Live At The Orleans Arena Las Vegas

Eagle Records / VÖ: 24.7.2015

Vielarmige Banditen

Mächtig und pompös, vollkommen aus der Zeit gefallen. Darf man das? Styx dürfen das. Warum? Weil sie es können. Es ist eine geradezu anmaßende und doch sympathische Klangarchitektur, aus der sich Band ihre Kathedrale baut. Ihre Sturheit, mir der sie das unbeirrbar durchziehen und immer noch verfeinern, ist bewundernswert.

Mit dem kleinen Nachteil, dass dieses Live-Album fast zu perfekt klingt – aber keineswegs steril. Man höre die stolze Suite Madame Blue mit den kernigen Riffs, den hochfahrenden Chören. Man höre den barocken Großkitsch in The Grand Illusion, der so überzogen ist, dass man sich nur bedingsungslos ergeben und nach „mehr davon“ verlangen kann. Weil es in Vergleich zur Studiofassung wie 3 D-Kino mit Sensurround-Sound ist. Weil man spürt: die Band brennt, und zwar mit erneuerbarer Energie. Das Publikum freut sich hörbar über eine Setliste aus Lieblingsstücken. »You’re looking so beautiful tonight, we can see you singing.« (Ihr seht wunderschön aus, wir sehen Euch singen) kommt denn auch der Dank von der Bühne zurück. Auch der Uralt-Hit ›Lady‹ bekommt die Wucht, die er verdient, und nach ›Crystal Ball‹ geht zunehmend ausgefranster zur Sache. Für Blue Collar Man kommt als Gast Ex-Eagle Don Felder in die Gitarrenarmee. Schön, dass er da ist, aber er kann den Song auch nicht mehr fetter machen, als er eh schon ist. Kein ›Babe‹, kein ›Boat On the River‹. Das geht in Ordnung so. Allerdings wäre angesichts der doch immer noch sehr lebendigen Kapelle mal wieder ein Studioalbum fällig?!

8/10