Steve Lukather with Paul Rees

The Gospel According To Luke

Vorneweg: wer das Privileg hat, ein paarmal mit Steve Lukather gesprochen zu haben und der englischen Sprache mächtig ist, den spricht diese Autobiographie an – im Wortsinne. Weil Lukather zusammen mit seinem CoAutor Paul Rees geschafft hat, die rasende Parforce Tour durch seine über 40 Jahre andauernde Musikerkarriere so klingen zu lassen, als säße er mit dem Leser in einem Raum.

Ja, er fluche gerne, schreibt er: schließlich stamme er aus einer wütenden Familie, die gern mal rumschreit. Er rät jedem von der Lektüre ab, der das nicht verträgt. Auch jene, die darauf spekulieren, nun endlich die fetten Drogen- und Sex-Skandale nachlesen zu könne, werden enttäuscht. Hier geht es vorrangig um Musik und wie sie gemacht wird, um die unzähligen Musiker, mit denen er gearbeitet hat. Wenn die Erzählungen des Gitarristen den Leser mit ins Studio und auf die Bühne nehmen, hat der das Gefühl, wirklich dabei zu sein. Der rote Faden aber ist die Geschichte der unkaputtbaren Band Toto, die zu den von Kritikern meistgehassten Bands des Planeten zählt. Einer schrieb während der Ölkrise, die Herstellung von Toto-Platten sollte verboten werden – wegen Materialverschwendung. Ein anderer bedauerte, dass man die Eltern der Musiker nicht rechtzeitig sterilisiert habe, um diese Band zu verhindern. All denen macht Lukather eine klare Ansage: »Say it to my face, asshole« – »Sag‘s mir ins Gesicht, Arschloch«. Er ist arrogant, aber mit einem gewissen Recht – und das auch noch auf eine kratzbürstig charmante Art. Auf der anderen Seite outet er sich immer wieder als Fan, der in Ehrfurcht vor Größen niederkniet, mit denen er zusammenarbeiten durfte. Im Laufe seine Karriere mit drei der vier Beatles kooperieren zu können, sei ihm davor genauso realistisch erschienen wie der erste Mann auf der Venus zu sein. Auf 1500 Produktionen hat er seine Spuren in den Spuren hinterlassen, so kommt das Buch auch um ein gewisses Mass an Name Dropping nicht herum, was angesichts der schieren Zahl der Kollaborationen nicht ausbleiben kann: Quincy Jones, Stevie Nicks, Elton John, Miles Davis, Joni Mitchell, Don Henley, Roger Waters, Aretha Franklin, Michael Jackson. Lukather steht zu seinem Credo, dass Erfolg eine Mischung aus harter Arbeit und der Liebe zur Musik sei. Aber die Chemie muss eben auch stimmen – und deshalb steht seine Band immer über allem: Toti ost ein Band. »Wenn ich die Songs mit anderen Leuten spiele, klingen sie nie genau so. Es ist einfach die Art, wie wir zusammenspielen. Es war immer so. Es ist die Chemie.« Umso mehr beklagt er den Verlust von Jeff und Mike Porcaro. Der Leser spürt in jeder Zeile, wie nahe im diese Todesfälle bis in die Gegenwart gehen. Einer Gegenwart, in der der heute 62hjährige immer noch von seinem Job schwärmt. 200 Tage im Jahr On The Road? Kein Problem: »Wir haben den besten Job der Welt. Da gibt es nichts herumzunörgeln.«

Constable (Englisch), 2017, 352 Seiten, 18.00