Atheists And Believers

InsideOut Music I VÖ: 22.3.2019

Gezähmtes Wüten in geraden Takten

»Live is a chemical reaction« kündet der formschön arrangierte Chor in ›One Day‹ und man fühlt sich an die Yes der 80er-Jahre. Zudem gastiert auf dieser Nummer Alex Lifeson – bleibt aber unauffällig. Aber danach passiert wenig Aufregendes im gemächlichen Schraddeln halbalternativer Gitarren, wie überhaupt die Musik des etwas zähen Albums über weite Strecken das Wort progressiv etwas anders, geradliniger buchstabiert als bisher.

Um aber wirklich im gehobenen Mainstream-Rock zu landen, bedürfte es etwas mehr vokaler Finesse. Auch wenn Nick Beggs sich in seiner Musik über den Zustand der Welt echauffiert, transportiert seine Stimme eher gelangweiltes Angeödet-Sein als Fäuste ballenden Furor. ›Knucklehed‹ ist kühler Prog-Funk, ›Envy The Dead‹ mahlt bleischwer auf einem fiesen Riff, gelegentlich aufgehellt durch Roger Kings Synthesizer-Girlanden. Es dauert bis zum fünften Track, bis wirklich Feuer im Kamin entfacht ist: ›Sonic Boom‹ heisst das nervöse, zunächst finstere Instrumentalstück, bei dem Keyboards wie eine singende Säge klingen, bis es plötzlich in einen Reggae-Groove abbiegt und anschließend in einem Piano-Solo zerläuft, bei dem es ein freundliches Gesicht aufsetzt. Drummer Marco Minnemann spielt selbst bei diesem Stück ungewöhnlich konventionell, man vermisst seine gewohnten Verrücktheiten. Immerhin lässt ›Iridium Heart‹ die Sperrigkeit und die schrägen Harmonien der Vorgängeralben aufblitzen.

7/10