Broken Heart Syndrome

AFM Records / VÖ: 25.2.2011

Platzen vor Stolz

Oh, Ihr Jünger des klassischen Hardrock, die ihr immer noch zu Konzerten von Whitesnake oder Blackmore’s Night pilgert, weil ihr glaubt, dort den alten Funken wiederzufinden: Kehret um und greifet stattdessen hier zu. Denn der Funke ist gewandert in diese starken Männer und diesen Tonträger: Der ist voll von brünstigen Blackmore-Soli, schnaufendem Coverdaleschen Weiber-Halluzinationen und einem großen allumfassenden Bumm und Georgel rundherum.

Nur dass die oben genannten Herren heute kaum ähnliches auf die Beine stellen würden. Alex Beyrodt (Gitarre) und David Readman (Gesang) sind die hörbar stolzen Hauptakteure in einem vertrauten Universum. Das alles andere als ein Plagiat oder eine Imitation ist, sondern Geist und Anmutung von Bands wie Rainbow oder Whitesnake in ihren besten Zeiten ehrenvoll Reverenz erweist. Beyrodt besinnt sich hier auf seine Urtugenden: Kein Ton zu viel, warmer Sound, und die Anlage zu endlosen Jams, die man bereits aus den Studioversionen herausahnt. Man höre das beseelte Gitarrensolo in ›King Of Your Dreams‹, man erschaudere vorm monumentalen Riff im gleichen Song und auch im Titelsong. Man beachte ein extrem ausgeprägtes Soundbewusstsein, das die Nuancen eines bluesaffinen Hardrock-Gitarristen bis in den letzten Winkel ausleuchtet. Man verneige sich vor dem Sänger: Readman hat sich mit diesem Album sein eigenes Denkmal gesetzt. So befreit, so bluesy, so eindringlich, so zart und gleichzeitig mit so dicken Eiern hat man ihn noch nicht singen gehört. Und der Rest der Kapelle lässt selbst geliebte Klischees klingen, als wären es die neuesten Erfindungen. Neuzugang Markus Kullmann an den Drums gibt den netten und doch gefühlsechten Brutalo von nebenan. Keyboarder Jimmy Kresic kennt das Jon Lord-Whitesnake Prinzip: weniger ist mehr. Und Matt Sinner steht als Bassist da wo er hingehört: festgemauert in der Erden. Wäre dieses Album in der Zeit erschienen, aus der es schöpft, es wäre heute ein Klassiker.

10/10