„Hör’ ma‘, Karlsruhe! Ja sischer!“

Gaby Köster in der Badnerlandhalle Karlsruhe-Neureut, 21.4.2007

Gaby ist eine Gute, da kann ihr Humor noch so derb sein, ihre Themen so was von tausendmal durchgenudelt. Sie ist trotzdem witzig. „Ja sischer“ mit rheinischem „sch“ und Betonung auf der letzten Silbe, wie sie es sagen würde. Denn ihr stehen zwei ganz entscheidende Waffen zu Gebote: Erstens ihre geradezu furchterregende Lache. Brauchte Monty Pythons Flying Circus noch einen Witz, um damit Mauern zum Einsturz und Feinde zu Tode bringen zu können- bei Gaby reicht ein Lacher. Zweitens: Kölsch, neben Bayrisch (und vielleicht noch Mannemerisch) der Dialekt, indem Derbes besonders derb kommt, und doch auch zärtlich und heimelig.

Von der ersten Minute packt sie kumpelhaft an und zu „Hör mal, Karlsruhe“, und in diesem Ton schwadroniert sie zwei Stunden ziemlich unsortiert, und eigentlich bar jeglicher Dramaturgie – aber authentisch. Oder vorsichtiger gesagt: sie klingt authentisch. Andererseits lebt sie von der Parallel- und Halbwelt Fernsehen und davon, dass ihr Publikum all den TV-Trash, über den sie sich lustig macht, offensichtlich in- und auswendig kennt. Worum geht es noch mal? „Wer Sahne haben will, muss Kühe schütteln“ heißt das Programm, frei übersetzt: Von nichts kommt nichts. Zuvörderst die Frau über 40 ist gemeint, die in verschiedenen Situation vorgeführt wird, in denen sie einfach mal selbst anpacken muss, soll oder kann. Oder eben nicht. Sei es beim pubertierenden Sohn, dem Taxifahrer, der den Weg nicht kennt. oder bei 10 Meter langen Erdbeerjoghurtregalen. Das, so weiß die Komikerin ist auch der Grund für längere Ladenöffnungszeiten. Bis 18 Uhr 30 eine Entscheidung treffen? Geht gar nicht.

Ab in die Disco: Guter Ratschlag ist Leder, denn „Männer lieben es wenn Frauen Lederkleidung trage, weil sie dann nach neuen Autos riechen“. Und dann wird getanzt: „Merenge, Lambada, Feng Shui“. Die Ernüchterung kommt spätestens, wenn man an einem Abend nur Typen trifft zu denen „Wolfgang Thierse die echte Alternative“ wäre. Einkaufen mit Männerbegleitung? „Die Jungs sind wie Dildos, machen immer alles mit, wissen aber nich’, worum et jeht“. Gaby führt eine komplette BH-Anprobe vor – ohne sich umzuzeihen. Sie lässt ihre Brüste in einen sehr körperbetonten Dialog treten, und klagt gleichzeitig über die schamlosen Miederwarenfachverkäuferinnen, („Dat wird man nich, dat iss man“). Die einfach nicht davor zurückschrecken, der eh schon geplagten Kundin unwirsch an die „Monitorboxen“ zu fassen. Bei aller Bodenständigkeit – sie kann auch ins absurde Fach, für 10 Sekunden leider nur: Turnschuhe, Größe 46 – „zieh’ ich mir nackt nachts vorm Spiegel an und stelle mir vor, ich wäre ein transsexueller Basketballspieler auf dem Weg zur Arbeit!“.

Gaby hält Frontalunterricht, Sie tut dem Publikum nichts, aber wenn das Publikum vor Lachen explodiert, explodiert sie mit. Und wenn ihr Hund auf die Bühne kommt, stellt sie ihn vor, und schickt ihn wieder in die Kulisse. War das jetzt geplant oder spontan? Alles ist möglich. Im Vollrausch fährt sie auf gen Himmel und begehrt nun an der Pforte Einlass: „Mach hoch die Tür, die Tor mach weit, hier steht die Köster – hackebreit“ lallt sie ausufernd und vage kreiselnd. Und trennt gleich mal so nebenbei die Spreu vom Weizen: Denn nur ein guter Schauspieler kann einen Betrunkenen mimen – und Gaby kann, und wie! „Wen Menschen lachen, sind sie fähig zu denken“, hat sie im ersten Teil des Programms gesagt. Ja sischer!