Love And Beyond

Frontiers Records I VÖ: 26.04.2019

Große Gefühle revisited

Diese Musik ist so hoffnungslos aus der Zeit gefallen, dass sie selbst den Böswilligsten ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Es ist hochglanzpoliertes Hollywoodkino, bei dem man unwillkürlich an rosarote Stretch-Limousinen voller blondgelockter Topmodels denken muss. Bei deren Anblick der Sänger sein Herz aus der Brust reisst und es vor sie hinwirft. Der Gitarrist Michael Thompson wollte die großen Gefühle des Debütalbums von 1989 noch einmal mit vokaler Unterstützung von Larry King, Larry Antonino und Mark Spiro aufwallen lassen. Die Songs sind erwartungsgemäß familienfreundlich, auch wenn hie und da – wie im Titelsong – ein harter Riff aufblitzt. Das meiste sorgt in gemächlichem Midtempo für Atmosphäre. ›All Alone In A City Of Angels‹ will ganz großes Drama, klingt dafür aber einfach zu routiniert und kalkuliert. Wie überhaupt viele Songs nach AOR-Versatzstücken aus dem Baukasten klingen. Das Beste kommt erst gegen Ende: ›Just Stardust‹ ist pure Hypnose dank Bass-Erotik und sämiger Gitarrenchöre. Überhaupt kann man an den Gitarren bei allen Abstrichen am Songwriting einen Narren fressen: Jedes Solo ist sorgfältig durchdacht, vermutlich jede einzelne Note wissenschaftlich auf Wirkung geprüft. Und die haben sie ausnahmslos alle: Aphrodisiakum für die Ohren.

7/10