Over The Border
Roots-Rock
Blue Rose / VÖ: 30.11.2006
Mag das alles Klischee sein, aber das Cover hat’s einfach: Die Kakteen, den einsamen Mann, der ins brüllende Nichts einer Wüstenei schaut – genau das versinnbildlicht die Musik der Brandos, in deren ständig wechselndem Besetzungskarussell David Kincaid die einzige Konstante zu sein scheint. Mehr ansehen
Routinierte Roots-Rocker
The Brandos im Jubez, Karlsruhe, 21.10.2018
Mein Gott, diese Stimme! Dieses markerschütternde, manchmal kreissägenhafte, gelegentlich männlich herb zärtliche, aber immer von richtigem Pathos getränkte Organ des Dave Kincaid. Eigentllich sollte es sich turmhoch über dem bewährt bratzigen Gitarrengedengel und geradlinigen Rhythmus-Gerumpel der altgedienten Kapelle erheben, die trotz ständiger Besetzungswechsel immer zuverlässig altmodisch klingt. Kincaid erzählt irgendwann in der zweiten Konzerthälfte, das Label habe den ganzen Backkatalog auf Vinyl wiederveröffentlicht, aber „ich habe keinen Plattenspieler, aber man sagt mir, sie klingen gut“.Mehr ansehen
Unterkühlt hitzig
Kari Bremnes, Tollhaus, Karlsruhe 23.1.2004
Es ist ein merkwürdiger Kontrast: Eher spröde wirkt die Frau, die da auf der Bühne steht. Wie ein Fels in der Brandung, manchmal im Wortsinne. Mit der Musik fließt nur die Stimme, sie ist das Zentrum. Kari Bremnes selbst ist das Auge des Sturms. Der Ruhe punkt, wenn der Orkan tobt. Links an den Tasten Bengt Egil Hannse, rechts Percussionist Helge Norbakken. Zusammen schaffen sie eine Musik, die man höchstens in ihrer sparsamen Instrumentierung als spröde bezeichnen könnte. Aber auch diese Vermutung geht fehl. Denn Tasteninstrumente und Percussion sind bei ihnen nicht Mittel zum Zweck, Songstrukturen bis auf ihr Skelett freizulegen. Das Gegenteil ist der Fall: Opulenz statt Sparsamkeit. Mehr ansehen
Kein Song, nirgends
The Brew im Substage, Karlsruhe, 20.3.2014
Zwei Dinge fallen auf: Zum einen die Vorband, Kismet Ryding, die The Brew offenbar aus purer Sympathie auf diese Tour mitgenommen haben, oder weil sie auch aus dem nordostenglischen Grimsby stammen. Immerhin: sie haben einen schönen Namen und sie benehmen sich auf der Bühne wie Jungs, die zum ersten Mal einen Klassenausflug mache: Wild, ungestüm und doch ein bisschen schüchtern. Ihre Musik, ein uninspirierter Aufguss altertümlicher Rock-Spielweisen, klingt dann auch eher nach Schülerband.
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Indian Camel
Indigo / VÖ: 30.6.2017
Wüstentrip mit Beilagen
»Indian Camel« ist des erste Studioalbum von Peter Burschs Band seit 32 Jahren – und beginnt mit einem Riff, über dem sich die Stimme von Liz Blue erhebt. Die signalisiert Aufbruch zu jedem denkbaren Ufer, umspült von wohlgeformten Gitarrenläufen und glasklaren Orgelklängen. Mehr ansehen
Die Maschine, die am besten bröselt
Duisburg, Grammatikoff, 27.10.2019
Es soll ein besonderes Konzert werden, verspricht Peter Bursch den Fans, die an diesem Sonntagabend ins Duisburger Grammatikoff gekommen sind, und »wir haben gut trainiert«. Es wird ein besonderer Abend, und das Training zahlt sich aus: Hier ist eine selbstbewusste, hervorragend eingespielte Band zu erleben, die ihre nur scheinbar aus der Zeit gefallene Musik so vorträgt, als wäre es der heisseste Scheiß. Live wird in diesen zweieinhalb intensiven Stunden noch deutlicher, was das aktuelle Album Elegy und sein Vorgänger Indian Camel versprechen: Die ganze stilistische Vielfalt der Band wirkt nie wie ein Flickenteppich, sondern im Gegenteil – als harmonisches Ganzes. Mehr ansehen
Bei uns zuhaus
Ein Jahr nach dem 50jährigen Bandjubiläum und nur zwei Jahre nach Indian Camel hat Bröselmaschine, die Duisburger Rock-Institution in Sachen grenzenloser musikalischer Freiheit ein neues Album am Start. Elegy spannt den Bogen von Folk über Weltmusik bis Metal und klingt erstaunlich jung. Das sollte mit einer raschenden Releaseparty begangen werden.
Duisburg, Grammatikoff, Sonntagabend, Ein kuscheliger Club im Dellviertel. Nebenan das Programmkino, daneben eine Kneipe mit Hausbrauerei. Der perfekte Ort für ein Release-Konzert von Bröselmaschine. Ich war da, und es war großartig. In musikalischer und in menschlischer Hinsicht. Und kosmisch war es auch. Wie meinen? Nein, ich habe nichts geraucht. Mehr ansehen
The 50th Birthday Concerts
2 DVDs/Bonus CD
MIG/ VÖ: 8.1.2016
»Wenn Du als Künstler so viel kannst, willst Du alles machen, und du machst es auch« sagt Pete Brown in einem Interview auf der Bonus-CD dieser repräsentativen Box. Mehr ansehen
Raum für eigene Notizen
Jack Bruce & Robin Trower, Karlsruhe, Tollhaus, 25.2.2009
Erst nach einer Stunde verkündet Jack Bruce, dies sei der erste Auftritt als Band, „So We Are A Little Bit Nervous“. Dass Bruce, Robin Trower und Drummer Gary Husband als Band nicht ausufernd viel geprobt, hört man. Und wer genau hinschaut, sieht schon mal fragende Blicke hin und herwandern, aber gleichzeitig fliegt auch die Kraft der Intuition und blinden musikalischen Verständnisses über die Bühne. Mehr ansehen
„Ich spiele Jack“
Amerkung: Mit Jack Bruce sprach ich zur Zeit seiner Zusammenarbeit mir Robin Trower und Gary Husband. Es war auch die Zeit, in der er in der britischen Presse mal so richtig abgekotzt hatte über Led Zeppelin. Da musste ich als alter Jimmy-Page-Verächter einfach nochmal nachhabken. Und Jack Bruce hat mir genau das erzählt, was ich hören wollte. Ich weiss, das ist biliger Klatsch- und Tratsch-Journalismus, aber es war mir ausnahmsweise ein Vergnügen, den alten weisen Cream-Bassisten ausführlich zu ziteiren.
Heavy Rock, Jazz, Blues, Fusion, Avant-Garde, World Music, R & B, Free Jazz oder auch einfach mal Rock. In alle diese Schubladen wurde das Lebenswerk des Jack Bruce, der am 14. Mai 66 wird, schon hineingesteckt. Bruce, der seinen anhaltend guten Ruf bei Musikliebhabern jeder Couleur auch dieser Vielfalt verdankt, hat Schubladendenken immer abgelehnt. Wer’s von ihm bestätigt haben will, kriegt von ihm postwendend ein druckreifes Zitat: »Ich würde erstmal sagen: ich spiele keinen Jazz, ich spiele Jack.«Mehr ansehen