Live At Rockpalast

Repertoire / VÖ: 25.7.2014

Snowy White ist kein Mann für die große Show. Während seinem kurzem Gastspiel bei Thin Lizzy wirkte er neben Phil Lynott – dem Rockstar par excellence – und neben Scott Gorham immer wie ein tugendhafter Schulbub, der aus Versehen in einen Haufen drogenverseuchter Hedonisten geraten ist. Bei Pink Floyd und später in Roger Waters´ Band hatte er eine Rolle gefunden, die ihm besser stand: Als versierter Sideman, als treuer Diener eines Gruppensounds.

Mit seiner eigenen Band verwirklichte er seine Ambitionen in vergleichsweise kleinem Rahmen und veröffentlichte ein beachtenswertes Oevre zwischen Blues, Rock und Fusion, bei dessen Live-Darbietung er auch eher zurückhaltend agiert. Bescheiden schreibt er im „Vorwort“: „Ich kenne meine Grenzen. Als Gitarrist, und insbesondere als Sänger“. Ein wenig tiefgestapelt ist das schon angesichts dessen, was dieses Package zeigt. Das größere hier dokumentierte Konzert ist der Auftritt vom 5. November 2007 bei den Leverkusener Jazztagen. Zur Rhytmussection mit Walter Latupeirissa am Bass und Juan van Emmerloot am Schlagzeug hatte sich inzwischen Keyboarder Max Middleton gesellt, der White ermöglichte, entspannter zu agieren. Man sieht und hört, wie gut diese beiden Musiker miteinander – auch improvisieren – können, und dass Middleton mehr als Klangfarbe liefert. Whites Soli sind unaufgeregt, aber wohlkonstruiert und auf zurückhaltende Art ekstatisch. Das Zentrum bleibt der Blues, drum herum gruppiert sich subtile Latin Flair in American Dream‹ oder verspielt-entspannte Rhythmik in No Faith Required. Mit ›A Miracle I Need und bricht er am weitesten aus dem Rock-Kontext aus, bis nach dreieinhalb Minuten ein handfester Fusion-Hammer ausgepackt wird. Das zweite Konzert, das der WDR beim Leverkusener Bluesfest am 20. April 1996 aufgezeichnt hat, zeigt die Band noch in Triobesetzung ohne Max Middleton. Zu hören und zu sehen ist alles genau so, wie es damals passierte, es wurde keine nachträgliche Ton- oder Bildbearbeitung vorgenommen. Wie zu erwarten, bekommt man hier einen etwas kantigere Vorstellung geboten. Nicht zuletzt, weil der Gitarrist in dieser Besetzung mehr arbeiten muss – und darf. Für den Rock-Archäologen mag zudem der Vergleich der zwei Überschneidungen in der Setlist (American Dream und A Miracle I need) ein zusätzlicher Spaß sein.

7/10