Wehe, wenn sie losgelassen

Jane Lee Hooker und Layla Zoe im Jubez, Karlsruhe, 16.3.2017

„Wir spielen hart, schnell und laut“ sagen die Damen, die sich als Band Jane Lee Hooker nennen – und wohlan: sie verfügen über eine dem Blues sonst nicht gerade innewohnende punkige Energie, eine gewisse Grundschludrigkeit und das Image von wildgewordenen Rotzgören. Passt alles. Klar, diese aus allen Ventilen dampfende, herausgeprügelte Version von Johnny Winters „Mean Town Blues“ bestätigt ihre Selbstauskunft. Knüppeldick.

Aber die New Yorker Mädels, die seit 2013 unter ihrem beziehungsreichen Namen touren, haben mehr drauf als schneller, härter, breiter. Beispielsweise „I believe to my Soul“ von Ray Charles Tiefe zu verleihen. Und dabei immer so auf dem schmalen Grat zu balancieren, der gerade eben noch so Hardrock-Klischees vermeidet.

Vor allem aber verstehen sie Blues nicht als introspektive Seelenspiegelung beim Schmerzensdoktor ihres Vertrauens, sondern als ungefiltertes Abbild krachenden Lebens. „Don’t you stand there looking pretty. Get up on your feet“ singt Dana Athens, und das ist kein Vorschlag, sondern ein Befehl. Die hyperaktive Sängerin erbrüllt sich ihren Spitznamen „Danger“ wahrhaft redlich. Sie hat in jeder Sekunde eine brandgefährliche Bühnenpräsens, als gelte es, ein ausverkauftes Stadion in die Knie zu zwingen, zum Zwecke der Anbetung, versteht sich. In Stadionkompatibilität steht ihr Tracy „High Top“ in nichts nach. Sie spielt ihre Les-Paul-Sägezahnriffs gern mal in erregter Slash Pose. Breibeinig Gitarre hochreissen, Zähne zeigen und ab durch die Mitte zu Hardrock-Werdung des Blues. Ganz anders Kollegin Tina „T Bone“ Gorin, die auf der andern Seite der Bühne ihre bodenständigen Blues-Licks aus der Fender leiert, während Melissa „Cool Whip“ Houston einen schmucklosen, reissfesten Grundbeat trommelt.

Die Kanadierin Layla Zoe könnte es in diesem „Double Trouble“ genannten gleichberechtigten Package danach schwerhaben. Aber weit gefehlt: Ihre Musik – eher sehr heavy gespielter Bluesrock denn Blues – wird von einer technisch hochkompetenten Band mit schwindelerregender Präzision geboten. Im Programm sind vor allem Songs aus dem neusten Album „Breaking Free“. Das metallische „Backstage Queen“ setzt die Grundstimmung. Gitarrist Jan Laacks gibt den coolen Riffmaster, der gleichzeit Lead und Rythmus spielt, während Drummer Claus Schulte als John-Bonham-Impersonator fungiert. Drüber wandelt die Sängerin barfuß mit dieser Stimme, die imstande ist, alle Stürme des Lebens abzubilden und deshalb nicht ganz zu Unrecht mit Janis Joploin verglichen wird. Der Seelenfaktor ist hoch, allein es fehlt das Zerrüttete. Gut so. 

So wird auch die fast schon mainstreamige Ballade „Why do we hurt the ones we love“ nicht zu einer Schmerzensorgie, sondern setzt allenfalls kraftvoll eingetrübte Fragezeichen. Das Gitarrenmonster hält sich derweil zurück. Ganz anders im Heavy Metal Ausflug „Pull Yourself Together“, bei dem die Zoe artgerecht das Haar kreisen lässt. Mit dem kalorienreich angefetteten „Never met a man“ shuffelt sie sich und das Publikum in die Finalrunde. „Tanzen! Tanzen! Tanzen!“ befiehlt sie enthusiasmiert.