Purpendicular
EMI / VÖ: Februar 1996
»Nachdem wir zehn Jahre den schrittweisen Abstieg der Band miterlebt hatten, blühten wir mit diesem Album auf. Wir wurden eine andere Band« hat Roger Glover über Purpendicular gesagt. Nach dem Abgang von Ritchie Blackmore bringt der Amerikaner Steve Morse eine neue Klangfarbe mit: Mehr ansehen
Now What?!
Ear Music / Edel / VÖ: 26.04.2013
Die jugendliche Frische des Alters. Part One
Das neunzehnnte Studiowerk ist schon jetzt ein Klassiker – und die Band war sich der Stärke des Songs offenbar bewusst: Seit Jahrzehnten gab es auf der Bühne nicht mehr so viele aktuelle Songs zu hören wie auf der Tour zum Album. Was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass Produzent Bob Ezrin genau das eingefangen hat, was Deep Purple so stark macht: die schiere Improvisationswut und das einzigartige Zusammenspiel dieser noch immer hoch inspirierten Musiker. Mehr ansehen
Whoosh!
earMusic / Edel I VÖ: 7.8.2020
Die Krone des Hat-Trick
Welche Band, bei der die Mehrzahl der Mitglieder im achten Lebensjahrzehnt sind, erfindet sich noch neu? Deep Purple tun es. Auch für dieses dritte von Bob Ezrin produzierte Werk gilt: man kennt die Zutaten, aber sie wurden wieder einmal neu gemischt. Whoosh! erweiter die Bandbreite noch einmal, bleibt aber immer noch Hardrock klassischer Schule. Mehr ansehen
In Rock (25th Anniversary Deluxe Edition)
Parlophone / VÖ: 6.7.1995, Originalveröffentlichung 1970
Die zum 25jährigen Jubiläum 1995 erschienene, remasterte „Anniversary Edition“ ist nicht unbedingt ein Muss – ausser für beinharte Fans. Es gibt ein paar belanglose „Studio-Chats“, dazu ein wenig „alternative“ Musik, unter anderem „Speed King“ als etwas gedämpftere Piano-Version oder „Flight Of The Rat“ in Roger Glovers Remix. Das Album als solche ist allerdings noch immer ein Meilenstein. Nach dem Ende der MK I Besetzung, die sich nie so recht zwischen Pop-Apeal. Klassiketüden und wirklich hartem Rock entscheiden kann, stehen die Zeichen auf Sturm. Mit In Rock entsteht ein Album, das aus allen Rohren feuert: Aggressiv, laut und schrill, größenwahnsinnig. In Rock ist ein Neustart. Ritchie Blackmore sagt später, es sei das eigentliche erste Album der Band gewesen, und Jon Lord ist überzeugt, dass es den Hard Rock definiert hat. Lord selbst benutzt auf dem Album nicht nur Leslies, sondern spielt auch über Marshall-Verstärker, als wolle er Blackmores Gitarre mit seinem schrillen, schon fast schmerzhaften Orgelsound Konkurrenz machen. Dabei ist In Rock keineswegs eine eindimensionale Platte: Speed King, das mit einem kakophonischen Chaos beginnt, sich dann zunächst ganz zurücknimmt, um in eine wohlgeordnete Rock’n’Roll Schlacht auszuarten, ist die Richtung vorgegeben, und die heisst: Alles ist möglich, aber Hingabe ist Pflicht. Ein Hardrock-untypischer Groove schiebt ›Bloodsucker‹ , bei ›Child in Time‹ bleibt für die kommenden Jahrhunderte das (von It’s A Beautiful Day) geklaute Orgel-Intro hängen – und das finale Solo Duell von Blackmore und Lord, bei dem Blackmore vorlegt, Lord auf den fahrenden Zug aufspringt, und sie gemeinsam einlochen. ›Into the Fire‹ könnte am ehesten den Irrglauben unterfüttern, In Rock sei eine Heavy Metal Pionier-Scheibe. Die fast panischen Galopporgie von ›Flight Of The Rat‹ (man achte auf die Rhythmus-Orgel), und das zackig schreddernde ›Hard Lovin Man‹, bei dem Lord klirrend vorlegt, auf dass Herr Blackmore auf komplette Dekonstruktion, Zerhackung und Vernichtung hinsteuere. Womit dich der Kreis zum Intro von ›Speed King‹ perfekt schließt.
9/10
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Live in Rome 2013
earMusic/ Edel / VÖ: 20.12.2019
Mut zum neuen Material
Wer eines der Konzerte der Tour nach dem grandiosen Album Now What?! miterlebt hat, staunte über den geradezu revolutionären Mut, das aktuelle Material in der Setlist unterzubringen. Bis zu sechs der neuen Songs bekam das Publikum seinerzeit zu hören. Den Anfang dieses in Rom aufgenommenen Konzerts aber macht das Dreierpack ›Fireball‹, ›Into The Fire‹ und ›Hard Lovin Man‹. Das vorführt, wer der Meister des Wahnsinns im Ring ist: Don Airey, der in ›Fireball‹ ein vollkommen neues Solo abschießt und ›Hard Lovin Man‹ den akkuraten Gegenpart zu Steve Morses aggressiver Gitarrenerotik liefert. Die alten Songs machen aber auch ein Problem deutlich, unter dem die Live-Performance der Band nicht erst seit 2013 leidet: Ian Gillan packt einfach die wirklich hohen Töne nicht mehr. Manchmal zieht er sich dabei ehrenhaft tiefergelegt aus der Affäre, manchmal möchte man schon fast Mitleid mit dem unüberhörbar sich qäulenden Frontmann haben. Dafür singt der das schwierige ›Perfect Strangers‹ nahezu perfekt und mit anrührender Wärme. In dieser Version beweist auch Steve Morse, dass er Don Airey in Sachen Wahnsinn Konkurrenz machen kann. Die Klangkaskaden, die das Zentralriff umflächeln, kommen irgendwo aus einer ganz anderen Welt voller anfliegender Raumschiffe. Dafür verleiht er dem musiklischen Treppenwitz ›Vincent Price‹ eine massive Heavyness, dass man sich fast fürchten könnte, müsste man nicht dauernd lachen angesichts dieser offensichtliche Alice Cooper-Parodie. ›The Mule‹ – inklusive kurzweiligem Drumsolo – klingt nach Sturm und Drang. Das exakte Gegenteil ist ›All The Time In The World‹ Nicht unbedingt ein Paradestück für die Bühne, schafft es hier doch einen intimen Moment. Da singt der große Philosoph Gillan die unsterblichen Worte »Sometimes I just sit and think, and sometimes I just sit. (Manchma sitze ich da und denke, und manchmal sitze ich nur da).« In diesem Augenblick strahlt seine Stimme genau das aus, was sie in tieferen Tonlagen so gut kann: Vertrauen, Gelassenheit, Zuneigung, Altersweisheit.
8/10
Total Abandon Australia 99
Eagle Rock / VÖ: 20.4.2012
Abgeklärte Grooves und spitze Schreie
Vorsicht: Das Album ist die um vier Songs gekürzte Neuauflage der ursprünglichen Doppel CD Total Abandon- Live in Australia ’99 (von 1999). Das Konzert wurde auch bereits als DVD 2008 in ganzer Länge auf der Box Deep Purple Around The World Live veröffentlicht. Mehr ansehen
Celebrating Jon Lord – The Rocker
Edel / VÖ: 24.09.2014
Ein großes Aufgebot an Musikern kam im April diesen Jahres in der Royal Albert Hall zusammen, um das Lebenswerk Jon Lords zu feiern. Auf dem Doppelalbum sind neben der aktuellen Deep Purple Besetzung unter anderen Glenn Hughes, Bernie Marsden, Micky Moody, Phil Campbell (The Temperance Movement), Bruce Dickinson zu hören. Modfather Paul Weller, der als erster zum Mikro greift, dürfte nicht gerade eine sichere Bank bei Deep Purple Fans sein. Doch ist er mit seinem rotzigen Charme genau richtig für den Sixties-Pop von Lords damaliger Band The Artwoods. Genauso passend die Wahl von Phil Campbell für zwei Paice Ashton Lord-Songs. Der Mann hat das Tresen-Timbre des Tony Ashton hörbar inhaliert. Glenn Hughes und Bruce Dickinson arbeiten sich an ›You Keep On Moving‹ ab, und können es dabei leider nicht lassen, am Limit zu singen. Das klingt nach Hahnenkampf und Dickinson ist überdies nicht der Mann, Soul zu singen. Viel wichtiger als Detailkritik ist die Freude über die bewegenden Momente dieses einmaligen Abends, derer es reichlich gibt: Hughes‘ sehr persönliche Ansage zu ›This Time Around‹, Gillans zittrige Stimme, als er im Deep Purple Set ›Above And Beyond‹ ankündigt und die Zuhörer um absolute Stille für das Intro bittet. Der Rest ist Deep Purple Normalstandard, routiniert und doch immer wieder mit überraschenden Ideen: So etwa ›Lazy‹, das gleichzeitig an Leichtigkeit und Intensität gewinnt durch die Geige von Stephen Bentley-Klein, und die ungebrochene Improvisationsfreude dieser lautesten Jazzcombo der Welt in einem neuen Licht erscheinen lässt.
8/10
Touched by the Crimson King
SPV/Steamhammer / VÖ: 27.6.2005
Da oben auf der Zinne der Burg steht einer und klappert mit seiner Rüstung. Doch, ich seh’ ihn ganz genau. Ah, jetzt zückt er seinen Säbel! Degen? Schwert! Nein, es ist die sechssaitige. Noch schlimmer, Harrg! Die Stromgitarre, nach Altvätersitte bedient, immerdar im schweren Galopp. Wer ist’s? Der Jon Schaffer von Iced Earth. Ein aufrechter Recke des True Metal, gekommen niederzukartätschen all die Nu metal Bubis, all die College Rocker und die Spaßpunkapologeten. Harrgh! Und da kommt um die Ecke mit der stählernen Zwille, nein: dem Mikrofon, ebenfalls galoppel galoppel, der Hansi Kürsch. Der teutonischsten Recken fast allerteutonischster, sonst Chorleiter bei Blind Guardian. Zusammen sind sie Demons und Wizards und klingen wie Black und Decker. Und kochen zuverlässig immer wieder die gleiche Platte in ihrem Hexenkesselchen. Eine extrem kalorienreiche Mahlzeit, gespickt mit Pathos, Melodieseligkeit, Gitarrenorchestern und Getrommel wie Kanonenrohr. Völliger Blödsinn selbstredend, aber wundervoll und wohlschmeckend. Rapunzel, schwenke dein arschlanges Haar, denn es kommt der „Terror Train“, der „Gunslinger“, die „Wicked Witch“ und wie die netten Gnome aus dem Kinderzimmer alle heißen!
7/10
Touched By The Crimson King
SPV/Steamhammer / VÖ: 27.6.2005
Da oben auf der Zinne der Burg steht einer und klappert mit seiner Rüstung. Doch, ich seh’ ihn ganz genau. Ah, jetzt zückt er seinen Säbel! Degen? Schwert! Nein, es ist die sechssaitige. Noch schlimmer, Harrg! Die Stromgitarre, nach Altvätersitte bedient, immerdar im schweren Galopp. Wer ist’s? Mehr ansehen
Carnaby Street
Gonzo / VÖ: 9.7.2012
Swinging London Revisited
Michael Des Barres pflanzte seine musikalischen Wurzeln Anfang der 70er Jahre mit der Band Silverhead, einer „schmutzigen Bluesband mit Makeup“, wie er selbst sagt. Genau daran knüpft dieses Album an: Mehr ansehen