teile zerfällt. Ich dachte, das steckt ja ein Metal Riff drin, das dann auch am Ende auftaucht. Aber die ersten zwei Minuten sind doch eher Psychedelia…..

Ian Paice: Ja, zwei verschiedene Tempi….

Wie seid ihr vorgegangen, wenn ihr eine solchen Track oder auch White Room genommen habt, die ja praktisch jeder in unserem Alter kennt. Was braucht das, um noch Sinn zu ma chen?

Ian Paice: Eine werkgetreue Kopie zu machen ist einfach blödsinnig. Klar kann man das machen, aber es wird nie so gut sein wie das Original. Egal was Du auch tust. Man kann ein paar Sachen hinzufügen und gleichzeitig respektvoll mit der Vorlage umgehen und es sich zu Eigen machen ohne den Song zu zerstören. Ich denke, das haben wir bei einigen Tracks sehr effektiv gemacht, bei anderen sagten wir uns: Stop, das kannst Du nicht ändern. Nimm White Room, das ist ein perfektes Stück Rockmusik, lass uns das respektieren, wenn wir unsere eigen Version machen.

Ihr konntet nicht touren mit Woosh….

Don Airey: Hoffentlich nächstes Jahr.

Werden dann Songs von Committed To Crime ihren Weg auf die Bühne finden?

Don Airey: Schon möglich….

Ian Paice: Wir müssen abwarten, wie die öffentliche Meinung auf das Album reagiert. Wie erfolgreich es ist, was es unseren Fans bedeutet. Ich bin nicht sicher, ob wir einen dieser Songs in den Hauptteil der Show unterbringen würden. Aber es spricht nichts dagegen, wenn die Leute nach Zugaben rufen, einiges von dieser Musik, die einfach nur Spaß macht, zu spielen. Aber wir wollen da keine festen Regeln aufstellen, genauso wie bei der Frage, ein paar Songs von Whoosh zu spielen.

Don, du hast in der Doku gesagt: It’s A Party Record.

Don Airey: Habe ich das gesagt?

(Ian Paice lacht.)

Don Airey. Ja doch, das stimmt schon, Es hat viel Spaß gemacht, diese Songs zu spielen. Etwas wie Oh Well zu spielen, war ein Lebenstraum von mir. Ich habe schon mal versucht, das aufzunehmen, aber das hat nicht wirklich funktioniert. Aber das nun mit Ian Gillans Gesang zu hören…. Welch eine Wonne!

Der Sänger muss die Emotionen eines Songs transportieren, er ist das Aushängeschild der Musik. Also muss er eine Beziehung zu dem jeweiligen Song haben. Gab’s da welche, bei den Ian bedenken hatte?

Ian Paice: Das hätte passieren könne, aber sobald Ian sich genug Selbstvertrauen hatte… Haben wir ein paar Tonarten geändert?

Don Airey: Ja, haben wir schon….

Ian Paice: … um es angenehmer für seine Stimme zu machen, aber das ist normal. Dann zeigte er enorme Flexibilität, sich in ganz unterschiedlichen Stilistiken zu bewegen. Nimm den Ray Charles Song – das ist Jazz, oder nenn’ es Jazz-Blues. Und siehe da: Seine Performance ist fantastisch. Das fühlt sich sogar an, als wäre er geboren, mit einer Big Band zu singen.

Die Brass Section – ist die echt?

Ian Paice: Ja, die ist echt. Bob hat das in Amerika aufgenommen. Es gibt schliesslich so viele Musiker, die froh sind, arbeiten zu können…

Über den Mitch Ryder-Song Lucifer hat Steve gesagt: Den kennt keiner ausser mir!

Ian Paice: Ich kannte ihn jedenfalls nicht, dabei ist es so ein großartiger Riff. Einiges an Musik aus dieser Zeit hat es einfach nicht über den Atlantik geschafft. Das blieb in Amerika. Sei es, dass es nicht in den Radios gespielt wurde, oder in Europa keine Plattenfirma zur Veröffentlichung bereit war. Aber als Steve es auf dem Demo gespielt hat, dachte ich: Oh, das ist wirklich gut….

Vielleicht könnten dann ja auch einige Eurer Fans neugierige werden auf die Originale. Steckt das auch so eine Art „pädagogische Idee“ dahinter?

Ian Paice: Ich hoffe es doch. Es gibt eine junge Generation von Deep Purple-Fans, was ich ganz erstaunlich finde. Wir reden hier über 16-Jährige oder 26-Jährige. Die haben noch nie etwas von Bob Seher gehört. Die haben noch nie so weit zurückgeschaut. Die haben möglicherweise auch nie etwas von Ray Charles gehört. Vielleicht kann man ihr Interesse wecken, und sie schauen auf youtube und finden das und noch mehr, was ihnen gefällt. Du weisst genauso gut wie ich, dass es Unmengen großartiger Musik aus der Vergangenheit gibt, die nicht mehr gehört wird. Weil die Radiostationen und das Fernsehen kein Interesse haben. Aber es ist alles da!

Ihr spielt „Watching The River Flow“. Da könnten vielleicht Bob Dylan-Fans der Meinung sein, das sei ein Verbrechen?

Das kommt wieder von Roger. Er ist ein großer Dylan-Verehrer. Er sieht in ihm ein Genie und er schlug diesen Track vor. Wenn ich das vorgeschlagen hätte, hätte ich es etwas langsamer gespielt. Abr das ist meine persönliche Meinung. Roger wollte es eben so haben….

Ja, ich heb genau das gleiche gedacht sie Du: ich fand das ein bisschen schnell.

Es ist ein bisschen aufgekratzt. Aber Roger wollte es so haben, seine Vorlage war aber eine Live- Aufnahme von Dylan. Aber okay, es ist ein gute Song. Man kann das in jede Richtung drehen. Nur als Tip für Dich: Wenn Du wieder zuhause bist, gehe auf youtube und schaue dir die Version von Leon Russell an, die ist sooo langsam und sooo sexy und verführerisch..

Sorry, die gleiche Frage wie am Ende aller meiner Interviews der vergangenen zehn Jahre: Gibt es eine Chance auf ein weiteres Album mit Deep Purple-Originalmaterial?

Wenn wir beschliessen, das zu tun – und es gibt keine Grund dafür, es nicht zu tun. Es ist nur eine Frage des Timings und des Willens, es zu tun. Und dann werden wir es wieder mit Bob machen. Es macht Freude, mit ihm zu arbeiten. Und wenn Du seine Stories hörst, weisst Du: Mit manchen Künstlern ist es nicht leicht zu arbeiten, bei uns gibt es dieses Problem nicht. Wir respektieren uns gegenseitig und versuchen, den bestmöglichen Job zu machen. Es geht schnell und der Sound, den er erschafft, ist der beste, den wir je hatten.

A Propos Sound: Ich hatte Bob schon letztes Jahr – und auch Ian Gillan gefragt – ob es nicht mal einen Remix von Rapture Of The Deep geven könnte. Ein großartiges Album, das aber in meinen Ohren schrecklich klingt. Letztes Jahr hörte ich dann, Roger denke über einen Remix nach…. Aber dann habe ich nichts mehr gehört davon.

Don Aire : Roger hat die Multitrack-Aufnahmen…

Ian Paice: Ja, das Album hat ein Problem. Aber es ist kein Problem, das man heutzutage nicht lösen könnte. Der Raum, in dem wir damals aufgenommen haben, war nicht größer als dieses Hotelzimmer… einfach zu klein.

Wenn ich Du wäre, ich hätte den Toningenieur wegen des Drumsounds getötet….

Ian Paice: Wir haben versucht, mit eine gehörigen Portion Echo was zu retten, das Schlagzeug Besser klingen zu lassen. Aber heute könne wir das elektronisch auseinandernehmen und einen ganz neuen Klang erschaffen…

So, keine weiteren Frage, ich wollte nur noch bitten, Grüße an Herrn Gillan auszurichten, den ich gern einmal persönlich treffen würde. Ich hatte einige sehr ausführliche und interessante Gespräche mit ihm am Telefon, aber er entwischt mir immer. Ich bleibe aber dran für die nächsten 20 Jahre…

(Beide lachen schallend).

Und dann noch schöne Grüße von meiner Frau, die auch seit 1970 Deep Purple Fan ist…. Wann immer ich sie frage, ob sie zu einem Deep Purple-Konzert mitkommt, ist sie sofort dabei. Vor ein paar Jahren hatte ich mal Probleme, sie für ein Golden Earring Konzert zu interessieren. Sie meinte, „ach, die habe ich doch gerade vor kurzem gesehen“. Das war 1971.

Danke, da habe ich ja Glück, das ich nicht bei Golden Earring spiele. Grüße sie auch und sag’ ihr: Sie ist eine sehr kluge Frau.