Rob Halford

Confess. The Autobiography

Sex and Drugs and Rock’n’Roll: man bekommt mit der Autobiografie dess Judas Priest- Frontmannes alles geliefert, was diesbezüglich zu erwarten ist. Ja, es gibt genügend Triumph- und Horrorgeschichten, sexuelle Ausschweifungen, Alkohol, Drogen, ein Selbstmordversuch, der vollendete Selbstmord eines seiner Liebhaber. Aber Halford erzählt mit entwaffnender Ehrlichkeit und einem stellenweise derben Humor (plus in Fussnoten erläutertem Slang) entlang der musikalischen Geschichte jener Band, die bis heute zu den wenigen Felsen in der Metal-Brandung zählt.

Trotz der drastischen Einblicke in dieses gelebte Leben hat der Leser nie das Gefühl, der Autor bediene voyeuristische Gelüste. Eher spürt man das Bedürfnis, sich all diese Höhen und tiefen endlich von der Seele zu schreiben. Auch wenn man gelegentlich geneigt ist, bei Musikerbiografien Kindheit und Jugend zu überspringen und bis zur ersten Bandprobe weiter zu blättern: hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen auf die anrührend geschilderte Birminghamer Tristesse Anfang der 50er-Jahre, die Perspektivlosigkeit, die eskalierenden Streitereien im Elternhaus. Vor diesem Hintergrund wird die Wut und die Kraft, die später in der Musik der Band steckt, um so nachfühlbarer.  Wer nun möglicherweise das Waschen schmutziger Wäsche erwartet, der wird enttäuscht. Halford behandelt ehemalige Bandmitglieder (und aktuelle sowieso) mit großem Respekt und Empathie, ohne etwa seine Sicht der Dinge auf lange schwelende Konflikte zwischen dem Gitarrengespann Glenn Tipton und K.K. Downing unter den Tisch zu kehren. Aber auch dabei wertet er nicht, sondern schreibt vor allem über seine eigene Frustration. Auf Seite 60 erzählt er, KK Downing habe mal gesagt, der der Rest der Bqand habe von Anfang an gewusst, dass ihr Sänger schwul ist. Vor diesem Hntergrund sind ie Qualen, die er über Jahrzehnte erlebt, schon fast tragisch zu nennen. Eindringlich legt er dar, dass er bei allen seinen sexuellen Eskapaden panische Angst vorm Outing hatte. Aus Furcht, die Fans könnten sich von der Band abwenden. Man denkt unwillkürlich an das gleiche Problem, das Profifussballer bis heute plagt. Letztendlich sind Halfords Memoiren die Beschreibung eines langen, steinigen Wegs, die innere Zufriedenheit mit dem äußeren Erfolg inEinklang zu bringen. Aber auch Amüsantes kommt in diesem Bekenntnis vor: Etwa die Begegnung mit der britischen Königin oder die Erörterung der Frage, ob man denn den Fans zumuten könne, mit Scott Travis einen Amerikaner auf den Schlagzeughocker einer so durch und durch britischen Band zu setzen. Mit der Wiederentdeckung des alten Feuers mit neuen Bandmitgliedern und einer stabilen Liebesbeziehung mündet dieses Bekenntnisbuch tatsächlich in ein Happy End, the metal way.

Hachette Books, 2020, 368 Seiten, 26,99 €