„Waren wir nicht schon per Du?“ Christa Moog ist die Seele des Literaturhotels in Berlin-Friedenau

„Waren wir nicht schon per Du?“ Christa Moog ist die Seele des Literaturhotels in Berlin-Friedenau

Clemens Meyer, Volker Braun, Christa Wolf, Hans Christoph Buch, Peter Schneider, Judith Hermann, Christoph Meckel. Diese Schriftsteller haben aus ihren Büchern gelesen im Uwe Johnson-Salon. So heißt der Frühstücksraum des Literaturhotels in Berlin Friedenau. Dem beschaulichen Kiez, in dem Literatur einen ausgezeichneten Nährboden fand. Erich Kästner, Uwe Johnson und Günter Grass wohnten in der Niedstraße, Max Frisch in der Sarrazinstraße, Herta Müller in der Menzelstraße und Hans-Magnus Enzensberger in der Fregestraße. Fregestraße 68, das ist auch die Adresse des Literaturhotels.
Literatur ist allgegenwärtig in diesem aus der Zeit gefallenen Hotel, das vom Parterre bis hin zum Obergeschoss mit handverlesenen Biedermeier-Möbeln, Kronleuchtern und gerahmten Spiegeln ausgestattet ist und in dem die Fernsehgeräte in den Zimmern beinahe wie störende Fremdkörper erscheinen. Kein Zimmer gleicht dem anderen, alle sind individuell eingerichtet.Mehr ansehen

Deep Purple: Endlich remixed. Das verkannte Album „Rapture Of The Deep“

Deep Purple: Endlich remixed. Das verkannte Album „Rapture Of The Deep“

Eingestellt am 11.12.2025

Warnhinweis: Bevor Sie das lesen, sollten Sie wissen: Die allein selig machende Religion des Autors heisst Deep Purple. So, jetzt zum Thema. 2005 erscheint das Album „Rapture Of The Deep“, das neben dem grandiosen Titelsong wenig Material enthält, an das sich heute noch jemand erinnert. Was auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Band damals wenig vorbereitet ins Studio ging und eher durch solides Handwerk denn überzeigendes Songwriting zu punkten wusste. Zudem klingt die Produktion dünn und kraftlos. Besonders der Schlagzeugsound ist zum verzweifeln: Ian Paices Drums klingen gerade so, als trommle er auf alten Waschmittel-Kartons.Mehr ansehen

Der Künstler im Körper eines Lehrers gefangen. Mein Vater Ernst Zimmer

Der Künstler im Körper eines Lehrers gefangen. Mein Vater Ernst Zimmer

Eingestellt am 26.11.2025

Dieses Schlagzeug, das da im Fenster des kleinen Heidelberger Musikgeschäfts stand, das musste ich haben. Es war 1971, ich war 15, und ich nervte meinen Vater. Einmal, zweimal, dreimal. Bis er es mir kaufte. Ich räumte es in den Keller und begann darauf einzuprügeln. Meine Mutter war entsetzt, die Nachbarn irritiert, Vater grinste sich einen. Vielleicht war das typisch für diesen Mann, der eigentlich – das spürte ich schon als pubertierender Möchtegern-Rockstar – so gern freischaffender Künstler geworden wäre.

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Wie mir Hugo Egon Balder den großartigen Ringo Starr erklärte

Wie mir Hugo Egon Balder den großartigen Ringo Starr erklärte

Eingestellt am 6.11.2025

Es gibt ja intelligentes und strunzblödes Schlagzeugspiel. Was nicht heissen soll, dass die Erfüllungsgehilfen der jeweiligen Kategorie intelligent oder dumm sein müssen. Nein, es geht allein um ihre Kunst und den verfehlten Einsatz vorhandenen Talents. Um gleich ganz oben in Nerdistan einzusteigen und ums eigentliche Thema herumzutändeln, damit das nun folgende eine irgenwie wissenschaftliche Anstrich bekommt, beginnen wir mal mit einem Beispiel aus dem so genannten Progressive Rock, dortselbst ist das Phänomen am häufigsten zu beobachten. Mehr ansehen

Songs über Schiffsuntergänge. Eine leicht amüsierte Betrachtung, Teil 1

Songs über Schiffsuntergänge. Eine leicht amüsierte Betrachtung, Teil 1

Eingestellt am 16.10.2025

Vor fünf Jahren dichtete ich – war es die Pandemie oder nur gewöhnliche Todessehnsucht – folgende Zeilen: „Ich möcht‘ dabei sein, wenn der Käpt‘n spricht / vom Wetter, das jetzt naht / rough weather conditions’ und kein Land in Sicht /Augen zu, und volle Fahrt / Nah an der Klappe ist mein Logenplatz / Dort wo das Wasser im Strahl eindringt / Wenn der Sicherungsbolzen – ratzfatz – / Auf ewig in der Tiefe versinkt.“ Bisher hat sie niemand vertont. Und das abgebildete Schiff, an das ich dachte, fährt weiter vom Meer unbezwungen.Mehr ansehen

Spuren im Blech. Oder: Vom Scheitern als Romanautor

Spuren im Blech. Oder: Vom Scheitern als Romanautor

Eingestellt am 27.9.2025

Wie viele Romananfänge hatte ich schon geschrieben, und kein Roman war je daraus entstanden. Gut sie waren alle nicht so schlimm wie der: „An diesem Tag sollte James Wristband-Mapplethorpe eine Abkürzung suchen, die er nie finden würde.“ Auch nicht so schlimm wie der: „Jaromir Poggenpöhler war nun in einem Lebensalter angelangt, in dem man wehmütig den Produkten seiner Verdauung hinterherschaute, bevor sie im Strudel verschwanden. Wie lange noch würde…“ Oh Gott. Das haben sie jetzt bitte schon wieder vergessen. Einer gefiel mir besonders, doch auch daraus wurde kein Roman, aber immerhin das ….Mehr ansehen

Neuer Podcast ist online: Thomas Tscheschner: Der Leland Sklar der Kurpfalz

Neuer Podcast ist online: Thomas Tscheschner: Der Leland Sklar der Kurpfalz

Eingestellt am 6.9.2025

Immer wieder eine Freude, alte Kollegen zum Gespräch zu treffen. Einer davon ist Thomas. Die Liste der Musiker:innen, mit denen Thomas Tscheschner live und im Studio gearbeitet hat, ist mehrere Seiten lang. Er hat Udo Jürgens auf vielen Tourneen begleitet, hat mit Lydie Auvray Musette gemacht, war Teil der letzten Besetzung der legendären Mannheimer Band Kin Ping Meh.

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Vor 15 Jahren habe ich Max Giesinger eine Karriere prophezeit

Vor 15 Jahren habe ich Max Giesinger eine Karriere prophezeit

Eingestellt am 22.8.2025

„Musikalischer Tausendsassa will nach oben“ hiess der Artikel, den ich am 8.3.2009 in der Ettlinger Ausgabe der BNN schrieb. Weil Max Giesinger derzeit allweil wieder in allen Talkshows ist, hier nochmal zum Nachlesen: Max Giesinger hatte Glück: er musste nicht das oft zitierte „bildungsbürgerliche Zwangsklavier“ lernen. Als er elf war, fragte ihn seine Mutter: „Willst Du nicht mal zum Gitarrenunterricht gehen?“ Er ging und es machte ihm Spaß.

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Gundermanns Erben: Die Seilschaft. Eine subjektive Huldigung.

Gundermanns Erben: Die Seilschaft. Eine subjektive Huldigung.

Eingestellt am 31.7.2025

2024, am 15. Mai habe ich die Seilschaft zum zweiten Mal live erlebt. Und es war mir ein Fest. Eines der intensivsten Konzerterlebnisse in meinem an intensiven Konzerterlebnissen nicht eben armen Leben. Warum? Ich will es euch erklären: 1992 war es, als der Liedermacher Gerhard Gundermann begann, mit einer Band aufzutreten. Die Seilschaft machte seine Lieder zu kraftvollen Rocksongs und verschaffte ihm vor allem im Osten Deutschlands bis zu seinem plötzlichen Tod 1998 eine treue Fangemeinde. Gundermann & Seilschaft spielten unzählige Konzerte, auch im Vorprogramm von Joan Baez und Bob Dylan und wurden ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Im Westen blieb die Band allerdings eher ein Geheimtipp. Das begann sich seit 2018 durch den preisgekrönten Film „Gundermann“ von Andres Dresen zu ändern. Die Musiker hatten schon 2008 erstmals wieder bei einem Gedenkkonzert in der Berliner Columbiahalle gemeinsam auf der Bühne gestanden. 2021 gabe es dann endlich „Dein Paket“, das erste Album mit neuen, eigenen Songs der Gundermann -Band. Damals schrieb ich darüber: „Ein Album, dessen Musik sich zwischen Rock und Folk, zwischen kraftvollen Mutmacher-Nummern und verhaltener Melancholie bewegt. Die Texte fangen Momentaufnahmen und Stimmungen ein. In den besten Momenten erzählen sie eine Geschichte, für die andere einen Roman geschrieben hätten“. Mehr ansehen

Metal gegen den Mauerstaat: Wider die DDR-Nostalgie. Ein Zeitzeugen-Interview

Metal gegen den Mauerstaat: Wider die DDR-Nostalgie. Ein Zeitzeugen-Interview

Eingestellt am 30.7.2025

Ich beschäftige mich seit Montaten sehr viel mit DDR-Geschichte. Als studierter Historiker, als Musikfreak. Wen es nervt, der möge jetzt einfach nicht weiterlesen. Je mehr Menschen ich treffe, die aus eigenen Erfahrungen etwas zu berichten haben, desto mehr fasziniert mich das Thema „Leben in einer Diktatur“. Nicht zuletzt auch, weil unsere Demokratie derzeit wieder auf der Kippe steht. Raik Adam, sein Bruder Andreas und Dirk Mecklenbeck gehörten zu einer Gruppe Hallenser Heavy Metal-Fans, die sich schon als Schüler an den Verhältnissen in der DDR aufrieben und begannen, sich gegen Indoktrination und Willkür des SED-Staates aufzulehnen. Mehr ansehen