Fünf Jahre Ten Years After mit Joe Gooch

Eine Begegnung im Café Hahn in Koblenz

Joe Gooch ist eigentlich nicht zu beneiden. Der 31jährige Gitarrist, der als Mittzwanziger bei den Woodstock-Veteranen Ten Years After einstieg, musste nicht nur in die großen Fußstapfen seines Vorgängers Alvin Lee treten, sondern auch gegen das Misstrauen der hartgesottenen Fans der Band anspielen. Wäre er mit einer roten Gibson 335 auf die Bühne marschiert, hätten sie gesagt: »Ach, er kopiert Alvin«.

Spielt er eine Stratocaster, hieß es »Das klingt nicht nach Ten Years After«. Mittlerweile ist Joe auf drei Alben, Now (2004), der Live CD Roadworks (2005) und der aktuellen Evolution (2008) zu hören. »Es gab eine kleine Minderheit, die richtig verbittert war, als wir sagten, dass wie ohne Alvin aufnehmen und touren würden«, erzählt Band-Senior und Bassist Leo Lyons (65). »Sie gaben uns zu verstehen, dass sie nicht zu den Shows kommen, die CDs nicht anhören würden. Sie kannten Joes Potenzial nicht«.

Lyons, Wohnsitz Nashville, hatte nicht mehr an eine Reunion geglaubt. Aber 2002 ist es dann doch passiert, als Dreiviertel-Reunion. Schuld war der amerikanische Blues-Gitarrist Carvin Jones. Der Leo Lyons, Chuck Churchill (Keyboards) und Ric Lee (Drums) für eine Italientour engagierte. »In Nashville wird es im Sommer zu heiß und ich wollte weg. Wir spielten diese Shows, und dann kamen die Leute und erwarteten, dass wir Ten Years After Nummern spielten. Das hat mich irgendwie verleitet.« Auftritt Joe Gooch., der als Jugendlicher lieber die Musik der 70er Jahre hörte als die der 90er, auf Hendrix abfuhr und später auf Satriani, Vai und Stevie Ray Vaughn. Er schickte Ric Lee ein Tape mit seiner Version von „Going Home“, der fand es gut, spielt es Lyons am Telefon vor, und man beschloss, es zusammen zu probieren. »Er hatte seine Hausaufgaben gemacht, er hatte die Songs gelernt, und was Neues mitgebracht – denn wir hatten ja nicht vor, eine Cover Band unserer selbst zu werden«, sagt Lyons. »Wir haben die Songs erjammt, das fühlte sich gleich organisch an. Es war auf keinen Fall nach Zahlen malen, sondern eine ganz natürliche Sache«, erinnert sich Gooch.

All das passierte im September 2002. In den Liner Notes zum Album Now schreibt Lyons später: »Drei Tage danach hatten wir den ersten Auftritt. Joe war zum ersten Mal der Frontmann der Band. Zum ersten Mal in all den Jahren war ich nervös«.

Für Gooch ist Ten Years After »klassisch eben im Sinne einer klassischen Rockband und innovativ gleichzeitig. Sie waren eine der Bands in dieser musikalischen Ära, die wirklich alles aufsaugten, sie machten völlig abgedrehte Sachen. Hör’ Dir die frühen Platten an: da ist Jazz drauf, Swing, geradliniger Rock, pures Blueszeugs – dann diese psychedelischen Sache Was Alvin auf der Gitarre veranstaltet damals, das hatte keine Grenzen«. Genauso versteht der „Neue“ seine Band auch heute »Wir können alles machen, was die Band gut spielen kann. Man muss auf die Stärken der Leute hinschreiben«. Schon mit dem ersten gemeinsamen, dem Now Album »haben wir geschaut, wo wir hin wollten und was Ten Years After gemacht haben. Völlig davon weg zu gehen, wäre merkwürdig«.