Reinhard Mey mit Bernd Schroeder

Der Mey hat gesprochen

Reinhard Mey gehört zu jenen Künstlern, bei denen die Frage nahe liegt: Braucht’s da wirklich eine Autobiographie. Wo er doch alles, was er zu sagen hatte, schon gesagt hat, Privates wie Politisches. Aber vielleicht ist genau deshalb dieses Buch auch keine wirkliche Autobiografie geworden, sondern ein verlängertes Interview mit Zugabe. Bernd Schröder hat den Chansonnier ausgequetscht und dieses Gesprächsprotokoll niedergeschrieben.

Möglichst nahe an der wirklich gesprochenen Sprache – zumindest suggeriert der veröffentlichte Text das. Historisch streift Mey die Anfänge als Sänger in Kneipen, die Zerrüttung der Liedermacherszene beim legendären Burg Waldeck Festival. Er wirft gelegentlich ironische, aber immer von Zuneigung geprägte Seitenblicke auf Sangeskollegen, arbeitet seine eigene Familiengeschichte und seine französische Karriere als Frederik Mey auf, und erzählt von den Sorgen, die man als Vater erwachsener Kinder so hat. Im Fall Mey durchaus legitim, da Werk und Privatleben viel miteinander zu tun haben. Ergänzt wird das Lebensprotokoll mit Liedtexten und unspektakulären Bildern, die Mey auch auf dem Höhepunkten seiner /andauernden) Karriere als Mensch, nicht als Star zeigen. Nach Lektüre dieses Buches mag man glauben, Reinhard Mey als Mensch persönlich kennen gelernt zu haben. Das mag eine Illusion sein, aber sicher nicht eine der blödesten.

Reinhard Mey mit Bernd Schroeder. Was ich noch zu sagen hätte. 256 Seiten, zahlreiche Fotos. Kiepenheuer & Witsch, 2005. 18.90 €