Totem
Medieval Pagan Folk
Curzweyhl / VÖ: 2.7.2007
Keine sägenden Dudelsäcke. Keine Bratzgitarren. Nimmermehr waten in Blut und Knochensplittern, stattdessen schweben mit Elfen und Kobolden allhier. Die finsteren Faune aus der Münchner Gegend flechten uns das Tanzbein schön, naturverbunden, finster und mystisch. Bei weitem nicht so bodenständig wie Schandmaul, zu denen es Verbindungen gibt. Mehr ansehen
Life is People
Dead Oceans / VÖ: 24.8.2012
Abgeklärtes Alterswerk
Bill Fay hat Anfang der 70er Jahre zwei Alben aufgenommen, die in der Versenkung verschwunden sind – aber von Künstlern wie Nick Cave oder Wilco’s Jeff Tweedy (der auch bei einem Track mitsingt) hoch geschätzt werden. Fay hat seinen Lebensunterhalt in den vergangenen Jahrzehnten nicht mit Musik verdient: Mehr ansehen
Nuits de Fourvière – Live in Lyon (CD/Blue Ray)
Eagle Rock / 20.9.2013
Der Rockkritiker Lester Bangs hat vor Jahrzehnten über eine Begegnung mit Bryan Ferry gesagt: »Der Mann war so gleichgültig. Er stand da im weißen Smoking mit einer Zigarette in der Hand und sagte nicht ein Wort. Man hätte ihn in eine Ecke schieben, ihm einen Martini in die Hand drücken und ihn völlig vergessen sollen. Wie alle diese auf Effekte eingestellten Bands ist auch Roxy Music mehr darauf aus, sich in immer anderer Kleidung zu zeigen und anzukommen, als sich mit der echten Rock’nRoll Musik auseinanderzusetzen.Mehr ansehen
Drive Me Mad
Irish Speed Folk
Indigo / VÖ: 12.1.2007
Irish Folk aus Franken, mit harten Bandagen gespielt, dafür steht Fiddlers Green seit über 15 Jahren. Es war die Energie, die zupackende Entschlossenheit, die im positiv en Sinne überschäumende Spielwut, gekoppelt mit der gegensätzlichen Ausstrahlung von zwei Frontleuten: Mehr ansehen
Double Diamond
Rise Above Records / VÖ: 14.3.2011
„Mein Hals ist trocken, meine Knie flau“ singt Billy Steer in „Farewell“ und genauso klingt es auch, Betonung auf trocken. Es ist das fünfte Album der Retro-Rocker. Wenn man pingelig sein will, hat sich die Band über die Jahre hin zu einem in Nuancen polierten Sound hin entwickelt, und doch ist da immer noch diese ursprüngliche sympathische, auch dumpfe Rumpeligkeit, die Bands wie Budgie so sympathisch und unverwechselbar machte. Mehr ansehen
This Is My Universe
SPV / VÖ: 18.3.2016
Fans von Fischer-Z respektive John Watts haben die Songs des Albums über die vergangenen zwei Jahre auf der Bühne wachsen sehen, und Watts hat das Album bereits 2015 bei Konzerten verkauft. Wad er dort zu bieten hat ist das Charisma eines Mannes, der es ernst meint, ohne den Zeigefinger zu erheben und der dazu auch übe eine im Alter gereifte, aber nicht kaputt gebrüllte Stimme verfügt. Mehr ansehen
Ein lauter, leiser Charismatiker
Fischer-Z im Tollhaus, Karlsruhe, 15.10.2017
Anfang der 80er Jahre waren die Fischer-Z-Hits „Marliese“, „Cruise Missiles“ oder „Berlin“ unverzichtbarer Soundtrack jeder Studentenparty – und gleichzeitige der kommerzielle Zenit der Band um John Watts, der auch danach unzählige Alben unter dem Bandlogo oder seinem Namen veröffentlichte. Den typischen Sound zwischen eingängigem Pop, Rock und Reggae-Grooves hat die heutige junge Band hinter ihm an diesem Abend im Tollhaus perfekt drauf, und Watts selbst, 62 Jahre alt, hat immer noch diese wunderbare Stimme, die sich mühelos vom grummeligen Sprechgesang in schneidende Höhen schraubt.
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Ein wahrer Mensch
Fischer-Z alias John Watts mit Solo-Konzert im Tollhaus, Karlsruhe, 27.5.2022
Zeitlos oder aus der zeit gefallen? John Watts, der ohne Band aber unter dem Bandnamen Fischer-Z am Donnerstagabend im Tollhaus Station machte, lässt solche Fragen obsolet erscheinen. Denn Watts ist ein Unikat. En lärmendes und zugleich bis zur Selbstentblößung gefühlvolles. Lärm, so haben wir im 21. Jahrhundert gelernt, verkauft sich am besten als monolithischer Block, durch tausende Prozessoren gejagt und als eine Art Breitwandfilm in Gehörgänge geprügelt. Watts’ Lärm aber ist ein ein anderer, weitab vom Mainstream: der nämlich stammt aus dem 20, Jahrhundert und ist pure Anarchie. Mehr ansehen
A Parley With Angels
Chocolate Frog Records I VÖ: 21.9.2018
Überzeugende Weltschmerz-Preview
Nachdem der Erscheinungstermin des angekündigten finalen Fish Albums Weltschmerz auf 2019 verschoben wurde, legt der Schotte mit dieser EP einen Vorgeschmack auf das kommende Werk. Düsternis regiert in den drei neuen Stücken (mit einer Laufzeit von rund 30 Minuten). Die Musik verzichtet auf allzu komplexe Strukturen und setzt stattdessen auf klangmalerische Intensität, Groove und die suggestive Kraft der Texte. Mehr ansehen
The Moveable Feast – European Tour 2013-2015
Choolate Frog Records / VÖ: 5.12.2016
Emotionales Gewitter
Live-Dokumente aus dem Hause Fish sind immer gnadenlos ehrlich: Beiden Konzerten (Karlsruhe 2013 und Würzburg 2014) hört man auf vier CDs den emotionalen Überdruck an, mit dem sich der Künstler in den Ring wirft. Fishs Gesang ist immer gelebtes Leben, in jeder Sekunde. Die solide arbeitende Band trägt ihren Sänger auch durch schwierige Passagen, bei denen die Stimme brüchig wirkt. Das Karlsruher Konzert mag in Sachen Emotion eine Länge vorn liegen, war die badische Metropole doch damals des Sängers Zweitheimat. Die interessantere Setlist allerdings findet sich im Würzburger Konzert, in dessen Mittelpunkt die komplette ›High Wood Suite‹ aus A Feast Of Consequences steht. Noch akzentuierter, noch gravitätischer als in den Studiofassungen wirkt die Konzertdarbietung. Faszinierend ökonomisch gesetztes Riffing erzeugt Lustangst und Großkino-Grusel. „Slainte mhath“ – die erste Reminiszenz an Marillion-Zeiten – wirkt anschließend fast wie eine fröhliche Melodie. Das Intro zu „Vigil In The Wilderness Of Mirrors“ wird zu einer furiosen, aber auch resignierten, gesprochenen Anklage gegen alles Böse – und gleichzeitig Bestandsaufnahme der eigenen Ratlosigkeit angesichts der Kriege überall in der Welt, vorgetragen in grundsympathischem deutsch-schottischen Kauderwelsch. „Ich bin 56 Jahre alt, ich habe mehr Angst als ich hatte vor zehn Jahren“, sagt er. Man mag das für pathetisch halten. Glaubhaft ist es allemal. Denn bei Derek William Dick gibt es keine Trennung zwischen dem Menschen und dem Bühnentier, zwischen privat und politisch. Das kommt rüber. Dazu gibt es 20 Seiten atmosphärisch bebilderte Liner Notes von Fish persönlich.
9/10