Sensationsstrom

Indigo / VÖ: 29.2.2008

Irgendjemand hat die Stoppokmusik mal Folkrock genannt. Das ist nicht falsch. Aber es ist nicht diese Art Folkrock, die klingt „wie“. Nicht die Bemühung, irgendein abgefuckter Kelte zu sein, obwohl im Pass als Geburtsort Wanne-Eickel, Böblingen oder Passau steht.

Dieser Typ braut ein ganz eigenes Gebräu aus Rock (erdig, leicht angezerrt), Blues (immer im Hinterkopf) und Folk (gerne auch mal orientalisch). Vor allem aber auch Stoppokismus. Stoppokismus ist über den Dingen stehen, trotz textlicher Tiefenschärfe bei größtmöglichem Nuschelfaktor. Das alles hat ihm in Deutschland keiner vorgemacht, das macht ihm auch so schnell keiner nach. „Sensationstrom“ ist ein Titel, der Schubladendenker in die Irre führt: Denn Stoppoks neue Songs sind gewohnt unspektakulär, rühren fast immer an, ohne in die Altrocker-Trickkiste greifen zu müssen, und das schönste: Sie wachsen bei mehrmaligem Hören. Zum Reinsetzen, wie er das alte Thema „Wir zwei gegen den Rest der Welt“ variiert und damit auch die Grundfarbe des Albums auf den Punkt bringt. Dort, wo ein Bruce Springsteen in einem ewigen Kuss mit der Liebsten auf der Straße sterben würde, da singt Stoppok ganz bescheiden „Komm zu mir ins Lazarett, ich geb’ dir was von meinen Pillen ab, und du legst Dich zu mir.“ Geht in Ordnung so, oder?

9/10