Live At Rockpalast – Leverkusen 2005 (1 DVD, 2 CDs)

MiG I VÖ: 25.5.2018

Schwanengesang der Quartett-Besetzung

Die Veröffentlichung dieses Dokuments des letzten gefilmten Konzerts der klassischen Van Der Graaf-Besetzung war lange überfällig.Der Auftritt bei den Leverkusener Jazztagen am 5. November 2005 (Peter Hammills 57. Geburtstag) war das einzige Deutschland-Konzert der Reunion-Tour der im Jahr zuvor wiedervereinigten Band.

Dass er im Rahmen eines Jazzfestivals stattfand, belegt wiederum das spezielle Grenzgängertum der Truppe. Hier agieren Rockmusiker mit der Entdeckerfreude von Jazzern, und überzeugen gerade durch das, was sie nicht können. Statt auf Virtuosität setzen sie auf pure Emotion. Die Intensität, mit der Peter Hammill seinen Gesang mit jeder Faser in den Text schraubt, mit einer stets am Rande des Wahnsinns einherzitternden Stimme, die eigentlich ein schöne im eigentlichen Sinn ist. Man hört sie etwa im Intro von ›Man Erg‹. Die DVD zeigt in ruhigen Bildern, wie dieser beunruhigende Sänger sein Innerstes nach aussen kehrt. Hammills Gegenpart in puncto Abgedrehtheit ist der kurz nach der Tour im Streit ausgestiegene Saxofonist David Jackson, dessen explosives Spiel mit viel Mut zur Disharmonie immer wieder Ausrufezeichen setzt und wiederum in Kontrast zu Hugh Bantons kristallklarem Orgelspiel steht. Die Setlist ist eine Mischung aus den Kulthits der frühen Phase wie ›Killer‹, dem trockenen und kantigen Klang der Mit-Siebziger, der durch die Alben Godbluff und Still Life definiert wurde und der die Musik bis heute trägt. Dass es mit ›Every Bloody Emperor‹ und ›Nutter Alert‹ lediglich zwei Stücke vom der Reunion-Album ins Programm geschafft haben, mag der Idee geschuldet sein, dem Publikum, das so lange auf die Band verzichten musste, Zucker zu geben. Es tut der schrägen Faszination des zu jeder Zeit aus der Zeit gefallenen Gesamtkunstwerks Van der Graaf Generator aber keinen Abbruch.

8/10