„Lady In Black“ hat viele Türen geöffnet
Karlsruher Begegnung mit Ken Hensley, notiert am 6.1.2008
Vom Hotel zur Schwarzwaldhalle sind es nur ein paar Schritte, und natürlich ist es Ehrensache für Ken Hensley, den blauen Pfeiler mit der Aufschrift „Schwarzwaldhalle“ zu umarmen. Der Gitarrist, Keyboarder und Sänger, der vor über 35 Jahren den Klassiker „Lady in Black“ geschrieben hat, grinst: „Memories, memories!“ Hand aufs Herz, Mr. Hensley: Natürlich erinnert er sich nicht mehr an das Easter Rock Festival vor dreißig Jahren, als er hier mit Uriah Heep aufgetreten ist. Die damalige Besetzung sollte zwei Jahre später auseinandergehen, und in dieser Zeit war es auch, als er mit Drogenproblemen zu kämpfen hatte.Mehr ansehen
Alles andere als ein alter Hut
Fünf Kühe stolpern auf einer grünen Wiese herum, eine davon trägt diesen charkateristischen Hut. Das ist das Cover der aktuellen CD der Klaus Major Heuser Band „What’s up?“. Nicht gerade die Sorte Artwork, mit der man ein Rockstar-Image verkauft. Aber das will Heuser auch gerade nicht: „Mir ist diese Darstellung von Rockmusikern irgendwann ziemlich auf den Keks gegangen. Da wird irgendeine alte dreckige Fabrikhalle gesucht, jeder hat eine Lederjacke an und eine Sonnenbrille, obwohl es draussen dunkel ist. Ich hatte keine Lust, so ein Foto zu machen, und hab mir gedacht, man könnte sich selbst mal auf die Schippe nehmen.“Mehr ansehen
„Das Wichtigste ist der Song“
Die Klaus Major Heuser Band mit neuer CD „And Now?!“
Vor 20 Jahren hat er BAP verlassen, inzwischen war Klaus „Major“ Heuser sehr produktiv: Kooperationen mit dem Blues-Gitarristen Richard Bargel, mit der Sängerin Susanne Werth und nicht zuletzt die nach ihm benannte Klaus Major Heuser Band dokumentieren die musikalischen Vorlieben des Gitarristen. Dabei versteht er sich nicht als Solokünstler mit beliebigen Musikern. Seine Band hat er mittlerweile vier Studioalben und ein Live-Album in der gleichen Besetzung eingespielt. „Wenn eine Truppe am glechen Ding werkelt und sich zusammen entwickelt, das bereitet mir viel Freude.“Mehr ansehen
Both Sides Live
Eigentlich müssten die Ober-Hooters Hyman (59) und Eric Bazilian (55) keine Alben mehr aufnehmen und nicht mehr auf Tournee gegen. Die beiden haben ihre Rente schon lange als Songschreiber mit Cindy Laupers „Time After Time“ oder „One Of Us“ (das Bazilian für Joan Osbourne schrieb), verdient. Aber die Hooters sind nach wie vor ihre Leidenschaft: Hits wie „All You Zombies“ oder „Satellite“ machten sie in den 80er Jahren weltberühmt. Mehr ansehen
Die Pioniere des Deutsch-Rock
Foto-Copyright: Günter Derleth / Privatarchiv Ernst Schultz
Am 19. Dezember 1970 passiert etwas unerhörtes im Zweiten Deutschen Fernsehen. In der Familienshow „Wünsch Dir was“ mit dem Moderatoren-Ehepaar Dietmar Schönherr und Vivi Bach, tritt ein Haufen Langhaariger mit in bunten Klamotten auf und singt „Leere Hände“. Kein Schlager, sondern eine Milieustudie über einen Entwurzelten, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Auf deutsch! Die Band heisst Ihre Kinder – 1968 in Nürnberg gegründet. Sie sind die heute fast vergessenen Pioniere der deutschsprachigen Rockmusik in der alten Bundesrepublik.
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Glamouröser Hardrock-Pop-Prog
Man kann offenbar auch Ende 2008 noch in einem Fanforum eine Debatte über Hits von 1986 eröffnen: ›Calling All The Heroes‹ war der zweite Hit für It Bites und schaffte Platz 6 in den britischen Charts. So what? Da wird über nichts weniger als kommerziellen Ausverkauf diskutiert. Kann es sein, dass die vermeintlichen Progressiv-Rocker damals vom Glauben abgefallen waren und ihre Seele dem Pop-Teufel verkauft hatten? Haben sie es etwa schon wieder getan? ›Oh My God‹, der Opener von The Tall Ships, des ersten neuen Albums nach über 15 Jahren Pause, klingt schon arg nach ›Calling All The Heroes‹, und auch ansonsten geizen die Herren nicht mit eingängigen Melodien.
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Knapp am ganz großen Erfolg vorbei
Notiz: Dieses Feature ist 2015 nach einer ziemlich umfänglichen Recherche entstanden. Was mir schon allein deshalb am Herzen lag, weil die Band ja aus Mannheim, meiner Geburtsstadt stammte. Ich habe mich also aufgemacht und den Keyboarder Frieder Schmitt besucht, den Gitarristen Gagey Mrozeck. Ich konnte mit Geff Harrison telefonieren und habe zuletzt mit Thomas Tscheschner gesprochen, dem Bassisten der letzten Bestzung der Band, der auch mein langjähriger Radiokollege war und mir im Zuge der Recherche einige Kontakte vermittelte.
Das Ganze erschien dann 2015 im ROCKS. Here we go….
Jahrzehnte bevor Mannheim eines der Epizentren der deutschen Popmusik wurde, gab es dort eine lebendige Szene, die von Pop über Hardrock bis Progressive Rock so ziemlich alles zu bieten hatte. Namen wie Nine Days Wonder oder Tritonus kennen heute nur noch Spezialisten. Kin Ping Meh aber, die sich zwischen 1970 und 1977 in wechselnden Besetzungen musikalisch immer wieder neu erfanden, hätten damals fast geschafft, wirkliche Stars zu werden.
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Weil „Live“ besser ist
Hinter den Kulissen der Sendung Kopfhörer Live!
Vor Jahren hatte ich eine Zeit lang die Gelegenheit, für die inzwischen leider eingestellte Zeitschrift Doppelpfeil des SWR ein paar Reportagen zu schreiben, und dabei auch hinter die Kulissen dieser Anstalt zu blicken. Einer der schönsten Aufträge war, bei der Produktion der Sendung „Kopfhörer live!“ dabei zu sein. Weil es da um echte Musik von echten Musikern ging….. Hier das Ergenis dieser Beobachtungen, damals nach umfänglichen redaktionellen Hin- und Hers so erschienen. Das Foto von Basta habe ich über zehn Jahre später gemacht, aber man will ja schliesslich auch online keine Bleiwüste…… here we go.
Wie ist die Stimmung? „Man ist immer am Checken, wie die Vibes so sind“ sagt Ira. Aha. Ira darf das so sagen, sie ist Sängerin von „Ira’s World“ und wird in etwa einer Stunde auf die Bühne gehen. „Das Kribbeln im Bauch ist anders als sonst. Ich mein’, es ist Radio und ich hab mit ‚Entertaining’ nicht immer so meine besten Tage…“ Der Rest ihrer Band amüsiert sich. Von wegen Probleme mit „Entertaining“. Es ist Samstag, 5. Juli, später Nachmittag. Vier Musiker sitzen ziemlich unaufgeregt unter einem großen Sonnenschirm. SWR 1 Kopfhörer live ist zu Gast bei der Kleinkunstbühne Rantastic im Baden-Badener Stadtteil Haueneberstein. Es ist ein prosaischer Ort: Hinter der Bühne die nackte Hauswand, die Künstler schauen von der Bühne auf ein fast mediterrane Szenerie: Das Publikum sitzt an kleinen Tischen, holt sich Drinks von der Bar, zwischendrin große Pflanzenkübel. Mitten im Blickfeld steht ein Strommast, direkt daneben das Mischpult, bedient von Frank Lemmert. FOH heißt sein Arbeitsplatz korrekt „Front Of House“, erklärt er. Er hat die Soundchecks mit den Bands abgeschlossen, es kann losgehen.
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„Robbie Williams kann ich nicht ausstehen!“
Paul Kuhn (1928-2013) war eine lebende Legende, als ich ihn 2006 traf. Er war der Mann am Klavier: Jazzpianist, Bandleader, Mehr als 70 Jahre war er im Showgeschäft. Dem Massenpublikum ist Paul Kuhn vor allem durch seine Schlager aus der Wirtschaftswunderzeit bekannt. „Es gibt kein Bier auf Hawai“ oder „Der Mann am Klavier“ haben viele noch im Ohr. Obwohl nicht meine Musik, der Mann interessierte mich. Ich näherte mich dem damals 78jährigen mit Respekt, und er liess sich nicht anmerken, dass er ahnte, dass ich wohl von seiner Kunst wenig Ahnung hatte. Das stand dann in der Zeitung (BNN Ettlingen):
Oscar Peterson habe kürzlich in einem SPIEGEL-Interview bei der Frage nach Robbie Williams zurückgefragt, wer das sei und was der mache. Darüber kann sich Paul Kuhn so richtig freuen: „Den kann ich nicht ausstehen“. Mehr ansehen
Musik mit Schmetterlingseffekt
Wer in Frankreich blind einkauft, was unter „Rock Francais“ einsortiert ist, wird gelegentlich überrascht, wie weit gefasst die französische Definition dessen ist, was Rock sein darf. Ähnlich verhält es sich im Sektor „Rock Progressif“. Wen man Glück hat, trifft man auf eine Perle wie Lazuli, die gerade ihr neuntes Studioalbum veröffentlicht haben.
Und es ging eine Botschaft aus von einer einzigen Note, die ein einziger Musiker auf einer einsamen Insel spielte. Aus der Note wird eine Melodie, die Melodie verbreitet sich wie eine Flaschenpost. Das ist die romantische Idee, die die Band aus Südfrankreich auf Le Fantastique Envol De Dieter Böhm entwickelt. »Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?« Diese Frage stellte der amerikanische Mathematiker und Meterorologe Edward N. Lorenz im Bezug auf Wetterprognosen, um den sogenannten Schmetterlingseffekt zu veranschaulichen. »Dieser Vergleich gefällt mir sehr«, sagt Dominique Leonetti, Sänger, Komponist und Texter von Lazuli. »Es stimmt ja: Wenn man ein Lied auf einem mickrigen Blatt Papier schreibt, allein in seinem stillen Kämmerlein, dann ist es schwer vorstellbar, dass das bei irgendjemand da draussen ein Gefühl auslösen könnte. Aber dieser Schmetterlingseffekt hat unerwartete Folgen. Es ist wie ein Geschenk, das einem in den Schoß fällt.« Mehr ansehen